Das Ausstellen von digitalen Impfzertifikaten gehört in den Apotheken zum Alltagsgeschäft. Beinahe jede Apotheke bietet den Service an. So weit so gut – wären da nicht die potenziellen Impfpassfälschungen, die in der Apotheke vorgelegt werden.
Im Durchschnitt werden täglich 23 Impfnachweise in einer Apotheke digitalisiert, macht summa summarum seit Start knapp 3.500 generierte QR-Codes. Wie die aktuelle aposcope-Umfrage unter den Kolleg:innen zeigt, sind auch zu Unrecht ausgestellte Zertifikate dabei. Denn 11 Prozent der befragten Kolleg:innen geben an, auch bei Verdacht auf eine Fälschung einen digitalen Impfnachweis auszustellen. Warum? Weil sie die Diskussionen leid sind.
Vier von zehn Befragten geben an, dass ihnen bereits gefälschte Impfpässe vorgelegt wurden. Diejenigen, die bereits einen manipulierten Impfnachweis in der Hand hatten, schätzen, dass 8 Prozent der Zertifikate auf Grundlage einer Fälschung generiert wurden.
Dass es sich um eine Manipulation handelt, erkennen die befragten Kolleg:innen unter anderem am Stempel, an den Etiketten, an zu kurzen Abständen zwischen Erst- und Zweitimpfung, an der Schreibweise und am neuen gelben Impfpass.
Fälschung erkannt und dann? Die Reaktionen der Kolleg:innen sind unterschiedlich – 57 Prozent halten Rücksprache mit den Arztpraxen, jede/r Zweite vertröstet den/die Kund:in auf den nächsten Tag und 36 Prozent sprechen mit der Polizei. Nur drei von zehn Befragten Apotheker:innen und PTA sprechen den/die Kund:in auf die potenzielle Fälschung an. 75 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass es nicht Aufgabe der Apotheke ist, Impfpassfälscher:innen das Handwerk zu legen. Dennoch ist der Ruf nach strengen Strafen laut (90 Prozent).
Eine „typische“ Personengruppe, die gefälschte Impfpässe in der Apotheke vorlegt, gibt es nicht, sagen vier von zehn Befragten. Nach Wahrnehmung der Befragten sind typische „Fälscher:innen“ zwischen 20 und 45 Jahren alt und eher männlich.
Dass es mit der Verschärfung der Maßnahmen im Alltag eine Zunahme an gefälschten Impfpässen geben wird, war laut 93 Prozent der Befragten von vornherein klar. Und wer ist schuld, dass immer mehr Fälschungen in den Apotheken auftauchen? Das Bundesgesundheitsministerium/der Minister, sagen 43 Prozent der Befragten. Dass sich das Konzept der digitalen Impfnachweise nicht bewährt hat und sofort eingestellt werden sollte, sagen nur 28 Prozent. Die Umfrage unter den Kolleg:innen zeigt auch, dass sie weiterhin Zertifikate ausstellen wollen – der Großteil (56 Prozent) ist nicht der Meinung, dass nur noch Impfzentren und impfende Ärzt:innen digitale Nachweise ausstellen dürfen sollen.
An ein neues fälschungssicheres System glauben nur 16 Prozent der Befragten. Warum? Weil niemand mehr die Kontrolle über die durchgeführten Impfungen hat.
Hinweis zur Methodik: Für die aposcope-Studie zu Impfpassfälschungen wurden am 23. November 2021 insgesamt 312 verifizierte Apothekenmitarbeiter:innen, darunter 155 PTA, online befragt.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Sonstige Produkte zur Wundbehandlung: Versorgungslücke ab Dezember
Nach dem 2. Dezember dürfen Apotheken keine „sonstigen Produkten zur Wundbehandlung“ zulasten der Kasse liefern und abrechnen. Damit entsteht eine …
Ozempic: Ware in „erhöhten Mengen“ noch im November
Ozempic (Semaglutid, Novo Nordisk) ist seit rund zwei Jahren knapp. Nun kommt es zum Comeback: Der Hersteller informiert über eine …
E-Rezept: Retax wegen Fristüberschreitung
Dem Vernehmen nach werden derzeit vermehrt E-Rezepte aufgrund von Fristüberschreitungen retaxiert. Dabei ist eine Überschreitung der 28-tägigen Belieferungsfrist in Ausnahmefällen …