Gründe, eine Tablette zu teilen, gibt es viele – zum Beispiel, weil es kein Präparat in der benötigten Stärke gibt, aufgrund von Schluckbeschwerden oder aus Kostengründen. Doch Vorsicht, nicht jede Tablette darf geteilt werden. Und wenn teilen, dann richtig.
Tabletten sollten nur in Ausnahmefällen geteilt werden. „Grundsätzlich gilt: Finger weg vom Zerteilen, nehmen Sie die Tabletten, wenn möglich als Ganzes ein! Das Zerbrechen oder Zerteilen von Tabletten hat viele Nachteile. Nutzen Sie den pharmazeutischen Sachverstand Ihres Apothekenteams und fragen Sie nach, bevor Sie eine Tablette beschädigen“, appelliert Professor Dr. Rolf Daniels. In der Regel stehen Tabletten in allen benötigten Dosierungen zur Verfügung, so der Experte. „Zerteilte Tabletten lassen sich leichter schlucken. Aber die negativen Aspekte überwiegen eindeutig.“ Der Grund: Wird eine Tablette geteilt, wird die Dosierung der einzelnen Bruchstücke ungenauer. Die Folge können Unter- und Überdosierungen sein. Daher gilt: Tabletten dürfen nur geteilt werden, wenn dies laut Beipackzettel oder in der Fachinformation möglich ist.
Kerbe heißt nicht teilen
Nicht jede Kerbe ist eine Bruchkerbe, denn es gibt auch sogenannte Schmuckkerben. Diese berechtigen nicht zum Teilen. Ein Blick in den Beipackzettel kann helfen. Steht dort nicht, dass eine Tablette geteilt werden darf, sollten Patient:innen auch nicht teilen.
Kann eine Tablette nicht geteilt werden und der/die Kund:in kann die ganze Arzneiform nicht schlucken, können Hilfsmittel wie Applikationshilfen in Form von gelartigen Einnahmehilfen aus der Apotheke die Anwendung erleichtern. Möglich wäre auch eine Umstellung auf flüssige Zubereitungen wie Tropfen und Säfte nach Arztrücksprache.
Dragees und Kapseln: Teilen verboten
Filmtabletten oder Dragees sollten nicht geteilt werden. Sie besitzen einen schützenden Überzug, der den Wirkstoff vor Licht, Sauerstoff und Feuchtigkeit schützt oder auch als Geschmackskorrigenz dienen kann. Wird der Film zerstört, können Stäube entstehen, die unabsichtlich aufgenommen werden und andere Personen im Haushalt schädigen können. Außerdem sind Wirkverlust und schwerwiegende unerwünschte Arzneimittelwirkungen möglich.
Weich- oder Hartgelatinekapseln dürfen ebenfalls nicht geteilt werden. Das Wirkstoff-Füllstoff-Gemisch kann nicht so aufgeteilt werden, dass der Arzneistoff zu gleichen Anteilen eingenommen wird.
Tabu ist auch das Teilen von magensaftresistenten festen Darreichungsformen. Eine Ausnahme sind Zubereitungen im Multi Unit Pellet System (MUPS), da die einzelnen Wirkstoffpellets mit einem magensaftresistenten Überzug versehen sind. Der Überzug soll die Magenschleimhaut vor Reizung und Schädigung oder den Wirkstoff vor vorzeitiger Zersetzung durch die Magensäure schützen.
Messer weg von Retardtabletten – die Formulierungen sollen den Wirkstoff über eine längere Zeit freisetzen und so über mehrere Stunden wirken. Würde beispielsweise ein retardierter Blutdrucksenker geteilt, kann der Blutdruck in Folge einer Überdosierung (weil der Wirkstoff auf einmal freigesetzt wird) kurzfristig zu stark abfallen.
Schnell-langsam (SL)-Systeme, wie sie beispielsweise bei Diclofenac Anwendung finden, sollten ebenfalls nicht geteilt werden. Gleiches gilt für Depotgalenik und oral osmotische Systeme (OROS). SL-Tabletten besitzen eine innere Matrix, die den Wirkstoff in retardierter Form freisetzt. Diese ist von einer Hülle aus schnell freisetzendem Wirkstoff umgeben.
So werden Tabletten richtig geteilt
Ob eine Tablette teilbar ist, verrät die Packungsbeilage, die Fachinfo, die Apothekensoftware oder auch ein Blick in die Gelbe Liste Identa. Der Hersteller muss gewährleisten, dass der Wirkstoff gleichmäßig in der Tablette verteilt ist und beim Halbieren oder Vierteln alle Teile die gleiche Menge an Wirkstoff enthalten. Soll eine Tablette geteilt werden, sollte auf die Form geachtet werden.
Dicke oder gewölbte Tablette mit Bruchkerbe
Tablette mit der Bruchkerbe nach oben auf eine glatte, feste und saubere Oberfläche legen, dann von oben mit den Fingerspitzen oder dem Zeigefinger auf die Kerbe drücken.
Flache Tablette mit Bruchkerbe
Tablette mit der Bruchkerbe nach unten auf eine glatte, feste und saubere Oberfläche legen, dann mit dem Zeigefinger oder den Fingerspritzen auf die glatte Seite ohne Kerbe drücken.
Tablette mit kleiner Bruchkerbe
Die Tablette zwischen Daumen und Zeigefinger nehmen und in der Hand teilen.
Ein Tablettenteiler kann das Halbieren oder Vierteln erleichtern. Dabei gibt es verschiedene Modelle zum Klappen oder Schieben, die ein fest installiertes Messer enthalten. Auch das Küchenmesser kann als Hilfe dienen. Es sollte jedoch nicht zu scharf und nicht spitz zulaufend sein. Am besten das Messer an beiden Enden anfassen und die Tablette mit gleichmäßigem Druck teilen. Aber Achtung, es besteht Verletzungsgefahr und die Tablette oder Teile können wegspringen.
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