Zwei- bis viermal pro Jahr erwischt sie uns und hat uns fest im Griff – die Erkältung. Laufende oder verstopfte Nase und ständiges Niesen gehören zum Herbst wie buntes Laub. Zwar ist ein grippaler Infekt in der Regel selbstlimitierend, aber solange will und kann meist niemand warten. Was hilft gegen Schnupfen?
Was sind die Auslöser? Wer ist schuld?
Schnupfen (Rhinitis) zählt wie Halskratzen meist zu den ersten Symptomen einer Erkältung. Ursache einer Rhinitis sind in den meisten Fällen Viren aus der Gruppe der Adeno- oder Rhinoviren. Beim klassischen Schnupfen liegt meist eine Entzündung der Nasenschleimhaut vor. Schreitet die Erkrankung voran, können sich die Nasennebenhöhlen entzünden. Sind die Durchgänge zwischen den Nasennebenhöhlen und Naseninnerem, die sogenannten Ostien verschlossen, können die „Klimaanlagen“ unseres Körpers akut oder chronisch erkranken. Das Therapieziel lautet also: Abschwellen, Belüften und Sekretabfluss.
Auslöser der Entzündungsreaktion sind die pathogenen Keime, die auf die Nasenschleimhaut treffen und das Immunsystem aktivieren und Entzündungsmediatoren freisetzen. In der Schleimhaut wird dünnflüssiges Sekret produziert, das die Erreger ausspülen soll. Dieser Selbstreinigungsmechanismus wird jedoch von einer angeschwollenen Nasenschleimhaut gestört. Das Sekret kann nicht richtig abfließen, stört die Belüftung der Nebenhöhlen und verschließt den Übergang zwischen Nasennebenhöhle und Naseninnerem. Zudem wird das Sekret fester. Ein ideales Milieu für die pathogenen Keime, um sich zu vermehren. Eine Nasennebenhöhlenentzündung ist von Druckschmerz im Gesicht – vor allem im Stirn- und Wangenbereich – sowie einer erschwerten Nasenatmung gekennzeichnet. Die Schmerzen können sich beim Vorbeugen des Oberkörpers verstärken.
W wie …
Im Rahmen der Selbstmedikation müssen zahlreiche Fragen beantwortet werden. Für wen ist das Arzneimittel? Welche Begleitumstände, andere Erkrankungen, Begleitsymptome und Beschwerden liegen vor? Wie ist die Beschaffenheit des Sekrets? Seit wann bestehen die Beschwerden? Welche Arzneimittel werden eingenommen?
Wann zum Arzt?
Liegt eine chronische Sinusitis vor (mehr als drei Monate) oder lässt sich die Nasenebenhöhlenentzündung nach etwa 14 Tagen nicht deutlich eindämmen, sollten die Betroffen an einen Arzt verwiesen werden. Betroffene mit hohem beziehungsweise langanhaltendem Fieber, eitrigem oder blutigem Sekret oder Verdacht auf arzneimittelbedingtem Schnupfen sowie Nasensprayabusus sollten ebenfalls zum Arzt.
Raus mit dem Schleim – das passende Arzneimittel
Sekretolytika können den Schleim verflüssigen und zudem Entzündungen reduzieren. Zur Wahl stehen unter anderem pflanzliche Präparate, die auch in der S2k Leitlinie Rhinosinusitis zu finden sind. Im Falle einer akuten Erkrankung liegt die Empfehlung bei einem patentierten Extrakt aus Enzian, Schlüsselblume, Ampfer, Holunderblüten und Eisenkraut sowie bei einem Spezialextrakt aus rektifizierten ätherischen Ölen aus Eukalyptus, Myrtol, Zitrone und Süßorange. Als dritte Möglichkeit kommt Cineol in Frage, das nicht zu den Phytopharmaka zählt. Die Arzneimittel besitzen schleimlösende und entzündungshemmende Eigenschaften und können zum Teil die mukoziliäre Clearance erhöhen.
Die schnelle Lösung gegen verstopfte Nasen bieten abschwellende Nasensprays, -tropfen oder -gels mit den alpha-Sympathomimetika Xylo- und Oxymetazolin. Bis zu zwölf Stunden hält der Effekt an. Im Handel sind zudem Kombinationen mit pflegendem Dexpanthenol. Die abschwellende Eigenschaft kann auf die Wirkung an den Alpha-Adrenozeptoren zurückgeführt werden. In geringerem Maße werden auch Beta-Rezeptoren stimuliert, die einen gefäßerweiternden Effekt auslösen und womöglich den nach etwa sieben tagen eintretenden Reboundeffekt erklären. Die Gefäßverengung überwiegt jedoch zu Beginn. Oxymetazolin werden zusätzlich antivirale und entzündungshemmende Eigenschaften zugesprochen.
Ein Schnupfen kommt immer zum falschen Zeitpunkt. Arbeit, Familie und Termine können dennoch nicht warten. Kombinationsarzneimittel für den Tag bestehen meist aus einem Schmerzmittel wie Acetylsalicyläure (ASS), Ibuprofen oder Paracetamol und einem topischen alpha-Sympathomimetikum wie Penylephrin oder Pseudoephedrin. So können verschiedene Symptome mit einem Arzneimittel in Schach gehalten werden. Schmerzen, Fieber und Entzündungen werden gemildert und die Nasenschleimhaut schwillt ab. Präparate für die Nacht können außerdem ein Schlafmittel enthalten. Die Produkte sollten in jedem Fall nur wenige Tage angewendet werden.
Good to know: Kombinationsarzneimittel mit Phenylephrin und Pseudoephedrin sollten nicht gleichzeitig mit abschwellenden Nasensprays eingesetzt werden. In einigen Fällen ist eine Blutdrucksteigerung möglich, die in einer hypertensive Krise enden kann.
Zusatztipps
Nasenspülungen und Inhalationen können zusätzlich zur Belüftung und Drainage der Nasennebenhöhlen beitragen. In Frage kommen isotonische und hyperosmolare Salzlösungen. Während isotone eher einen befeuchtenden Effekt haben, können hypertone Flüssigkeiten den Schleim verflüssigen.
Salz- oder Arzneistofflösungen lassen sich jedoch nicht Hilfe der klassischen Kochtopfmethode inhalieren, geeignet sind stattdessen elektrische Vernebler. Warme Dämpfe mit dem Zusatz von ätherischen Ölen können jedoch mit der klassischen Methode inhaliert werden. Ätherische Öle sind jedoch nicht für Asthmatiker geeignet.
Schnäuzen oder Hochziehen
Putzt man sich die Nase zu stark und unter dem hohen Druck können die pathogenen Keime inklusive Schleime in die Nasennebenhöhlen und Stirnhöhle gepresst werden. Darum sollte beim Naseputzen nur ein geringer Druck aufgewandt werden. Beim Nasehochziehen wird das Sekret hingegen meist in den Rachen befördert und kann ausgespuckt oder heruntergeschluckt werden. Die Magensäure macht dann schließlich den Erregern den Garaus.
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