Die jährliche Grippewelle hat hierzulande begonnen, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) zuletzt deutlich gemacht hat. Als Behandlungsoptionen bei Influenza kommen immer wieder auch antivirale Arzneimittel, beispielsweise mit Virostatika wie Baloxavir ins Spiel. Doch sind diese überhaupt wirksam?
Eine Influenza-Erkrankung tritt in der Regel plötzlich auf und zeigt sich unter anderem in Beschwerden wie Kopf- und Gliederschmerzen, hohem Fieber, trockenem Husten, Abgeschlagenheit und Co. Mitunter kann es auch zu schweren Krankheitsverläufen bis hin zum Tod kommen. Doch weil Viren die Erreger einer Grippe sind, kommen Antibiotika nicht als Behandlungsoption ins Spiel. Dafür jedoch mitunter antivirale Arzneimittel mit Wirkstoffen wie Baloxavir, Oseltamivir oder Amantadin, die auch zur Prophylaxe Anwendung finden. Doch in puncto Wirksamkeit besteht dabei oft Nachholbedarf.
Influenza: Kein Nutzen von antiviralen Arzneimitteln
Das ist das Ergebnis einer chinesischen Metaanalyse von 73 klinischen Studien mit mehr als 34.000 Patient:innen. Dabei wurde der Einsatz von antiviralen Arzneimitteln gegen Influenza ohne schweren Verlauf mit Placebo verglichen. Als Wirkstoffe kamen Baloxavir, Favipiravir, Laninamivir, Oseltamivir, Peramivir, Umifenovir, Zanamivir und Amantadin zum Einsatz. Überprüft wurde, ob diese die Zeit bis zur Linderung der Symptome verkürzen sowie das Risiko für eine Krankenhauseinweisung oder Tod verringern können.
Das Ergebnis: Keines der antiviralen Medikamente bei Patient:innen mit Influenza hatte einen signifikanten Einfluss auf die Sterblichkeit oder die Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthaltes – weder bei Erkrankten mit einem niedrigen noch mit einem Risiko. Lediglich das Virostatikum Baloxavir konnte die Gefahr bei letzteren geringfügig verringern und verkürzte zudem die Symptomdauer wahrscheinlich um bis zu einen Tag.
Baloxavir ist ein aktiver Metabolit von Baloxavirmarboxil und blockiert den Vermehrungszyklus von Grippeerregern. Grund dafür ist wiederum eine Hemmung der Aktivität des Grippevirus-spezifischen Enzyms Endonuklease in der PA-Untereinheit der viralen RNA-Polymerase. Arzneimittel mit dem Wirkstoff kommen sowohl zur Akutbehandlung einer unkomplizierten Influenzaerkrankung als auch zur Postexpositionsprophylaxe bei Patient:innen ab zwölf Jahren zum Einsatz.
„Alle anderen antiviralen Medikamente haben wahrscheinlich nur eine geringe oder gar keine Wirkung oder ihre Auswirkungen auf für den Patienten wichtige Ergebnisse sind ungewiss“, so das Fazit der Forschenden.
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