Steht in der Rezeptur die Herstellung von Kapseln an, stehen PTA vor verschiedenen Herausforderungen. Halbfeste oder flüssige Zubereitungen gehen PTA meist leicht von der Hand. Kapseln zählen neben abgeteilten Pulvern zu den wichtigsten einzeldosierten oralen Arzneiformen, die in Apotheken hergestellt werden. Seit 2016 können pulvergefüllte Kapseln mithilfe der gravimetrischen Methode hergestellt werden.
Kapseln wurden in der Apotheke in der Regel volumenbasiert hergestellt. Grundlage ist Anlage G zum Deutschen Arzneimittelcodex (DAC). In Abhängigkeit von der Wirkstoffmenge wurde entsprechend nach Methode A – bei viel Wirkstoff – oder Methode B – bei geringen Wirkstoffmengen – verfahren. Allerdings kam es durch Verreiben und Umfüllen des Pulvers zu Verlusten.
Gravimetrische Methode
Die gravimetrische Methode kann Pulververluste reduzieren. Hierbei handelt es sich um ein massenbasiertes Verfahren, bei dem der Mörser im Schrank bleiben kann und Verreiben ein Fehler wäre. Denn Wirk- und Füllstoff werden lediglich getrennt voneinander gewogen und in einer glatten Schale miteinander vermischt. Vorausgesetzt beide Substanzen haben eine möglichst gleiche Teilchengröße. Die neue Methode ist im Neuen Rezeptur-Formularium (NRF) I.9. zu finden.
Kapsel 1×1
Die Wahl der Kapselhülle
Steckkapseln gibt es in verschiedenen Größen, diese haben ein unterschiedliches Fassungsvermögen. Häufig kommen die Größen 0 (0,68 ml), 1 (0,50 ml) oder 4 (0,21 ml) zum Einsatz.
Füllmittel und Schüttdichte
Ein geeignetes Füllmittel ist beispielsweise Mannitol, das als Standardfüllmittel Mannitol 35 mit einer Korngröße von 50 μm erhältlich ist. Dies entspricht der Korngröße vieler mikronisierter Arzneistoffe. Um die Fließeigenschaften zu verbessern, wird Mannitol mit 0,5 Prozent Hochdispersem Siliciumdioxid (Aerosil) versetzt.
Mikrokristalline Cellulose hingegen besitzt eine Größe von 75 bis 100 μm. Da Füllmittel und Wirkstoff eine ähnlich gleiche Korngröße aufweisen sollen, kann es unerlässlich sein, grobkristalline oder gepulverte Arzneistoffe zu mörsern und so auf eine Korngröße entsprechend des Füllstoffes zu bringen.
Zur Bestimmung der Schüttdichte wird ein Messzylinder mit hoher Form 25 ml und Teilung von 0,5 ml der Klasse A verwendet und dessen Leergewicht bestimmt. 10 bis 10,5 g Manntitol/Aerosil (99,5/0,5) werden auf einem Wägeschiffchen abgewogen und das Gemisch mit Hilfe eines Trichters erschütterungsfrei in den Messzylinder überführt, das Volumen abgelesen und der befüllte Messzylinder (MZ) gewogen. Daraus wird der tatsächliche Inhalt ermittelt:
Masse voller MZ – Masse leerer MZ = Masse Füllmittel
Und im nächsten Schritt die Schüttdichte „D“ berechnet (dieses muss zwischen 0,475 und 0,575 g/ml betragen):
D (g/ml) = m (tatsächlicher Inhalt des Messzylinders) / V (abgelesenes Volumen)
Ist die Schüttdichte bekannt, kann für die massenbezogene Herstellung – das gravimetrische Verfahren – die notwendige Menge an Füllstoff ermittelt werden. Dazu wird die Anzahl der herzustellenden Kapseln mit dem Fassungsvermögen der Kapsel multipliziert.
Beispiel: 100 Kapseln der Größe 1 sind herzustellen; 100 x 0,5 ml = 50 ml
Über einen Dreisatz wird nun die nötige Menge Füllstoff berechnet. Dabei entspricht die zuvor errechnete Schüttdichte einem Volumen von 1 ml. Die Frage ist, wieviel Gramm (X) entsprechen 50 ml.
Dreisatz:
Schüttdichte g = 1 ml
X = 50 ml
Von der errechneten Menge X Füllstoff ist die Menge an Wirkstoff anzuziehen.
Achtung:
- Wird die Menge des benötigen Wirkstoffs berechnet, ist der Einwaagekorrekturfaktor zu beachten.
- Produktionszuschlag nicht vergessen: Möglich ist ein Zuschlag von 5 bis 10 Prozent.
Herstellen des Pulvergemisches
Wirkstoff und Füllmittel sind getrennt voneinander abzuwiegen. Anschließend wird der Arzneistoff in den Füllstoff „eingebettet“. Dazu wird in der Metall- oder Glasschale Füllmittel vorgelegt und der Wirkstoff dazugegeben und anschießend mit Füllmittel bedeckt. Gearbeitet wird im „Sandwichverfahren“ mit gleichen Anteilen Füllstoff der Wirkstoffmenge entsprechend. Das Pulver wird nun gemischt – in mindestens zwei Schritten. Verrührt und abgeschabt wird mittels Kartenblatt um die Schüttdichte möglichst nicht zu verändern. Im Anschluss wird das restliche Füllmittel anteilig zugegeben und mehrmals gemischt. Jetzt können die Kapseln befüllt und schließlich verschlossen werden.
Nicht zu vergessen ist im Anschluss die Überprüfung der Gleichförmigkeit der Masse.
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