Erhöhen ACE-Hemmer das Risiko für Lungenkrebs?
ACE-Hemmer gehören zu den Mitteln der Wahl bei Bluthochdruck, Herzinsuffizienz und koronarer Herzkrankheit und gelten in der Regel als gut verträglich. Doch keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Steigern ACE-Hemmer das Risiko für Lungenkrebs?
ACE-Hemmer besitzen blutdrucksenkende sowie gefäßerweiternde Eigenschaften und greifen in das Renin-Angiotensin-System (RAS) ein. Ihre Wirkung beruht auf einer Blockade des Angiotensin Converting Enzyms (ACE), wodurch sich der Angiotensin II-Spiegel reduziert – die Blutgefäße weiten sich, der Gefäßwiderstand nimmt ab und das Herz muss weniger Pumpkraft aufbringen und wird geschont.
Zu den unerwünschten Arzneimittelwirkungen zählt unter anderem ein trockener Reizhusten. Außerdem können die Wirkstoffe die Nierendurchblutung einschränken und sind daher bei schwerer Niereninsuffizienz kontraindiziert. Auch Personen mit Herzklappenfehler, Schwangere im dritten Trimenon und Stillende sollten auf die Einnahme verzichten. Doch damit nicht genug. Wie neue Studienergebnisse zeigen, können ACE-Hemmer offenbar das Risiko für Lungenkrebs erhöhen, und zwar um rund 20 Prozent.
Durch ACE-Hemmer: Erhöhtes Risiko für Lungenkrebs
Im Rahmen einer großen Metaanalyse haben Forschende des Peking University Third Hospital in China die Ergebnisse von elf Studien – darunter sieben Kohortenstudien und vier Fall-Kontroll-Studien – mit insgesamt mehr als 13 Millionen erwachsenen Teilnehmer:innen untersucht. Ziel war es, herauszufinden, wie sich ACE-Hemmer auf das Risiko für Lungenkrebs auswirken. In allen herangezogenen Untersuchungen nahm ein Teil der Proband:innen ACE-Hemmer ein, während in den jeweiligen Kontrollgruppen entweder Angiotensin II-Rezeptorblocker, andere blutdrucksenkende Medikamente oder ein Placebo verabreicht wurden.
Dabei zeigte sich: Patient:innen, die mit ACE-Hemmern behandelt wurden, entwickelten ein höheres Risiko für Lungenkrebs. Im Durchschnitt war dies um knapp 20 Prozent erhöht, wobei es Unterschiede gab, wenn weitere Risikofaktoren vorlagen. Waren viele Teilnehmende mit Typ-II-Diabetes beteiligt, stieg das Risiko um 33 Prozent, bei einem hohen Anteil von Raucher:innen um 28 Prozent im Vergleich zu den Kontrollgruppen. Der Grund: ACE-Hemmer sind an der Zellproliferation, der Angiogenese und der Tumorprogression beteiligt, wodurch sich die Gefahr von Krebserkrankungen erhöht. Auch eine Langzeiteinnahme von ACE-Hemmern steigerte das Risiko für Lungenkrebs – bei einem Zeitraum von mindestens fünf Jahren um 21 Prozent.
Da es sich bei den geprüften Untersuchungen überwiegend um Beobachtungsstudien handelte, sind laut den Studienautoren nun weitere randomisierte kontrollierte Studien erforderlich, um den Effekt von ACE-Hemmern auf das Lungenkrebsrisiko zu bestätigen. Verschreibende sollten allerdings je nach Patient:in Nutzen und Risiken einer Verordnung von ACE-Hemmern abwägen.
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