Knapp neun Millionen Menschen sind hierzulande inzwischen gegen Covid-19 geimpft. Trotz des holprigen Impfstarts könnten bis Ende Juli alle impfwilligen Erwachsenen geimpft sein. Es könnte sogar noch schneller gehen, wie eine neue Untersuchung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung zeigt.
Laut Bundesgesundheitsministerium wurden bis zum 12. März 12,5 Millionen Impfdosen von BioNTech/Pfizer, AstraZeneca und Moderna an die Bundesländer ausgeliefert. Die Expert:innen gehen davon aus, dass jedem/jeder Impfwilligen bis zum Sommer ein Impfangebot gemacht werden kann. Vorausgesetzt, die Impfungen mit der Vakzine von AstraZeneca werden nach dem vorsorglichen Aussetzen wieder aufgenommen.
Die Impfkampagne soll Fahrt aufnehmen und niedergelassene Ärzte so früh wie möglich routinemäßig einbezogen werden. „Was noch Modell ist, soll die Regel werden“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn vor der Bundespressekonferenz. „Es ist der Grundstein, um deutlich an Geschwindigkeit zu gewinnen.“ Wie eine neue Berechnung des IMK zeigt, könnten bis Ende Juli alle impfwilligen Erwachsenen hierzulande den vollständigen Impfschutz gegen Covid-19 erhalten. Dies entspricht dem gleichen Termin, den die britische Regierung anpeilt. Rein rechnerisch – bezogen auf die avisierten Impfdosen und Impfkapazitäten in den Impfzentren und Praxen – könnte die Deadline gehalten werden. Mehr noch: „Werden die Impfstoffe in dem derzeit vorgesehenen Tempo geliefert und sofort vollständig verabreicht, könnten die mutmaßlich knapp 53 Millionen impfwilligen Erwachsenen rein theoretisch sogar schon bis Ende Juni vollständig immunisiert werden“, so das IMK.
„Der aktuelle Ärger über knappe Impfstoffe, überlastete Terminportale und kurzfristig nicht verimpfte Dosen ist nachvollziehbar und Fehler müssen natürlich aufgearbeitet werden. Aber das sollte den Blick nach vorne nicht verstellen“, sagt Professor Dr. Sebastian Dullien, wissenschaftlicher Direktor des IMK. „Die Lieferungen nehmen Fahrt auf. Die Verfügbarkeit der Vakzine ist in wenigen Wochen kein Engpass mehr.“
Rechnerisch möglich: Bis Ende Juli alle impfwilligen Erwachsenen geimpft
Bald könnten den Expert:innen zufolge nicht mehr die Verfügbarkeit der Impfstoffe, sondern die Impfkapazitäten der entscheidende Faktor sein. Und so sieht die Rechnung aus: Laut Bundesregierung sind bis Ende Juli knapp 137 Millionen Impfdosen von Biontech/Pfizer, Moderna, AstraZeneca sowie Johnson & Johnson (wird nur einmal verabreicht) angekündigt – genug, um 77,6 Millionen Erwachsenen einen vollständigen Impfschutz zu bieten. Geht man von einer Impfbereitschaft von etwa 75 Prozent der Erwachsenen (52,5 Millionen Menschen) aus, könnten theoretisch bis Ende Juni alle Impfwilligen das notwendige Impfschema abgeschlossen haben.
Das Impftempo wird zum einen von der Verfügbarkeit der Vakzine und zum anderen von den Impfkapazitäten bestimmt. Die Wissenschaftler:innen berechneten einen „Impfpfad“, der eingehalten werden muss, um das Ziel am 31. Juli zu erreichen. Aktuell werden täglich rund 200.000 Menschen geimpft. Bis Anfang April müsste die Zahl bei durchschnittlich 275.000 liegen. „Das ginge wahrscheinlich mit den bestehenden Impfzentren, die beim bisherigen Impftempo nur zum Teil ausgelastet sind“, so die Expert:innen. „Ab April wäre dann ein großer Sprung nötig, um mit den verfügbaren Vakzinmengen Schritt zu halten und auf dem Impfpfad zu bleiben: Die Zahl der täglichen Impfungen müsste auf durchschnittlich gut 670.000 steigen und sogar Höchstwerte von 800.000 erreichen, um den normalerweise geringeren Betrieb am Wochenende auszugleichen.“
Klingt viel und mehr als ambitioniert, ist den Expert:innen zufolge aber nicht illusorisch, wenn die Hausärzt:innen bis dahin flächendeckend gegen Corona impfen und große Unternehmen ihre Betriebsärzt:innen in die Impfkampagne einbeziehen.
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