Windpocken und Gürtelrose werden durch das gleiche Virus ausgelöst. Der Übeltäter ist Varizella zoster, ein Herpesvirus Typ 3. Die Impfung gegen Windpocken kann demnach auch als Prophylaxe gegen Gürtelrose dienen.
Eine Gürtelrose verursacht höllische Schmerzen und einen Ausschlag aus Bläschen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind. Wie aber kommt es zu einer Gürtelrose?
Wachgeküsst: Windpocken als Erstinfektion
Im Vorschulalter kommt es zum ersten Kontakt mit dem Virus, das sich über den Blutkreislauf im Körper ausbreitet und die Nervenknoten in Wirbelsäule und Hirnnerven infiziert. Ist die Windpockeninfektion, die von einem juckenden Hautausschlag gekennzeichnet ist, überstanden, verbleibt das Virus in den Ganglien und fällt in eine Art Schlaf. Das Varizella zoster-Virus ist in der Zeit zwar inaktiv, aber lebensfähig. Ob es jemals reaktiviert wird, steht nicht fest.
Kommt es aus unterschiedlichen Gründen wie Stress, UV-Strahlung, einem schwachen Immunsystem oder höherem Alter zu einer Reaktivierung, tritt erneut ein Ausschlag aus Bläschen auf der Haut auf. Die Gürtelrose ist allerdings lokal begrenzt. Meist sind die Hautareale oder die Körperseite betroffen, in der die von den Viren infizierten Ganglien lokalisiert sind. In der Regel kommt es nur ein einziges Mal zu einer Reaktivierung und einer Gürtelrose. Allerdings können bei etwa 4 Prozent der Betroffenen weitere Ausbrüche möglich sein.
Gefährlich kann es werden, wenn eine Reaktivierung der Viren eine Infektion am Ohr oder im Auge auslöst. Es sind schwere Störungen möglich, so kann ein Zoster ophthalmicus Sehstörungen bis zur Erblindung zur Folge haben. Gesichtslähmungen, Ohrensausen oder Schwindel können Folgen eines Zoster oticus sein.
Ein erhöhtes Risiko für eine Gürtelrose haben über 50-Jährige. Ohnehin steigt die Wahrscheinlichkeit, an einer Gürtelrose zu erkranken, mit zunehmendem Alter.
Verlauf einer Gürtelrose
Zwei bis drei Tage vor dem Ausbruch fühlen sich die Betroffenen meist schwach und abgeschlagen. Auf der Haut verspüren sie ein Kribbeln oder Jucken oder einen brennenden Schmerz, dessen Ursache nicht sichtbar ist. Erst nach einigen Tagen zeigt sich die Gürtelrose in Form von kleinen mit Flüssigkeit gefüllten Bläschen. Sie können einzeln oder in Form einer Rosette auftreten und sind von einem roten Hof umgeben. Die Bläschenbildung kann drei bis fünf Tage andauern. Schon die leichteste Berührung kann starke Schmerzen verursachen.
Etwa fünf Tage nach ihrem Erscheinen beginnen die Bläschen zu verkrusten und trocknen aus. Das Virus zieht sich zurück und es können Narben oder eine Pigmentierung zurückbleiben. Zuvor besteht eine hohe Ansteckungsgefahr über die Flüssigkeit.
Achtung: Etwa 10 Prozent der Patienten entwickeln eine postherpetische Neuralgie. Auch wenn alle Symptome auf der Haut abgeheilt sind, leiden die Betroffenen unter starken Schmerzen. Diese treten an der Stelle auf, an der die Gürtelrose zuvor auf der Haut sichtbar war.
So wird behandelt
Besteht der Verdacht auf eine Gürtelrose, sollte schnellstmöglich gehandelt und ein Arzt aufgesucht werden. Mittel der Wahl sind Virustatika, die bereits nach Möglichkeit vor dem Auftreten der ersten Bläschen verabreicht werden sollten. Zur Wahl stehen Aciclovir, Valaciclovir, Famciclovir sowie Brivudin. Sind die Bläschen schon mehr als drei Tage auf der Haut ausgebildet und wird erst dann mit der Behandlung begonnen, ist die Wirksamkeit möglicherweise nicht mehr gegeben.
Dosiert wird in Abhängigkeit vom Wirkstoff. Brivudin muss nur einmal täglich eingenommen werden, Aciclovir hingegen je nach Wirkstärke bis zu fünfmal täglich. Valaciclovir soll dreimal täglich geschluckt werden. Gegen die starken Nervenschmerzen können nicht steroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder auch Novaminsulfon, Gabapentin sowie Pregabalin Anwendung finden.
Zur lokalen Behandlung haben sich Lösungen und Salben mit austrocknendem und lokalanästhetischem Effekt bewährt. Häufig kommt eine Kombination aus Polidocanol, Talkum und Titandioxid als Schüttelmixtur zum Einsatz. Sie soll vor allem den Juckreiz mindern. Sind die Blasen verkrustet und heilt die Wunde ab, können Präparate zur Wundpflege, Regeneration und Narbenpflege aufgetragen werden.
Merke: Wer unter einer Gürtelrose leidet, sollte eine strenge Hygiene einhalten. Vor allem wenn die Bläschen noch mit Flüssigkeit gefüllt sind, besteht Ansteckungsgefahr. Die Betroffenen sollten in den ersten Tagen sicherheitshalber auf Duschen und Baden verzichten, um das Virus nicht großflächig zu verteilen.
Impfen schützt
Eine Windpockenimpfung kann eine Herden- oder Gruppenimmunität gegen Varizella zoster erreichen. Allerdings kann es noch einige Zeit dauern, bis das Ziel erreicht ist.
Für Personen ab einem Alter von 50 Jahren stehen zwei Impfstoffe gegen Gürtelrose zur Verfügung – ein rekombinanter Totimpfstoff und abgeschwächte Lebendviren. Seit Frühjahr dieses Jahres ist der Totimpfstoff Pflichtleistung der Kassen. Vorausgesetzt, die Personen sind älter als 60 Jahre oder gehören zur Gruppe mit erhöhtem Gefährdungsrisiko ab einem Alter von 50 Jahren.
Zur Risikogruppe zählen Personen mit einer Grunderkrankung, die eine erhöhte gesundheitliche Gefährdung darstellt. Wie beispielsweise angeborene beziehungsweise erworbene Immmundefiziens/Immunsuppression, HIV-Infektion, Rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes, chronisch entzündliche Darmerkrankungen, chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder Asthma bronchiale sowie chronische Niereninsuffizienz und Diabetes mellitus.
Zur Grundimmunisierung werden zwei Impfdosen zu je 0,5 ml benötigt. Die zweite Impfung sollte im Abstand von zwei Monaten auf die erste Dosis erfolgen. Wenn nötig, kann die zweite Gabe auch mit einem Abstand von zwei bis sechs Monaten erfolgen.
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