Dass Arzneimittel oftmals mit verschiedenen unerwünschten Wirkungen verbunden sein können, ist längst bekannt. Mitunter treten dabei auch bisher ungeahnte Nebenwirkungen auf. Ein Beispiel ist die Entstehung von Albträumen unter einer Akne-Behandlung mit Isotretinoin, die aktuell für Wirbel sorgt.
Zur Behandlung schwerer Formen von Akne sind Präparate zur topischen oder systemischen Anwendung mit Isotretinoin Mittel der Wahl, wenn andere Optionen nicht anschlagen. Die Arzneimittel sollten jedoch nicht als Lifestyle-Präparate genutzt werden, wie Expert:innen bereits gewarnt haben. Außerdem kann eine Behandlung mit Isotretinoin womöglich zu Albträumen führen, zeigen aktuelle Fallberichte von Dermatolog:innen aus den USA.
Isotretinoin ist ein Vitamin A-Derivat und verringert langfristig die Talgausscheidungsrate der Haut. Der genaue Wirkmechanismus ist nicht abschließend geklärt. Der Wirkstoff soll jedoch zu einer Verringerung der Propionibacterium acnes-Population beitragen und direkte sowie indirekte entzündungshemmende Effekte besitzen, die unter anderem durch eine Hemmung der Motilität und Migration von Neutrophilen in die Haut erreicht werden. Der Wirkstoff gilt als stark teratogen.
Albträume unter Isotretinoin-Behandlung
Berichtet wird im International Journal of Dermatology über mehrere Fälle von Albträumen unter einer systemischen Akne-Behandlung mit dem Wirkstoff bei Frauen und Mädchen verschiedenen Alters. Konkret traten Symptome wie nächtliche Unruhe, lebhafte Albträume und luzide Träume (Klarträume) auf. Hinzu kam mitunter ein verringerter Vitamin A-Spiegel von 43,4 µg/dl. Die Therapie erfolgte dabei überwiegend mit 40 mg Isotretinoin pro Tag, in einem Fall auch mit 60 mg/Tag. Keine der betroffenen Patientinnen litt unter psychiatrischen Erkrankungen oder nahm psychotrope Substanzen ein.
Laut den Wissenschaftler:innen weisen die Fälle auf einen möglichen seltenen Zusammenhang zwischen Isotretinoin und der Entwicklung von Albträumen hin. „Obwohl es möglich ist, dass diese Symptome zufällig auftraten, deuten die schwere und dramatische Natur dieser Träume sowie der zeitliche Zusammenhang mit dem Beginn der Isotretinoin-Behandlung und die Verbesserung bei Dosisänderung oder Absetzen auf einen möglichen kausalen Zusammenhang hin“, geben sie zu bedenken.
Als mögliche Gründe sehen die Wissenschaftler:innen einerseits die Signalübertragung durch Retinsäure-Rezeptoren. Denn diese könne die Regulierung von sogenannten Deltawellen beeinflussen, die wiederum mit dem Tief- und REM-Schlaf verbunden sind, wodurch diese tiefen Schlafphasen gestört werden können. Andererseits wurde Isotretinoin bereits mit einer verminderten Neurogenese im Hippocampus in Verbindung gebracht, der an Gedächtnis und Träumen beteiligt ist.
Die Lösung
Um Albträume unter Isotretinoin zu vermeiden, bringen die Forschenden neben einer Verringerung der Dosis beziehungsweise dem Absetzen des Wirkstoffs auch eine Vitamin A-Supplementierung ins Spiel. Denn das Vitamin fördert unter anderem die Neurogenese im Hippocampus und hat somit eine gegensätzliche Wirkung. Um den negativen Effekt von Isotretinoin auf das Träumen aufzuheben, genüge dabei bereits eine geringe Vitamin A-Dosierung von 5.000 IE/Tag, ohne dass das Risiko einer Toxizität steige. So konnte die Supplementierung in den jeweiligen Fallberichten teilweise innerhalb weniger Wochen für eine Besserung der Symptome sorgen.
Zunächst müsse jedoch weiter untersucht werden, ob Albträume tatsächlich eine mögliche seltene Nebenwirkung unter Isotretinoin sind oder ob es sich lediglich um Einzelfälle handelte.
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