Die einen möchten sich gerne impfen lassen, bekommen aber keinen Termin und andere wollen sich nicht impfen lassen, obwohl sie einen Impftermin bekommen würden. Wiederum andere hatten einen Impftermin und haben diesen platzen lassen. Wie eine gesunde und junge PTA aus Bayern trotzdem an einen Impftermin kam, erzählte sie uns im Interview.
PTA Eva Sommer* wohnt in einer Kleinstadt, 60 Autominuten von München entfernt. Seit geraumer Zeit spielt sie mit dem Gedanken, sich impfen zu lassen, um ihren Neffen endlich wieder auf dem Arm halten zu können. Nun hat sie eine Möglichkeit gefunden, sich impfen zu lassen. Dabei kam ihr ihre Schwester zur Hilfe. Die ist nämlich gerade schwanger. Und nach der Coronavirus-Impfverordnung dürfen sich bis zu zwei Kontaktpersonen einer Schwangeren impfen lassen. Diese werden dann zur Prioritätsgruppe zwei gezählt. Die Chance wollte Eva nutzen und rief Anfang April ihren Hausarzt an. Der konnte ihr aber keine genauen Zeitangaben liefern, wann seine Praxis nun den begehrten Impfstoff erhalten würde und verwies an das nächste Impfzentrum.
Telefonisch kam Eva dort leider nicht durch und meldete sich online über impfzentren.bayern.de an. Von ihrer Schwester hatte sie zuvor noch den Mutterpass erhalten, diesen kopiert und alle Unterlagen zum Impfzentrum geschickt. Dann ging es schneller als gedacht. Innerhalb der nächsten zwei Tage stand der Termin fest. Aber woran lag es, dass sie so kurzfristig den begehrten Impftermin bekam? Zum einen an der Schwangerschaft ihrer Schwester und zum anderen daran, dass in ihrer Stadt die Impfgruppe eins schon komplett durchgeimpft war.
Geimpft wurde im Impfzentrum im 15-Minuten-Takt. Sie war eine der jüngsten unter den vorwiegend älteren Patient:innen (ab 60 Jahre aufwärts). „Es herrschte Angst und Untergangsstimmung unter den Wartenden. Geredet wurde auch nicht“, erinnert sich Eva und wunderte sich, dass niemand vom Impfzentrum ihre Unterlagen sehen wollte. Dort wurde sie auch unter der Kategorie „berufsbedingt“ und nicht unter „Kontaktperson einer Schwangeren“ geführt.
Eva wurde von einer Ärztin förmlich unterwiesen und über mögliche Nebenwirkungen aufgeklärt. Dieses Prozedere dauerte am längsten. Dann wurde sie mit Comirnaty (BioNTech) geimpft. Anschließend durfte sie im Beobachtungsraum Platz nehmen, für den Fall, dass sie die Impfung nicht vertragen würde. Ab dem Zeitpunkt der Impfung verspürte sie einen Schmerz. „Dies kenne ich eigentlich nur von der FSME-Impfung, ansonsten habe ich noch nie auf eine Impfung reagiert“, erzählt sie. Bis zu drei Tage lang schmerzte ihr Arm so sehr, dass sie nicht einmal eine Kaffeetasse hochheben konnte.
Dann passierte das Unvorstellbare: Eva erlitt in der Apotheke an Tag drei nach der Impfung einen Kreislaufzusammenbruch und musste nach Hause gebracht werden. Anschließend war sie für zwei Tage krankgeschrieben und war insgesamt nach der Impfung fünf Tage gesundheitlich beeinträchtigt. Die Ärztin aus dem Impfzentrum kennt ähnliche Reaktionen eher nach der Zweitimpfung. Die Nebenwirkungen, die sie erlitten hat, trug Eva in die SafeVac-App ein. Die über die App gesammelten Daten werden an das Paul-Ehrlich-Institut weitergeleitet. „Für mich ist es sehr wichtig, dass ich die Nebenwirkungen in die App eintrage, denn nur so kann der Impfstoff weiterentwickelt und verbessert werden“, erzählt die PTA.
Eva ist es wichtig, dass auch andere Impfwillige wissen, dass es weitere Möglichkeiten gibt, in eine bevorzugtere Impfgruppe zu gelangen. Wäre ihre Schwester nicht schwanger geworden, hätte sie von dieser Möglichkeit vermutlich nicht erfahren und wäre so schnell nicht geimpft worden.
Für die PTA ist eine Impfung gerade in ihrem Beruf sehr wichtig. Bei 300 Kund:innen am Tag und ständiger Unterbesetzung besteht schon ein gewisser Stress und ein Ansteckungsrisiko. Durch die viele Mehrarbeit in der Pandemiezeit gibt es auch kaum die Möglichkeit zum Durchatmen. Auch kommen immer noch Kund:innen ohne Maske in die Apotheke oder es gibt Kund:innen, die den Abstand einfach nicht einhalten wollen. Eva sagt: „Gehe ich einen Schritt zur Seite, folgen mir die Menschen auf der anderen Seite des HV-Tisches“. Ihre Chefin sieht das ein wenig lockerer. Wird ein/e Kund:in bedient, der/die keine Maske trägt, bekommt der/die Mitarbeiter:in nicht gleich eine Abmahnung präsentiert. Darüber hinaus will sich Evas Chefin auch nicht impfen lassen.
*Name von der Redaktion geändert
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