In der Schmerzbehandlung haben Kund:innen in der Selbstmedikation die Qual der Wahl zwischen verschiedenen Wirkstoffen und Darreichungsformen. Doch was wirkt beispielsweise bei Rückenschmerzen besser – oral eingenommenes Ibuprofen oder topisch angewendetes Diclofenac?
Leiden Kund:innen unter Schmerzen, ist schnelle Linderung gefragt. Die Auswahl an Wirkstoffen ist groß und ebenfalls stehen verschiedene Darreichungsformen zur Verfügung. Cremes, Gele und Salben sollen im Vergleich zur oralen Einnahme den Vorteil haben, dass die Wirkstoffe deutlich niedrigere Konzentrationen im Blut erreichen – bei korrekter Anwendung besteht nur ein geringes Risiko für systemische Nebenwirkungen. Zu den Topsellern in der Apotheke gehören unter anderem Diclofenac-haltige Schmerzgele. Doch wirkt topisch verabreichtes Diclofenac besser als oral eingenommenes Ibuprofen? Das wollten Forschende bei Patient:innen mit Rückenschmerzen herausfinden.
Ibuprofen ist ein nichtsteroidales Antirheumatikum (NSAR). Der Wirkstoff hemmt die Cyclooxygenasen (COX)-1 und 2 und somit die Prostaglandinbildung, wodurch es zu einem entzündungshemmenden, schmerzlindernden und leicht fiebersenkenden Effekt kommt. Der Wirkstoff findet bei leichten bis mäßig starken Schmerzen Anwendung. Dosiert wird in Abhängigkeit von Alter und Körpergewicht.
Diclofenac gehört ebenfalls zu den NSAR und besitzt schmerzlindernde und entzündungshemmende Eigenschaften. Der Wirkstoff ist zur äußerlichen Anwendung seit 1999 rezeptfrei. Die Wirkung ist auf die Hemmung der Cyclooxygenase und der verminderten Prostaglandinbildung zurückzuführen.
Die Studie
Dafür wurden erwachsene Patient:innen in den USA überprüft, die sich aufgrund von akuten Rückenschmerzen – genau Schmerzen im unteren Rückenbereich – in der Notaufnahme vorstellten. Während ein Teil von ihnen mit 400 mg Ibuprofen in Tablettenform sowie einem Placebo-Gel behandelt wurde, erhielten andere Teilnehmer:innen 1 prozentiges Diclofenac-Gel zum eigenständigen Auftragen plus ein orales Placebo. Einige Patient:innen wurden zudem mit einer Kombination beider Wirkstoffe therapiert.
Um die Wirksamkeit von oralem Ibuprofen und topisch angewendetem Diclofenac zu vergleichen, wurden die Betroffenen jeweils zwei und sieben Tage nach ihrem Besuch in der Notaufnahme telefonisch zu ihrem Schmerzempfinden befragt und sollten dieses auf einer Skala – dem Roland Morris Disability Questionnaire (RMDQ) – einordnen.
Orales Ibuprofen schlägt Diclofenac-Gel
In allen drei Patientengruppen zeigte sich nach zwei Tagen eine deutliche Schmerzlinderung um mehr als fünf Punkte auf der RMDQ-Skala, die als statistisch signifikant gelten. Wenig überraschend wies orales Ibuprofen dabei eine bessere – sprich schneller eintretende und stärkere – Wirksamkeit auf als Diclofenac-Gel. Demnach verbessere sich das Schmerzempfinden in der Ibuprofen-Gruppe im Schnitt um 10 Punkte, in der Diclofenac-Gruppe dagegen nur um rund 6 Punkte. Bei Patient:innen mit einer Kombinationstherapie lag die Verbesserung durchschnittlich bei knapp 9 Punkten.
Sieben Tage nach Behandlungsbeginn waren keine Unterschiede in puncto Wirksamkeit mehr festzustellen, was die Forschenden jedoch darauf zurückführen, dass die Patient:innen bei der Entlassung lediglich mit einem Zwei-Tages-Bedarf bevorratet wurden.
Um die Ergebnisse zur besseren Wirksamkeit von Ibuprofen im Vergleich zu Diclofenac auch für andere Patientengruppen zu bestätigen, braucht es laut den Forschenden weitere Studien.
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