Der Sicherheitsausschuss (PRAC) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) warnt aktuell vor einer Kombination von Paxlovid mit Immunsuppressiva wie Ciclosporin und Co. Der Grund: Berichte über schwere, bis hin zu tödlichen Wechselwirkungen.
Das antivirale Corona-Medikament Paxlovid (Nirmatrelvir/Ritonavir, Pfizer) wird seit Kurzem nicht mehr vom Bund bereitgestellt, sondern direkt vom Hersteller in Verkehr gebracht. Das bedeutet, Apotheken erhalten das Arzneimittel über den regulären Vertriebsweg. Zudem gilt seit dem 15. Februar die neue PZN 18380061.
Wird Paxlovid verordnet und in der Apotheke abgegeben, sollte auf mögliche schwerwiegende Wechselwirkungen hingewiesen werden. So warnt die EMA nach aktuellen Berichten vor einer Kombination von Paxlovid mit Immunsuppressiva mit engem sicheren Dosierungsbereich wie Ciclosporin und Co. Der Grund: Ein Anstieg der Blutspiegel, der toxisch werden kann.
Vorsicht bei Paxlovid und Immunsuppressiva wie Ciclosporin
Der PRAC hat nach eigenen Angaben alle verfügbaren Daten sowie aktuelle Berichte über schwerwiegende Nebenwirkungen, von denen einige tödlich verliefen, überprüft, die im Zusammenhang mit einer Wechselwirkung zwischen Paxlovid und bestimmten Immunsuppressiva stehen. Demnach führte die Kombination bei einigen Patient:innen dazu, dass die Blutspiegel der Immunsuppressiva anstiegen und sogar toxische Werte erreichten, was wiederum lebensgefährlich werden kann.
Besonders betroffen sind laut den Expert:innen Calcineurin-Inhibitoren wie Ciclosporin, aber auch mammalian Target of Rapamycin (mTOR)-Inhibitoren wie Everolimus oder Sirolimus. Diese Immunsuppressiva sollten nur zusammen mit Paxlovid verabreicht werden, wenn eine engmaschige und regelmäßige Überwachung ihrer Blutspiegel möglich ist, um das Risiko von schweren Wechselwirkungen zu verhindern. Vor Behandlungsbeginn sollte stets eine sorgfältige Nutzen-Risiko-Bewertung erfolgen. Außerdem ist eine multidisziplinäre Gruppe aus Spezialist:innen zu konsultieren, um die Komplexität der gemeinsamen Einnahme zu bewältigen.
Ciclosporin hemmt die calciumabhängige Phosphatase. Ist Calcineurin in seiner Aktivität gehemmt, bleiben Genaktivierung und Transkription von beispielsweise Interleukinen aus. Zudem wird die Aktivität der T-Zellen und die durch sie ausgelöste Immunantwort gehemmt. Das Immunsuppressivum kommt beispielsweise nach Organ- oder Knochenmarktransplantationen sowie bei Psoriasis oder Rheumatoider Arthritis zum Einsatz.
Zudem darf Paxlovid nicht zusammen mit Arzneimitteln eingenommen werden, die über CYP3A ausgeschieden werden, darunter Voclosporin.
Das Risiko der schwerwiegenden Wechselwirkungen zwischen den genannten Immunsuppressiva und Paxlovid sei laut EMA zwar bereits bekannt und auch in den Produktinformationen von Paxlovid als Warnhinweis zu finden. Aus aktuellem Anlass wird jedoch vor allem das medizinische Fachpersonal erneut daran erinnert.
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