Hochdosierte Folsäure: Sicher und vorteilhaft in der Schwangerschaft
Während bekannt ist, dass ein Mangel an Folsäure mitunter schwere gesundheitliche Folgen wie eine Blutarmut haben kann, stellt sich die Frage, ob die Einnahme hochdosierter Folsäure-Präparate in der Schwangerschaft mit Risiken verbunden ist – Stichwort Fehlbildungen beim Ungeborenen. Doch eine Studie zeigt: Die Supplementierung kann als sicher und vorteilhaft betrachtet werden.
Die Einnahme von Folsäure wird nicht nur während der Schwangerschaft empfohlen, sondern auch in der Stillzeit sowie für Frauen mit Kinderwunsch, die bereits in der Familienplanung sind. Denn das „Lebensvitamin“ B9 ist an Wachstums- und Zellteilungsprozessen beteiligt und soll dazu beitragen, das Ungeborene vor Fehlbildungen wie Neuralrohrdefekten geschützt sind. Worauf genau der schützende Effekt von Folat zurückzuführen ist, ist bislang nicht geklärt.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Schwangeren eine tägliche Aufnahme von 550 μg Folatäquivalenten, wobei 1 μg Folatäquivalent 1 μg Nahrungsfolat und 0,5 μg synthetischer Folsäure (nüchtern eingenommen) entspricht. Frauen, die schwanger werden wollen oder könnten, sollten ab vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft zusätzlich zu einer folatreichen Ernährung mit der täglichen Einnahme von 400 μg synthetischer Folsäure beginnen und diese während des ersten Trimenons fortführen. Dabei zeigt sich: Wird hochdosierte Folsäure eingenommen, beeinflusst dies die Entwicklung des Neugeborenen nicht negativ. Das ist das Ergebnis einer Studie aus den USA.
Hochdosierte Folsäure: Keine Unterschiede in der Entwicklung
Forschende der Stanford University haben überprüft, wie sich die Einnahme von Folsäure in verschiedenen Dosierungen im ersten Schwangerschaftstrimenon auf die körperliche und mentale Gesundheit von knapp 350 Kindern im Alter von sechs Jahren auswirkt. Denn, dass Folsäure in der Schwangerschaft Fehlbildungen verringern und die intellektuellen Fähigkeiten der Kinder verbessern kann, war bereits klar, jedoch nicht, welche Dosis dafür am besten geeignet ist und ob auch höhere Dosen sicher für das Kind sind, so die Forschenden. Unterschieden wurde deshalb in fünf Gruppen:
- keine Folsäure-Einnahme
- sehr niedrige Aufnahme (≤ 0,4 mg/Tag)
- geringe Dosierung (0,4 bis 1,0 mg/Tag)
- mittlere Dosierung (> 1,0 bis 4,0 mg/Tag)
- hohe Dosierung (> 4,0 mg/Tag)
Wie zu erwarten war, fielen die sprachlichen und verhaltensbedingten Untersuchungen bei Kindern, die im Mutterleib eine Folsäure-Exposition hatten, positiver aus. Negative Auswirkungen der Einnahme von Präparaten in hoher Dosis ließen sich dagegen nicht beobachten. Im Gegenteil: Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft hochdosierte Folsäure eingenommen hatten, wiesen ähnlich ausgeprägte sprachliche und soziale Fähigkeiten auf wie unter niedriger Dosierung.
„Frühere Studien hatten Risiken bei höheren Dosen festgestellt. Deshalb sind diese Ergebnisse für schwangere Frauen oder Frauen, die eine Schwangerschaft planen, beruhigend, da die Einnahme einer höheren Dosis Folsäure zu Beginn der Schwangerschaft weiterhin positive Auswirkungen auf die Gehirngesundheit ihres Kindes haben kann“, so die Forschenden. Somit kann die Supplementierung hochdosierter Folsäure als sicher und vorteilhaft betrachtet werden, so das Fazit. Um die tatsächlich optimale Folsäure-Dosis zu ermitteln, brauche es jedoch weitere Studien.
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