Schätzungsweise zwischen zwei und sechs Prozent der Menschen leiden an Fibromyalgie. Eine zugelassene Behandlung mit Arzneimitteln gibt es bisher nicht. Ob ein Off-Label-Use von Naltrexon die Beschwerden von Fibromyalgie-Patient:innen lindern kann, zeigt eine Studie.
Allein hierzulande sind rund 1,5 Millionen Personen von Fibromyalgie betroffen – Frauen meist deutlich häufiger als Männer. Dabei handelt es sich um eine chronische Schmerzerkrankung. Zu den Symptomen gehören anhaltende Schmerzen in unterschiedlichen Körperregionen, meist in der Nähe von Gelenken und in Muskeln. Hinzukommen oft Magen-Darm-Beschwerden, Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme und weitere Symptome.
Die Ursachen für die Erkrankung sind bisher nicht vollständig geklärt, wobei eine funktionelle Störung der Schmerzverarbeitung im Gehirn als Hintergrund angenommen wird, wie die Deutsche Schmerzgesellschaft informiert. Hierzulande ist bisher keine medikamentöse Therapie zur Behandlung von Fibromyalgie zugelassen. Mitunter kommt jedoch ein Off-Label-Use von Naltrexon in niedriger Dosierung ins Spiel, um die Beschwerden zu lindern.
Naltrexon gehört zu den Opioidantagonisten und kommt vorrangig bei Alkohol- sowie Opioidmissbrauch zum Einsatz, da der Wirkstoff kompetitiv Opioidrezeptoren hemmt. Darüber hinaus findet Naltrexon bei Patient:innen mit Adipositas zur Appetitreduktion Anwendung und ist in Kombination mit Bupropion ergänzend zu Diät und Bewegungstherapie zugelassen.
Gemäß S3-Leitlinie kann für Naltrexon aufgrund der begrenzten Studienlage bisher weder eine positive noch eine negative Empfehlung ausgesprochen werden. Ein Forscherteam des Odense University Hospitals in Dänemark hat nun den Effekt eines Off-Label-Uses von niedrig dosiertem Naltrexon bei Fibromyalgie untersucht. Dabei zeigte sich im Vergleich zu Placebo keine positive Wirkung – zumindest bei Frauen.
Fibromyalgie: Kaum Besserung durch niedrig dosiertes Naltrexon
Die Wissenschaftler:innen haben in einer kleinen randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Studie untersucht, wie sich die tägliche Gabe von 6 mg Naltrexon bei erwachsenen Frauen mit Fibromyalgie auf deren Beschwerden auswirkt. Konkret wurde die Schmerzintensität über einen Behandlungszeitraum von zwölf Wochen zwischen Januar 2021 und Dezember 2022 geprüft. Die Teilnehmerinnen erhielten währenddessen entweder Naltrexon oder ein Placebo.
Das Ergebnis: In beiden Gruppen zeigte sich eine geringfügige Verbesserung der empfundenen Schmerzen. Zwischen den beiden Gruppen gab es jedoch nur einen geringfügigen, nicht signifikanten Unterschied. Demnach blieb der Off-Label-Use von niedrig dosiertem Naltrexon bei Fibromyalgie nahezu wirkungslos und bewirkte im Vergleich zu Placebo keine deutliche Verbesserung.
Allerdings heißt es von den Autor:innen, ihre Ergebnisse würden darauf hindeuten, dass die Gabe von Naltrexon die mit Fibromyalgie verbundenen Gedächtnisprobleme verbessern könnte. Die genauen Zusammenhänge müssten jedoch in weiteren Studien untersucht werden.
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