Das niederländische Pharmakovigilanzzentrum Lareb informiert über Fälle von ischämischer Colitis, die im Zusammenhang mit der Anwendung von Bisacodyl aufgetreten sind. Daher wird zu einer erhöhten Aufmerksamkeit geraten.
Wie aus einem Informationsschreiben des Zentrums hervorgeht, wurden den Expert:innen im Zeitraum vom 22. Februar 2018 bis 21. September 2023 zwei Fälle über ischämische Colitis im Zusammenhang mit der Anwendung von Bisacodyl gemeldet, bei denen die ersten Anzeichen innerhalb einiger Stunden auftraten. Dabei handelt es sich um eine Entzündung des Dickdarms, die durch eine Unterbrechung der Durchblutung verursacht wird, wodurch es zu Ulzerationen der Dickdarmschleimhaut, Entzündungen und Blutungen kommt.
So erlitt eine Frau im Alter zwischen 60 und 70 Jahren nach der Einnahme von zwei Tabletten Bisacodyl 5 mg eine ischämische Colitis. Das Laxans hatte die Frau als Vorbereitung auf eine Darmspiegelung eingenommen und klagte in der Nacht nach der Einnahme über starke Bauchschmerzen mit Erbrechen. Andere Arzneimittel wurden nicht eingenommen. Der zweite Fall betraf einen Mann im selben Alter, der die gleiche Menge Bisacodyl einnahm und innerhalb weniger Stunden ebenfalls eine ischämische Colitis entwickelte. Er hatte jedoch zusätzlich Macrogol und Elektrolyte eingenommen. In beiden Fällen heilte die Erkrankung nach einigen Tagen aus.
Neben den aktuellen Fällen seien zudem unter anderem im EudraVigilance-System der Europäischen Arzneimittelagentur sowie in der Literatur bereits ähnliche Fälle beschrieben, die weiter untersucht wurden. So konnten insgesamt rund 100 Fälle von ischämischer Colitis unter Bisacodyl identifiziert werden.
Bisacodyl gehört zu den Laxantien und kommt bei Obstipation sowie bei Erkrankungen zum Einsatz, bei denen eine leichtere Darmentleerung notwendig ist, beispielsweise bei Hämorrhoidalleiden. Außerdem findet Bisacodyl vor Darmoperationen Anwendung. Der Wirkstoff ist ein Triarylmethan-Derivat und besitzt antiresorptive und hydragoge Eigenschaften. Die Wirkung geht zum einen auf eine Steigerung der Peristaltik des Dickdarms und die Förderung der Ansammlung von Wasser und Elektrolyten im Dickdarmlumen zurück, wodurch sich die Transitzeit verkürzt, Volumen und Konsistenz des Stuhls verändern und die Darmentleerung angeregt wird. Präparate mit dem Wirkstoff sollten nicht dauerhaft und ohne ärztliche Abklärung der Beschwerden angewendet werden.
Ischämische Colitis unter Bisacodyl: Ursachen noch unklar
Die Gründe für die Entstehung einer ischämischen Colitis unter Bisacodyl sind bisher noch nicht geklärt. Eine mögliche Ursache sehen die Expert:innen im Wirkmechanismus des Laxans. Demnach könnte die Steigerung der Peristaltik im Dickdarm zum einen den Blutfluss behindern oder sogar unterbrechen, wodurch das Darmgewebe nicht mehr (ausreichend) durchblutet wird. Zum anderen entstehe durch die erhöhte Kolonperistaltik ein erhöhter Sauerstoffbedarf der Darmschleimhaut, der nicht gedeckt werden könne.
Zwar wird Colitis in den Fachinformationen verschiedener Bisacodyl-haltiger Arzneimittel bereits als unerwünschte Wirkung mit unbekannter Häufigkeit aufgeführt. Allerdings sei es sinnvoll, zusätzlich explizit auf das Risiko einer ischämischen Colitis hinzuweisen. Denn: Die Erkrankung kann innerhalb weniger Stunden nach Einnahme einer Einzeldosis Bisacodyl entstehen und schwerwiegende Folgen haben, wenn sie nicht rechtzeitig erkannt wird, so der Appell.
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