Fieber ist im Kindesalter keine Seltenheit und muss auch nicht grundsätzlich gesenkt werden. Ist jedoch eine Behandlung angezeigt, stehen unter anderem Paracetamol und Ibuprofen zur Verfügung. Aber wo liegt der Unterschied? Was „wirkt“ besser?
Fieber ist keine Erkrankung, sondern ein Symptom – eine Schutzreaktion des Körpers, der seine Abwehrkräfte mobilisiert. Als grobe Einordnung gilt: Von Fieber spricht man ab einer Körpertemperatur von 38 Grad – gemessen im Po. Ab 39 Grad ist bei Kindern von hohem Fieber die Rede. Ab 41,5 Grad kann es gefährlich werden. Um Fieber zu senken, können wärmeableitende und medikamentöse Maßnahmen zum Einsatz kommen.
Ibuprofen und Paracetamol gegen Fieber
Fieber bei Kindern kann mit Ibuprofen und/oder Paracetamol behandelt werden. Zur Verfügung stehen Zäpfchen oder Saft, die unter Einhaltung der entsprechenden Einzel- und Tageshöchstdosen für das jeweilige Körpergewicht des Kindes verabreicht werden können. Säfte haben einen Vorteil – sie können genauer dosiert werden als Zäpfchen.
Aber welcher Wirkstoff „hilft“ besser? Paracetamol oder Ibuprofen? Expert:innen zufolge kann ausprobiert werden, auf welchen der beiden Wirkstoffe das Kind individuell besser anspringt. Zudem kann eine Kombi angezeigt sein, beispielsweise dann, wenn das Fieber schnell ansteigt und eine weitere Gabe des gleichen Wirkstoffs noch nicht möglich ist. Im Rahmen der „Schaukeltherapie“ sollte ein Abstand von etwa fünf bis sechs Stunden eingehalten werden.
Achtung, Acetylsalicylsäure ist bei Kindern unter zwölf Jahren kontraindiziert, da der Wirkstoff mit dem Reye-Syndrom in Verbindung gebracht wird. Bei dieser Erkrankung kommt es zu einer Enzephalopathie und Leberschäden.
Wirkstoffcheck
Paracetamol kommt zur Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen und Fieber zum Einsatz. Der Wirkstoff besitzt analgetische und antipyretische Eigenschaften. Das nicht-saure Antipyretikum ist jedoch kaum entzündungshemmend und der Wirkmechanismus noch nicht eindeutig geklärt. Man weiß jedoch, dass Paracetamol eine ausgeprägte Hemmung der cerebralen Prostaglandinsynthese bewirkt und die periphere Prostaglandinsynthese nur schwach hemmt. Die antipyretische Wirkung ist auf einen Effekt auf das Temperaturregulationszentrum im Hypothalamus zurückzuführen.
Dosiert wird entsprechend dem Körpergewicht. Die empfohlene Dosis liegt bei 10 mg/kg Körpergewicht als Einzeldosis und kann im Abstand von sechs Stunden eingenommen werden. Pro Tag sollten nicht mehr als 60 mg Paracetamol pro kg Körpergewicht verabreicht werden. Ab einem Gewicht von 50 kg können 1.000 mg Paracetamol als Einzeldosis eingenommen werden. Vorsicht ist bei Patient:innen mit Leber- und Nierenfunktionsstörungen geboten. Das Acetamid wird in der Leber metabolisiert.
Ibuprofen wird zur Behandlung von leichten bis mäßig starken Schmerzen eingesetzt. Die Wirkung ist auf die nicht-selektive Hemmung der Cyclooxygenasen COX-1 und COX-2 zurückzuführen. Ibuprofen wird in Abhängigkeit von Körpergewicht beziehungsweise Alter dosiert, in der Regel mit 7 bis 10 mg/kg als Einzeldosis, bis maximal 20 bis 30 mg/kg als Tagesgesamtdosis. Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene nehmen als Einzeldosis 200 bis 400 mg, die Tageshöchstdosis liegt bei 1.200 mg Ibuprofen.
Ibuprofen vs. Paracetamol
Paracetamol und Ibuprofen unterscheiden sich in ihrer Wirkung – Ibuprofen ist nicht nur schmerzstillend und fiebersenkend, sondern auch entzündungshemmend. Außerdem konnten Vergleichsstudien mit Paracetamol und Ibuprofen zeigen, dass Ibuprofen Fieber schneller senken kann als Paracetamol.
AuĂźerdem konnte die individuell randomisierte, verblindete, dreiarmige Studie in England mit Kindern im Alter zwischen sechs Monaten und sechs Jahren mit Fieber zwischen 37,8 Grad und bis zu 41 Grad zeigen, dass die Kombi von Paracetamol plus Ibuprofen in ihrer fiebersenkenden Wirkung im Vergleich zur Einzelgabe von Paracetamol ĂĽberlegen ist. Die Kombinationstherapie senkte in den ersten 24 Stunden das Fieber 23 Minuten schneller als Paracetamol, aber nicht schneller als Ibuprofen allein. Im weiteren Krankheitsverlauf konnten keine Unterschiede zwischen den WirkÂstoffen beobachtet werden.
Das Fazit der Forschenden: Bei fiebernden Kindern sollte zuerst Ibuprofen angewendet werden und die relativen Vorteile und Risiken der Kombi Paracetamol plus Ibuprofen ĂĽber 24 Stunden abgewogen werden.
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