FDA: Tödliche Nebenwirkungen unter Clobazam und Levetiracetam
Etwa 1 von 100 Personen leidet unter Epilepsie – bis zum 80. Geburtstag erleidet jedoch rund jede/r Zehnte mindestens einen epileptischen Anfall. Zur Behandlung kommen unter anderem Antiepileptika wie Levetiracetam oder Benzodiazepine wie Clobazam zum Einsatz. Unter beiden Wirkstoffen kann es jedoch zu tödlichen Nebenwirkungen kommen.
Die US-Gesundheitsbehörde (FDA) warnt aktuell vor seltenen, aber schwerwiegenden bis hin zu tödlichen Nebenwirkungen unter Präparaten mit den Wirkstoffen Clobazam und Levetiracetam. Betroffen sind beispielsweise Antiepileptika wie Keppra sowie Spritam. Konkret informieren die Expert:innen über das Risiko von Arzneimittelreaktionen mit Eosinophilie und systemischen Symptomen (DRESS-Syndrom). Die Fachinformationen von Produkten mit einem der beiden Wirkstoffe sollen entsprechend angepasst werden.
Clobazam gehört zur Gruppe der Benzodiazepine und besitzt muskelrelaxierende, anxiolytische, sedative, hypnotische, antikonvulsive und amnestische Eigenschaften. Die Wirkung beruht auf der Bindung an GABA-A-Rezeptoren, wodurch der hemmende Effekt von GABA auf das Nervensystem verstärkt wird. Der Wirkstoff kommt unter anderem zur Behandlung starker Angstzustände sowie als ergänzende Therapie bei chronischer Epilepsie zum Einsatz, wenn eine Behandlung mit Antiepileptika nicht ausreicht.
Levetiracetam gehört zu den Antiepileptika und findet allein bei fokalen Anfällen im Rahmen einer Epilepsie sowie zur Zusatzbehandlung partieller, myoklonischer und primär generalisierter tonisch-klonischer Anfälle Anwendung. Die Wirkung geht auf eine Bindung an das synaptische Vesikelprotein 2A (SV2A) zurück, das wichtig für die Neurotransmitterfreisetzung im zentralen Nervensystem (ZNS) ist, wobei die genaue Funktion noch nicht abschließend geklärt ist. Levetiracetam beeinflusst außerdem die Freisetzung von intraneuronal gespeichertem Calcium.
Risiko von DRESS-Syndrom unter Clobazam und Levetiracetam
Beim DRESS-Syndrom – Drug Rash with Eosinophilia and Systemic Symptoms – handelt es sich um eine Überempfindlichkeitsreaktion auf bestimmte Arzneimittel. Diese beginnt in der Regel mit einem Hautausschlag, kann sich aber schnell weiterentwickeln und zu Schäden an Organen wie Leber, Nieren, Lunge, Herz oder Bauchspeicheldrüse führen, die eine Behandlung im Krankenhaus erfordern oder unbehandelt sogar zum Tod führen können. Typische Symptome sind außerdem Fieber, geschwollene Lymphknoten, ein Anstieg der Eosinophilen und der Lymphozyten im Blut sowie ein Abfall der Thrombozyten. Die FDA verweist darauf, dass DRESS zwar selten auftritt, dafür aber schwerwiegend ausfallen kann. Entsprechende Symptome zeigen sich meist im Zeitraum von zwei bis acht Wochen nach Therapiebeginn, können aber auch früher/später auftreten.
Patient:innen, die mit einem der Wirkstoffe behandelt werden, sollten die Therapie nicht auf eigene Faust, sondern nur nach Arztrücksprache abbrechen, um unkontrollierte Anfälle zu vermeiden. Angehörige der Gesundheitsberufe werden zudem darauf hingewiesen, auf entsprechende Beschwerden zu achten und bei Bedarf eine frühzeitige Behandlung einzuleiten. Unerwünschte Nebenwirkungen sollen außerdem an die FDA gemeldet werden.
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