Keine Wirkung ohne Nebenwirkung: Weil unter der Therapie mit ACE-Hemmern mitunter eine Hyperkaliämie auftreten kann, wird die Behandlung meist ausgesetzt. Zu Unrecht.
ACE-Hemmer kommen sowohl zur Behandlung von Bluthochdruck als auch bei chronischen Nierenerkrankungen zum Einsatz. Sie besitzen gefäßerweiternde Eigenschaften und greifen in das Renin-Angiotensin-System (RAS) ein. Ihre Wirkung beruht auf einer Blockade des Angiotensin Converting Enzyms (ACE), wodurch sich der Angiotensin II-Spiegel reduziert.
Doch die Wirkstoffe können neben trockenem Reizhusten als unerwünschte Wirkung die Nierendurchblutung einschränken. Außerdem droht das Risiko einer Hyperkaliämie, da sie die Freisetzung von Aldosteron verhindern. Dies gilt insbesondere für Patient:innen mit eingeschränkter Nierenfunktion. Doch auch wenn es dazu kommt, sollten ACE-Hemmer nicht einfach abgesetzt werden, empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) aktuell.
Absetzen von ACE-Hemmern bessert Nierenwerte nicht
Der Grund: Anhand von Studiendaten konnte gezeigt werden, dass ein Absetzen von ACE-Hemmern aufgrund einer Hyperkaliämie auch bei fortgeschrittener Nierenfunktionsstörung weder signifikant dazu beitragen konnte, die Nierenwerte zu bessern noch das kardiovaskuläre Risiko zu senken. Im Gegenteil. Wurde die Therapie abgebrochen, mussten Patient:innen schneller an die Dialyse angeschlossen werden und es konnte mitunter eine Zunahme der Nieren- oder Herz-Kreislauf-Ereignisse beobachtet werden, wenn die Behandlung mit ACE-Hemmern nach einer Hyperkaliämie nicht fortgesetzt wurde.
Bevor es zum Absetzen kommt, sollten daher zunächst andere Maßnahmen ausgeschöpft werden. So sollte beispielsweise geprüft werden, ob die Gabe von Diuretika optimiert werden kann, ob die Verabreichung von Kaliumbindern notwendig ist oder eine Diätberatung erfolgen kann, lautet die Empfehlung der DGIM. Dabei schließen sich die Expert:innen den Empfehlungen der Kidney Diseases Improving Global Outcomes (KDIGO) Leitlinie bei chronischer Nierenerkrankung an.
Laut Fachinformationen besteht insbesondere bei gleichzeitiger Anwendung von ACE-Hemmern, Angiotensin-II-Rezeptor-Antagonisten oder Aliskiren das Risiko für eine Hyperkaliämie und eine Abnahme der Nierenfunktion. Letztere sollte unter der Therapie mit ACE-Hemmern vor und während der Behandlung überwacht und eine Dosisanpassung insbesondere in den ersten Behandlungswochen entsprechend vorgenommen werden.
Mehr aus dieser Kategorie
Antibiotika für Kinder: Besser nicht zu früh?
Dass Antibiotika mit Bedacht verordnet werden sollten – Stichwort Resistenzen –, ist bekannt. Das gilt besonders, wenn diese bei Kindern …
Erhöht Milch das Risiko für Herzkrankheiten?
Milch- und Milchprodukte haben bei vielen Menschen einen festen Platz auf dem Ernährungsplan. Doch zu viel davon kann gefährlich werden, …
SVA tagt: OTC-Switch für Sildenafil und Co.?
Am 21. Januar 2025 tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) zum ersten Mal im neuen Jahr. Auf der Agenda steht …