Erektile Dysfunktion: Bewegung effektiver als Sildenafil
Schätzungsweise drei bis fünf Millionen Männer leiden hierzulande an erektiler Dysfunktion. Zur Behandlung kommen meist PDE-5-Hemmer zum Einsatz. Doch offenbar kann Bewegung bei erektiler Dysfunktion genauso effektiv sein wie Sildenafil.
Immer wieder wird über eine mögliche Entlassung von Sildenafil aus der Rezeptpflicht diskutiert. Bisher hat der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht dem angedachten OTC-Switch bereits mehrfach eine Absage erteilt, zuletzt im Sommer 2023. Die Gründe: mögliche schwere Nebenwirkungen sowie die Notwendigkeit einer ärztlichen Abklärung der Ursachen für die erektile Dysfunktion.
Als Alternative zu einer medikamentösen Behandlung kommt jedoch auch eine Änderung des Lebensstils ins Spiel. Konkret soll regelmäßige Bewegung denselben Effekt haben wie Sildenafil oder sogar noch effektiver sein.
Sildenafil gehört zu den PDE-5-Inhibitoren und kommt bei erektiler Dysfunktion bei erwachsenen Männern zum Einsatz. Der Wirkstoff hemmt selektiv und reversibel PDE-5, wodurch der Abbau von zyklischem Guanosinmonophosphat (cGMP) verhindert wird. Kommt es zur sexuellen Stimulation, wird lokal Stickstoffoxid ausgeschüttet. Durch die PDE-5-Hemmung steigt der Spiegel an cGMP im Corpus Cavernosum. Die glatte Muskulatur entspannt sich. Durch den Bluteinstrom kommt es schließlich zur Erektion. In der Wirkstärke zu 20 mg kommt Sildenafil außerdem bei pulmonaler arterieller Hypertonie (PAH) der WHO-Funktionsklasse II und III zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit bei Erwachsenen zur Anwendung.
Bewegung statt Sildenafil bei erektiler Dysfunktion?
Forschende aus den USA haben in einer Metaanalyse anhand von insgesamt elf randomisierten kontrollierten Studien überprüft, wie sich regelmäßige Bewegung bei Patient:innen mit erektiler Dysfunktion auswirkt und welchen Effekt im Vergleich dazu eine Behandlung mit Sildenafil erzielt. Das Ergebnis: Dreimal die Woche jeweils mindestens 30 Minuten Sport – genau Gehen oder Fahrradfahren – kann die Erektion genauso wirksam verbessern wie Sildenafil. Je schwerer die Erkrankung war, desto effektiver zeigte sich regelmäßige Bewegung. „Daher kann regelmäßiges Training als risikoarme und wirksame nichtpharmakologische Therapie für Männer angesehen werden, bei denen das Risiko einer ED [= erektile Dysfunktion] besteht oder die derzeit darunter leiden.“
Den Grund dafür führt das Team unter anderem auf den Zusammenhang zwischen erektiler Dysfunktion und kardiovaskulären Faktoren zurück. Demnach kann körperliche Aktivität bekanntlich positiv auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit wirken, die wiederum eng mit der Erektionsfunktion verbunden ist. Außerdem werden dadurch weitere Risikofaktoren wie Übergewicht, Bluthochdruck, oxidativer Stress und Co. reduziert. Hinzu kommt, dass Bewegung laut den Wissenschaftler:innen die Testosteronkonzentration erhöht, indem die Hypothalamus-Hypophysen-Gonaden-Achse aktiviert und das Sexualhormon-bindende Globulin reduziert werden.
Den Forschenden zufolge brauche es nun weitere Studien, um den Effekt von Bewegung im Vergleich zu Sildenafil bei erektiler Dysfunktion weiter zu prüfen.
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