Die nationale Grippeimpfstoff-Reserve ist da: Apotheken können ab sofort die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) georderten Impfstoffe bestellen und an die Ärzte ausliefern. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) informiert darüber, dass zwei Vakzine aus dem Ausland jetzt freigegeben und im Handel sind.
Der Impfstoff „Fluzone High Dose Quadrivalent“ ist für Personen ab 65 Jahren zugelassen, aber in Europa noch gar nicht auf dem Markt. Trotzdem hat das Bundesgesundheitsministerium (BMG) die Vakzine beim Hersteller Sanofi bestellt, um ältere Menschen ab 65 Jahren zu schützen. Entsprechend soll der Impfstoff vorzugsweise in Alten- und Pflegeheimen eingesetzt werden. Ärzte, die hier Bewohner betreuen, können diesen Impfstoff laut PEI wie gewohnt über die Apotheken bestellen. Der Vertrieb erfolgt über den Großhandel.
Fluzone High-Dose Quadrivalent kommt in US-amerikanischer Aufmachung. Der Impfstoff ist auf Basis der Regelungen der Medizinischer Bedarf Versorgungssicherstellungsverordnung (MedBVSV) in Deutschland verkehrsfähig und ab dieser Woche (KW 46) im Handel. In der EU ist ein vergleichbarer Impfstoff unter dem Markennamen Efluelda zwar zugelassen, aber noch nicht verfügbar.
Charakteristika der Importware
- Die englisch beschriftete Ware trägt den Handelsnamen Fluzone High-Dose Quadrivalent.
- Die Chargen-Nummern der im Handel verfügbaren Impfstoffdosen lauten wie folgt: UJ536AB, UJ547AA, UJ547AB, UJ547AC.
- Die PZN lautet 16820047.
- Zur Dokumentation der Impfung im Impfpass soll der abziehbare Aufkleber der Fertigspritze verwendet werden.
- Eine Serialisierung der Ware für den europäischen Markt – also das Aufbringen von Merkmalen auf die Verpackung, die eine Rückverfolgung jeder einzelnen Packung von der Apotheke zurück bis zum Hersteller ermöglicht – ist nicht erfolgt.
- Der fertig verpackten Ware liegt keine deutschsprachige Packungsbeilage bei. Daher stell das PEI eine deutsche Übersetzung bereit.
- Die Ware wird in 10er-Packungen (2 Blister à 5 Spritzen) ohne Kanülen geliefert.
Der Impfstoff besitzt die vierfache Antigenmenge im Vergleich zu den herkömmlichen Grippeimpfstoffen. Die Vakzine sollte ursprünglich von Gesundheitsbehörden und dem öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) bestellt werden und ausschließlich zur Vorbeugung von Ausbrüchen in Pflege- und Altenheimen und Krankenhäusern oder bei Impfaktionen des ÖGD zum Einsatz kommen. Nachdem Spahn vor einigen Wochen einräumte, dass es hier noch kein Logistikkonzept gibt, ist nun offenbar die Auslieferung über die Apotheken vorgesehen.
Auch Vaxigrip Tetra wurde vom BMG als Grippeimpfstoff-Reserve in französischer Aufmachung beschafft und ist laut PEI nun ebenfalls im Handel.
Laut BMG stehen in dieser Saison insgesamt 26,675 Millionen Dosen zur Verfügung, inklusive der nationalen Reserve. Mehrere Impfstoffe wurden vom Bund bestellt:
- Influsplit Tetra (GlaxoSmithKline)
- Influvac Tetra (Mylan)
- Flucelvax Tetra (Seqirus)
- Vaxigrip Tetra – französische Aufmachung (Sanofi-Aventis)
- Fluzone High-Dose Quadrivalent – US-Aufmachung (Sanofi-Aventis)
Ein großer Anteil der Grippeimpfstoff-Reserve entfällt auf Vaxigrip Tetra. Ursprünglich hatte das vom Bund beschaffte Kontingent erst ab KW 47 ausgeliefert werden sollen, nun kommt es eine Woche früher. Wie viele Impfstoffe aus der Reserve aber überhaupt noch zur Verfügung stehen, ist nicht bekannt. Seqirus etwa hatte nach eigenen Angaben auch schon einen Teil der Reserve im September ausgeliefert.
In den vergangenen Wochen hatten Ärzte und Apotheker ihren Unmut über die fehlenden Impfstoffe Luft gemacht. Während kaum noch Vakzine vorrätig waren und nur noch vereinzelt Ware geliefert wurde, warb das BMG auf Postern für die Impfung. Spahn reagierte auf Nachfragen gereizt, sein Ministerium behauptete, dass in Apotheken und Praxen noch Dosen vorrätig seien. Laut PEI sind mittlerweile 22,7 Millionen Dosen freigegeben.
Dieser Beitrag erschien im Original bei APOTHEKE ADHOC. Hier den Newsletter abonnieren!