Seit rund fünf Jahren stehen durch eine Änderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung hierzulande in den Apotheken HIV-Selbsttests zur Verfügung. Diese sollen Personen, die befürchten, sich mit dem HI-Virus infiziert zu haben, Klarheit liefern. Dabei gibt es jedoch einiges zu beachten. Wir frischen dein Wissen für die Beratung auf.
Hierzulande sind schätzungsweise rund 90.000 Menschen mit dem Human Immundeficiency Virus (HIV) infiziert. Ein Teil der Betroffenen weiß jedoch nichts davon. Für Klarheit sorgen kann ein HIV-Selbsttest, der auch in vielen Apotheken angeboten wird. Was bei der Beratung dazu wichtig ist, erfährst du von uns.
HIV ist ein lymphotrophes Lentivirus, zählt zur Familie der Retroviren und ist Auslöser der Immunschwächekrankheit Acquired Immune Deficiency Syndrome (AIDS). Die Übertragung erfolgt durch Körperflüssigkeiten, beispielsweise bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr (anal oder vaginal) oder beim Drogenkonsum. Fand eine Infektion statt, verbleibt das Virus lebenslang im Körper und Infizierte können bei entsprechender Viruslast – über 20 Viruskopien/ml im Blutplasma – ansteckend sein.
HIV-Selbsttest erst nach zwölf Wochen
HIV-Selbsttests sind für Laien und die Anwendung im geschützten Raum, beispielsweise zu Hause, gedacht, wenn Patient:innen nicht direkt in eine Arztpraxis gehen wollen. Sie sollen innerhalb von rund 15 Minuten ein Ergebnis über eine mögliche Infektion liefern. Die Tests stehen als Speichel- oder Bluttests zur Verfügung, die sich in ihrer Sensitivität und Spezifität unterscheiden. Bluttests sind laut dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) am zuverlässigsten. Dabei wird ein Tropfen Blut aus der Fingerkuppe entnommen, in einer Testflüssigkeit verdünnt und auf eine Testkassette gegeben.
Tipp: Das PEI informiert auf seiner Website über eine Auswahl an geeigneten Tests sowie deren korrekte Anwendung.
Achtung bei PrEP und PEP
In der Beratung sollten PTA jedoch darauf hinweisen, dass HIV-Selbsttests frühestens ab zwölf Wochen nach dem Zeitpunkt der potenziellen Ansteckung anschlagen. Der Grund: Es handelt sich um Antikörpertests, die spezifische Antikörper gegen das HI-Virus nachweisen. Bis sich diese nach einer Infektion gebildet haben und die Konzentration für einen Nachweis hoch genug ist, braucht es mehrere Wochen. Kommen Patient:innen unmittelbar nach dem Risikokontakt in die Apotheke, sollte an eine Arztpraxis, das Gesundheitsamt oder die Aidshilfe verwiesen werden, um eine Postexpositionsprophylaxe (PEP) einzuleiten.
Aber Vorsicht, wurde diese bereits eingenommen, kann es bei einem anschließenden HIV-Selbsttest zu Verfälschungen kommen. Gleiches gilt für die Einnahme der Präexpositionsprophylaxe (PrEP) zur Vermeidung einer Infektion. Denn die entsprechenden Medikamente können die Ergebnisse der HIV-Selbsttests beeinflussen. Der Grund: Kommt es trotz Einnahme zu einer Ansteckung, wird die Virusvermehrung verzögert, sodass sich die Infektion oftmals erst später nachweisen lässt. „Es ist somit möglich, dass die Einnahme solcher Medikamente ein falsch-negatives Ergebnis im HIV-Selbsttest bewirkt, trotz einer Infektion mit dem HI-Virus“, stellt das PEI klar. In beiden Fällen sollten Patient:innen daher Arztrücksprache halten.
Bei einem positiven HIV-Selbsttest muss das Ergebnis immer durch einen offiziellen Labornachweis bestätigt werden.
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