Die Bestellfrist für Grippeimpfstoffe der Saison 2022/23 wurde von einigen Herstellern verlängert und das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) warnt vor möglichen Engpässen. Doch anders als in den vergangenen beiden Jahren will das Bundesgesundheitsministerium (BMG) keine nationale Reserve beschaffen.
„Derzeit weicht die Anzahl der vorbestellten Impfstoffdosen noch signifikant von dem ermittelten Bedarf für die kommende Grippesaison ab, was schlimmstenfalls zu Einschränkungen der Impfstoffverfügbarkeit führen könnte“, appellierte das PEI Ende März. Einige Hersteller haben reagiert und die Bestellfrist verlängert – GSK und Seqirus bis Ende April. „Die Vorbestellmöglichkeit wurde nun zum dritten Mal bis 30. April verlängert“, teilt eine GSK-Sprecherin auf Anfrage mit. Sanofi räumt den Praxen und Apotheken etwas mehr Zeit ein und nimmt eine Order für Grippeimpfstoffe trotz Ablauf der Bestellfrist an. „Unsere Vorbestellfrist endete am 31. März“, informiert eine Sanofi-Sprecherin. „Bestellungen, die noch zeitnah eingehen, nehmen wir aber selbstverständlich noch an.“
Da stellt sich die Frage nach der nationalen Reserve – 2020/21 hatte das BMG sechs Millionen Impfdosen beschafft und 2021/22 waren es knapp sieben Millionen Dosen. Für die kommende Grippesaison wird es Stand jetzt keinen Puffer vom BMG geben: „Die Beschaffung einer nationalen Reserve ist für die Grippesaison 2022/2023 derzeit nicht vorgesehen“, heißt es aus dem BMG.
Kein Wunder, denn sowohl 2020/21 als auch 2021/22 wurden nicht alle Dosen aus der nationalen Reserve verimpft. Für die Saison 2020/21 standen am Ende rund 16 Millionen Euro zur Verfügung, um Apotheken zu entschädigen, die noch Grippeimpfstoffe aus der Reserve an Lager hatten. Abgerufen wurde aber nur ein Bruchteil der Summe – nämlich sieben Millionen Euro (900 Euro pro Apotheke).
Wie viele Grippeimpfstoffdosen der nationalen Reserve 2021/22 nicht abgerufen, ausgeliefert und verimpft wurden, lässt das BMG offen. Fest steht, es gibt noch Restbestände. „Nach Informationen von den pharmazeutischen Unternehmern wurden nicht alle Impfstoffe der BMG-Reserve abgerufen“, so ein Sprecher. Wie hoch der Bestand noch ist, kann aktuell noch nicht beantwortet werden. „Derzeit liegen dem BMG keine Zahlen über die übrig gebliebenen Impfstoffe der nationalen Reserve 2021/2022 vor, da Retouren noch bis Ende Juni 2022 zu erwarten sind.“
Und auch zu den insgesamt verimpften Dosen gibt es noch keine Zahlen. „Daten zu den insgesamt in Deutschland verimpften Influenzaimpfdosen (GKV, PKV, Beihilfe etc.) liegen dem BMG nicht vor. Daten zu den zu Lasten der GKV abgerechneten Impfungen sind für die Saison 2021/2022 noch nicht verfügbar.“
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Müssen PTA trotz Kündigung Überstunden leisten?
In der Apotheke ist Mehrarbeit angesichts von Personalmangel und Co. meist keine Seltenheit. Doch was gilt nach der Kündigung – …
Nordrhein: Einigung auf neuen Tarifvertrag
Adexa und TGL Nordrhein haben sich rückwirkend zum 1. Januar 2025 auf einen neuen Gehaltstarifvertrag geeinigt. Dieser muss von den …
Reduzierte Wochenarbeitszeit: Teilzeit nicht gleich Teilzeit?
Etwa jede/r dritte Erwerbstätige arbeitet hierzulande in Teilzeit – Tendenz steigend. Auch in den Apotheken entscheiden sich viele Mitarbeitende dazu, …