Die Corona-Pandemie stellt das Gesundheitssystem seit mehr als einem Jahr auf die Probe. Dennoch sind neun von zehn Bürger:innen damit hierzulande generell zufrieden. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Umfrage der TK. Es gibt jedoch noch Luft für Verbesserungen. Eine davon könnten Impfungen in Apotheken sein, findet ein Großteil der Befragten.
Aktuell haben die Apotheken mit der Abwicklung der Bestellungen von Corona-Impfstoffen für die Arztpraxen alle Hände voll zu tun. Beim Umgang mit den anspruchsvollen Vakzinen sind Sorgfalt um Umsicht gefragt. Dafür hat das Personal die notwendige Expertise und Sensibilität, wie ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening in einem neuen Erklärvideo des Bundesgesundheitsministeriums betont. Doch neben der Lagerung und dem Transport von Corona-Impfstoffen werden einige Teams seit letztem Herbst auch selbst aktiv und impfen gegen Grippe. Allerdings nur in zeitlich befristeten Modellprojekten mit entsprechender Zusatzqualifikation. Geht es nach den Bürger:innen, könnte das Impfangebot in den Apotheken vor Ort jedoch ausgebaut werden. In einer aktuellen Umfrage der Techniker Krankenkasse (TK) stehen 64 Prozent der Befragten dieser Möglichkeit grundsätzlich aufgeschlossen gegenüber.
Impfungen in Apotheken: Nicht nur gegen Grippe, sondern auch gegen Corona?
Für den TK-Meinungspuls Gesundheit 2021 wurden im Auftrag der Kasse im Januar 2021 mehr als 2.000 Personen zu ihrer Einschätzung des deutschen Gesundheitssystems befragt. So viel vorweg: Die große Mehrheit der Umfrageteilnehmer:innen (90 Prozent) zeigt sich insgesamt zufrieden. Acht von zehn Personen sehen jedoch auch Reformbedarf. Veränderungen seien beispielsweise bei der Bezahlung von Pflegekräften (72 Prozent) und der gesundheitlichen Versorgung auf dem Land notwendig. Ein möglicher Schritt für eine bessere Versorgung könnten auch Impfungen in Apotheken sein. Zwei von drei Befragten geben an, sich in der Apotheke impfen lassen zu wollen oder dies bereits getan zu haben.
Derzeit wird bereits darüber diskutiert, ob Apotheken auch in die Corona-Impfkampagne integriert werden sollten. Für Anke Rüdinger, Vorsitzende des Berliner Apothekervereins, ist dies durchaus denkbar, wie sie bereits Anfang April gegenüber dem rbb-Inforadio erklärte. Diese Auffassung teilt ihr Kollege Thomas Preis, Vorsitzender des Apothekervereins Nordrhein grundsätzlich. Sobald in den nächsten Wochen und Monaten genügend Impfstoff zur Verfügung stünde, müsse überlegt werden, ob und wie die Apotheken eingebunden werden könnten, betonte er kürzlich in der Rheinischen Post.
Auch vom Bayerischen Apothekerverein heißt es auf Nachfrage: „Grundsätzlich kann man sagen, das Apothekerinnen und Apotheker nach entsprechenden Schulungen fachlich auf jeden Fall in der Lage sind, Impfungen durchzuführen. Die erfolgreichen Modellprojekte zur Grippeimpfung in Apotheken haben das gezeigt. Jetzt gilt es abzuwarten, welchen Rahmen die Politik beim weiteren Corona-Impfverlauf setzt, was natürlich auch von ausreichend vorhandenen Impfstoffen, sowie den Impfkapazitäten in Arztpraxen und Impfzentren abhängt.“ Demgegenüber lehnt die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns den jüngsten Vorstoß des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder, in Kürze möglichst auch Impfteams in Supermärkte, Apotheken und Co. zu schicken, ab und verweist auf die Expertise der niedergelassenen Haus- und Fachärzt:innen. Auch Gesundheitsminister Jens Spahn sieht derzeit keinen Bedarf, Apotheken in die Corona-Impfkampagne einzubinden, wie er gestern im Rahmen einer Pressekonferenz betonte.
Neben Impfungen in Apotheken zeigen sich die Bürger:innen auch digitalen Lösungen gegenüber offen. Auch wenn derzeit nur ein kleiner Teil der Befragten Erfahrungen mit Videosprechstunden hat (3 Prozent), war die Zufriedenheit groß. Zudem geben fast drei Viertel (72 Prozent) dies generell ausprobieren zu wollen, mehr als zwei Drittel (69 Prozent) sogar im Notfall.
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