Indikationscheck Pertussis
Keuchhusten – Pertussis – gehört zu den häufigsten Infektionskrankheiten der Atemwege. Die Zahl der Fälle steigt hierzulande aktuell stark an. Grund dafür ist vor allem der Erreger Bordetella parapertussis, der die Fallzahlen in die Höhe treibt. Hier kommt der Indikationscheck Pertussis.
Nicht nur die Zahl der Erkältungs- und Grippeerkrankungen hat sich durch die Corona-Pandemie minimiert, sondern auch die der Keuchhustenfälle. Doch damit ist nun offenbar Schluss. Seit Ende 2022 lässt sich laut dem Robert-Koch-Institut (RKI) ein deutlicher Anstieg bei Pertussis erkennen. Allein in diesem Jahr hat das RKI bisher bereits mehr als 5.000 Fälle registriert – rund 1.000 mehr als im gesamten letzten Jahr. Schuld daran ist vor allem das Bakterium Bordetella parapertussis, das sich derzeit zunehmend ausbreitet und sowohl bei Menschen als auch bei Schafen auftreten kann.
Pertussis: Verlauf und Symptome
Pertussis gilt als hochansteckende Infektionskrankheit, die durch gramnegative, aerobe Stäbchenbakterien wie Bordetella pertussis, zunehmend auch Bordetella parapertussis, ausgelöst wird. Die Erreger bilden dabei Giftstoffe, die die Schleimhäute der Luftwege schädigen. Betroffen sind in der Regel Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene. Säuglinge sind bei einer Erkrankung besonders gefährdet. Die Übertragung erfolgt per Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch.
Die Inkubationszeit beträgt zwischen einer Woche und 20 Tagen. Zu den ersten Symptomen gehören Erkältungs-ähnliche Beschwerden wie Husten, Schnupfen und leichtes Fieber, die oftmals bis zu zwei Wochen anhalten. Während dieser Zeit sind Patient:innen hochinfektiös. Anschließend entwickelt sich ein immer schwerer werdender, trockener Husten, der meist anfallsweise auftritt, von zähem, glasigen Schleim begleitet wird und mehrere Wochen andauern kann. Ursache ist die Bildung des Pertussis-Toxins, die jedoch unter einer Infektion mit Bordetella parapertussis ausbleibt, weshalb die Erkrankung in diesem Fall meist milder und kürzer verläuft. Ein weiteres Anzeichen ist das typisch keuchende Geräusch, das beim Einatmen zu hören ist.
Nach überstandener Erkrankung kann mitunter über Monate noch Reizhusten auftreten, beispielsweise durch kalte Luft, Zigarettenrauch oder körperliche Anstrengung ausgelöst.
So wird behandelt
Da Pertussis hierzulande zu den meldepflichtigen Erkrankungen gehört, gelten die Regelungen des Infektionsschutzgesetzes. Betroffene sollten sich daher isolieren und bei Verdacht keine Gemeinschaftseinrichtungen mehr aufsuchen.
Zur Behandlung kommen Antibiotika wie Erythromycin, Azithromycin oder Clarithromycin zum Einsatz. Bei einer frühzeitigen Gabe können sie die Husten-Erkrankung abschwächen oder gar verhindern. Nach Einsetzen der Hustenanfälle kann der Krankheitsverlauf dagegen meist nicht verkürzt werden. Allerdings mindern Antibiotika die Übertragungsfähigkeit auf rund fünf Tage nach Beginn der Behandlung. Ohne Antibiotikum sind Betroffene bis zu drei Wochen nach Einsetzen der ersten Hustenanfälle ansteckend. Auch Kontaktpersonen können vorsorglich mit einem Antibiotikum behandelt werden.
Achtung: Oftmals entwickeln Patient:innen lediglich einen langanhaltenden Husten ohne Hustenanfälle, was die Diagnose Keuchhusten erschwert.
Außerdem wird ab einem Alter von zwei Monaten eine Immunisierung gegen Pertussis empfohlen. Die Impfung setzt sich aus drei Impfdosen mit einem Sechsfachimpfstoff zusammen. Zudem sind drei Auffrischungsimpfungen notwendig. Auch Schwangere können geimpft werden. Das Problem: Die Immunisierung gehört zwar zu den Standardimpfungen, richtet sich allerdings vor allem gegen Bordetella pertussis, den Haupterreger von Keuchhusten. Die Schutzwirkung gegen Bordetella parapertussis ist daher eingeschränkt, was laut RKI ein möglicher Grund für die aktuelle Ausbreitung des Bakteriums und die steigende Zahl an Fällen von Pertussis ist. Hinzukommt, dass sich auch Geimpfte mit den Erregern infizieren und diese übertragen können, ohne selbst zu erkranken.
Nach einer Keuchhusten-Erkrankung ist eine erneute Ansteckung möglich, der Immunschutz hält in der Regel zwischen sieben und 20 Jahren an.
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