Indikationscheck: Vorsicht bei ASS und Sulfonylharnstoffen
Für Schmerzmittel werden laut Statista in diesem Jahr hierzulande rund 0,74 Milliarden Euro ausgegeben, das sind 8,84 Euro pro Kopf. Deine Beratung ist gefragt, und zwar nicht nur, wenn es um die Wahl des richtigen Schmerzmittels geht, sondern auch, wenn Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln auftreten können. Ein Beispiel ist die Kombi aus Acetylsalicylsäure (ASS) und Sulfonylharnstoffen wie Glibenclamid.
So viel vorweg: Von der Kombi ASS und Glibenclamid ist abzuraten. Die Wirkstoffe sollten nur nach Arztrücksprache gemeinsam eingenommen werden. Der Grund: ASS kann in hohen Dosen die Wirkung von oralen Antidiabetika wie Glibenclamid erhöhen: Die Folge kann eine Hypoglykämie sein.
Wirkstoffcheck: ASS und Sulfonylharnstoffe
ASS besitzt schmerzlindernde, entzündungshemmende und fiebersenkende Eigenschaften. Das nicht-steroidale-Antirheumatikum (NSAR) hemmt die Cyclooxigenase-1 (COX-1) und verhindert so die Prostaglandinsynthese. Dosiert werden 500 mg bis 1.000 mg als Einzelgabe, die maximale Tagesdosis beträgt 3.000 mg. ASS besitzt außerdem eine blutverdünnende Wirkung, die auf die Blockade der Synthese von Thromboxan-A zurückzuführen ist. Kommt ASS zur Thrombozytenaggregation zum Einsatz, wird es in Wirkstärken von 75 bis 300 mg täglich eingenommen.
Sulfonylharnstoffe gehören zu den oralen Antidiabetika. Ein Beispiel ist Glibenclamid, das bei Diabetes Typ 2 eingesetzt werden kann und blutzuckersenkende Eigenschaften besitzt. Der Arzneistoff kann die Insulinfreisetzung aus den Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse erhöhen. Die Wirkung der Glucosekonzentration der Umgebung der Beta-Zellen spielt keine Rolle – Glibenclamid blockiert die Kaliumkanäle der Beta-Zellen. Der Kaliumausstrom bleibt aus und eine Depolarisation ist die Folge. Die spannungsabhängigen Calciumkanäle öffnen sich, Calcium strömt ein und es kommt zur Insulinausschüttung. Glibenclamid sollte demnach nur Anwendung finden, wenn die Insulinproduktion noch stattfindet.
Vorsicht, aber warum?
ASS besitzt eine hohe Plasmaproteinbindung und konkurriert mit dem Sulfonylharnstoff. Glibenclamid kann aus seiner Bindung verdrängt werden und liegt in seiner freien Wirkform vor. In der Folge wird die blutzuckersenkende Wirkung verstärkt und eine Hypoglykämie kann nicht ausgeschlossen werden. Eine mögliche Gefahr besteht ab etwa 1,5 g ASS pro Tag, ebenso bei der Kombination von ASS und Insulin.
Was sind die Alternativen?
Im Rahmen der Selbstmedikation kann auf Paracetamol, das eine geringe Plasmaproteinbindung besitzt, ausgewichen werden. Zudem sollte auf eine ausreichende Trinkmenge geachtet werden – empfohlen sind 1,5 Liter pro Tag.
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