Finger weg: Keine Salicylsäure in der Schwangerschaft?
Salicylsäure gehört zu den am häufigsten in dermatologischen Zubereitungen verarbeiteten Wirkstoffen. Doch Schwangere sollten von einigen Arzneimitteln zur topischen Anwendung besser die Finger lassen. Denn Salicylsäure kann während der Schwangerschaft kontraindiziert sein.
Salicylsäure gehört zu den nicht-steroidalen Antirheumatika und besitzt bei topischer Anwendung keratolytische, antibakterielle und schwach antimikrobielle Eigenschaften. Sowohl in der Rezeptur als auch in Fertigarzneimitteln kommt der Wirkstoff zum Einsatz und findet unter anderem bei leichter, beginnender Akne, Hühneraugen oder stark verhornten Hautstellen sowie zur Ablösung von verkrusteten Schuppen bei Erkrankungen der Kopfhaut Anwendung.
Doch dabei ist Vorsicht geboten, vor allem für Schwangere. Für sie gibt es künftig neue Warnhinweise in den Fach- und Gebrauchsinformationen entsprechender Arzneimittel zur topischen Anwendung. So ist Salicylsäure in der Schwangerschaft mitunter tabu.
Topische Anwendung von Salicylsäure: Risiko in der Schwangerschaft?
Wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte informiert, wurde zu Salicylsäure-haltigen Arzneimitteln zur topischen Anwendung ein europäisches, die periodischen Sicherheitsberichte bewertendes Verfahren durchgeführt. Dabei hat der Ausschuss für Risikobewertung im Bereich der Pharmakovigilanz der Europäischen Arzneimittelagentur die Empfehlung für eine Anpassung der Fach- und Gebrauchsinformationen entsprechender Präparate ausgesprochen.
Grund dafür ist, dass ein kausaler Zusammenhang zwischen den kutanen Formulierungen von Salicylsäure und einem erhöhten Risiko während der Schwangerschaft für eine plausible Möglichkeit gehalten wird.
Das sind die Anpassungen
Bei Arzneimitteln mit Salicylsäure zur kutanen Anwendung als Salbe, 100 mg/ml Lösung, Pflaster, Gel und Klebepflaster muss in der Packungsbeilage darauf hingewiesen werden, dass
- diese während der Schwangerschaft nicht angewendet werden sollten, außer zur kurzfristigen Behandlung kleiner einzelner Hautflächen/Warzen/Schwielen/Hühneraugen,
- nicht bekannt ist, ob die für orale Darreichungsformen beobachteten Nebenwirkungen beim ungeborenen Kind auch für Arzneimittel zur kutanen Anwendung drohen und
- vor der Anwendung Arztrücksprache zu halten ist, wenn Patientinnen schwanger sind, stillen oder beabsichtigen schwanger zu werden.
Bei 10-prozentigen Lösungen und Gelen auf der Kopfhaut muss darüber informiert werden, dass
- entsprechende Arzneimittel mit Salicylsäure während des letzten Trimenons der Schwangerschaft nicht anzuwenden sind,
- die Anwendung in den ersten sechs Schwangerschaftsmonaten nur in unbedingt notwendigen Fällen und auf ausdrückliche Empfehlung des/der Ärzt:in erfolgen sollte, wobei die Dosis so niedrig und die Behandlungsdauer so kurz wie möglich sein sollten, und
- nicht bekannt ist, ob die für orale Darreichungsformen beobachteten Nebenwirkungen beim ungeborenen Kind auch für Arzneimittel zur kutanen Anwendung drohen.
Sollten die Packungsbeilagen bereits entsprechende Hinweise oder sogar strengere Formulierungen enthalten, sollen diese unverändert weiterhin gelten, heißt es im Beschluss weiter.
Demgegenüber können Arzneimittel zur ophthalmischen Anwendung – beispielsweise Augentropfen – mit Salicylsäure während der Schwangerschaft weiter angewendet werden. Denn die systemische Exposition sei bei dieser Anwendungsform zu vernachlässigen.
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