Chloroquin und Hydroxychloroquin gelten als Hoffnungsträger in der Covid-19-Behandlung. Eine brasilianische Studie mit hochdosiertem Chloroquin musste abgebrochen werden – elf Menschen starben.
Die Covid-19-Therapie mit Chloroquin, das zur Behandlung und Prophylaxe von Malaria zugelassen ist, ist nicht ohne Nebenwirkungen. So ist bekannt, dass in Kombination mit Azithromycin schwere Herzrhythmusstörungen möglich sind. Grund ist eine QTc-Verlängerung. Dies ist auch der Grund, warum die brasilianische klinische Studie abgebrochen wurde. Bei mehreren Patienten wurden tödliche Arrhythmien und Herzmuskelschäden beobachtet.
Das Problem
Chloroquin und Hydroxychloroquin werden in der Malaria-Therapie in der Regel nur kurzfristig und in geringen Dosen eingesetzt. Die Patienten sind meist jung und ohne Vorerkrankungen. Patienten der Covid-19-Risikogruppe und jene mit schweren Verläufen haben jedoch meist Vorerkrankungen beispielsweise der Lunge oder des Herzens. Hinzu kommt, dass die Wirkstoffe im Falle einer SARS-CoV-2-Infektion höher dosiert und über einen längeren Zeitraum als im Falle einer Malaria-Behandlung eingesetzt werden.
Laut Empfehlung einer chinesischen Gesundheitsbehörde sollen Covid-19-Patienten zweimal täglich mit je 500 mg über einen Zeitraum von zehn Tagen behandelt werden. Das entspricht einer Gesamtmenge von zehn Gramm. Die Zentren für Krankheitskontrolle und -prävention (CDC) empfehlen 600 mg als Startdosis, gefolgt von weiteren 300 mg zwölf Stunden nach der ersten Gabe und jeweils zweimal täglich 300 mg vom zweiten bis fünften Tag.
Chloroquin wird im Falle einer Malariabehandlung wie folgt angewendet: Pro Kilogramm Körpergewicht werden 8 mg Chloroquinphosphat verabreicht. Erwachsene mit einem Körpergewicht von 94 kg schlucken am ersten Tag sechs Tabletten zu je 250 mg (1.500 mg), sechs Stunden später werden weitere drei Tabletten zu je 250 mg (750 mg) eingenommen. An den folgenden zwei bis drei Tagen wird die tägliche Gabe von drei Tabletten zu je 250 mg (750 mg) empfohlen.
Die Studie
Das Tropeninstitut in Manaus führte eine Phase-IIb-Studie mit 81 Covid-19-Patienten durch. Eigentlich sollten 440 Probanden an der Studie zu Chloroquin teilnehmen. Behandelt wurde mit Chloroquin oral oder über eine Nasensonde in zwei verschiedenen Dosierungen: zweimal täglich 600 mg über zehn Tage (Hochdosis) und zweimal täglich 450 mg als Erstdosis gefolgt von einmal täglich 450 mg über einen Zeitraum fünf Tagen (Niedrigdosis). Außerdem wurden alle Patienten mit Ceftriaxon und Azithromycin behandelt.
Doch schon nach wenigen Tagen wurde vor allem in der Hochdosisgruppe eine Verlängerung des QTc-Intervalls (25 Prozent) sowie ein Trend zu höherer Letalität (17 Prozent) beobachtet. Nach sechs Tagen waren elf Patienten verstorben, somit betrug die Sterberate 13,5 Prozent. Die Studie wurde daraufhin vorzeitig abgebrochen. „Die vorläufigen Ergebnisse deuten darauf hin, dass die höhere Chloroquin-Dosierung (zehn-Tage-Schema) wegen ihrer potenziellen Sicherheitsrisiken nicht für die Behandlung mit Covid-19 empfohlen werden sollte“, schreiben die Wissenschaftler.
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