Um die Versorgungslage bei Kinderarzneimitteln für den Herbst und Winter zu sichern, haben sich Gesundheitsminister Lauterbach und Vertreter:innen von Ärzt:innen, Apotheken und Pharmabranche auf einen Fünf-Punkte-Plan verständigt. Oberstes Gebot sei dabei die Vernunft – Hamsterkäufe gelte es unbedingt zu vermeiden, so Lauterbach.
Generell sei Deutschland in puncto Versorgungslage bei Kinderarzneimitteln für den bevorstehenden Herbst und Winter besser aufgestellt als im letzten Jahr. Auch durch eine deutliche Produktionssteigerung. „Wir sind an der technischen Obergrenze von dem, was leistbar ist“, so der Minister.
Dennoch sei das Gebot der Stunde die Vernunft. „Bitte keine Hamsterkäufe“, appelliert Lauterbach an alle Eltern. Diese müssten benötigte Medikamente wie Fiebersäfte und Co. für kranke Kinder auch bekommen. Das funktioniere nur, wenn nicht unnötig gehortet werde. Ein kleiner Hausvorrat sei sinnvoll, jedoch nicht im Übermaß. Ziel sei ein Tagesbedarf beziehungsweise, im Notfall über wenige Tage – beispielsweise über das Wochenende – zu kommen, bevor Nachschub besorgt werden könne. „Besonnenes Handeln aller Akteurinnen und Akteure wirkt Engpässen in der Arzneimittelversorgung entgegen.“
Komme es dennoch zu Engpässen, sollen weitere Importe ermöglicht werden. Zudem soll der Austausch für Präparate auf der Dringlichkeitsliste des BfArM weiter erleichtert werden. Festbeträge bleiben bei den dringlichen Kinderarzneimitteln weiter ausgesetzt, Aufzahlungen der Eltern werden damit vermieden. Auch Rabattverträge für Kinderarzneimittel werden ausgeschlossen.
Lauterbach bedankte sich bei den Apotheken für ihren Einsatz, um die Lieferengpässe abzufedern. Dies gelte es auch in der kommenden Saison weiterzuführen. Retaxationen sollen für den Austausch von Darreichungsformen und Packungsgrößen ausgeschlossen werden. Auch eine Arztrücksprache sowie ein neues Rezept, etwa für Rezepturen sollen nicht nötig sein. „Wir geben viel Verantwortung in die Hände der Apotheken, damit wir das Problem ohne Belastung der Praxen niedrigschwellig lösen können“, so der Minister. Diese Entscheidung begrüßte auch Abda-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening und forderte die Politik auf, dies schnellstmöglich gesetzlich zu verankern. „Wir werden weiter jede Hilfe für Versorgung der erkrankten Patient:innen suchen und anbieten, das verspreche ich“. Zugleich bat sie um Geduld, Vertrauen und Flexibilität.
Kinder- und Jugendarztpraxen sollen vor allem Antibiotika für Kinder sparsam verordnen. „Tabletten können bei Bedarf halbiert und geviertelt werden, um Dosierungen anzupassen und die Einnahme für Kinder zu erleichtern.“ Die Apotheken sollen die Eltern dahingehend beraten und ihre Bevorratung anpassen. Denn der individuelle Beratungsbedarf von Eltern und Patient:innen werde weiterhin hoch sein, sind sich die Expert:innen sicher. Ärzt:innen und Apotheken seien sich jedoch der Verantwortung bewusst.
Lauterbach verwies außerdem auf die Bildung einer „High-level-Arbeitsgruppe“, die ständig Informationen über die Versorgungslage liefere. Bei Bedarf könne auch ein Direktimport des Ministeriums aus dem Ausland möglich gemacht werden. „Ich glaube jedoch nicht, dass dies nötig sein wird“, so Lauterbach. Dennoch wolle man vorbereitet sein.
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