Verschiedene Faktoren können Einfluss auf die Laborwerte von Patient:innen nehmen. Ein Beispiel ist Biotin, das unter anderem bei Untersuchungen der Schilddrüsenhormone zu verfälschten Ergebnissen führen kann. Doch auch Erkrankungen können eine Rolle spielen. So kann ein Eisenmangel die Blutzuckerwerte von Diabetiker:innen verändern.
Eisen ist ein lebenswichtiges Spurenelement und erfüllt im menschlichen Körper viele wichtige Aufgaben wie etwa die Blutbildung oder den Sauerstofftransport. Im Frühjahr hat die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) die empfohlenen Referenzwerte für Eisen angepasst und rät zu einer Aufnahme von 11 mg/Tag für Männer und 14 bis 16 mg/Tag für Frauen. Doch wie die Expert:innen informieren, liegt die tatsächliche Zufuhr hierzulande jedoch oftmals niedriger. Langfristig kann sich daraus eine Unterversorgung entwickeln – Stichwort Eisenmangel. Schätzungsweise jede/r Zehnte ist hierzulande davon betroffen.
Zu den häufigsten Symptomen zählen eingerissene Mundwinkel, erhöhte Infektanfälligkeit, gestörtes Haar- und Nagelwachstum, Müdigkeit, Blässe und trockene Haut. Doch damit nicht genug. Denn auch ein Einfluss auf die Blutwerte ist möglich. Genau kann ein Eisenmangel bestimmte Blutzuckerwerte verfälschen.
Als Eisenmangel gilt, wenn die Hämoglobinkonzentration – sprich der rote Blutfarbstoff – unter den alters-, beziehungsweise geschlechtsspezifischen Normwert absinkt. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) liegt der Wert bei Frauen bei < 12 g/dl und bei Männern bei < 13 g/dl.
Langzeit-Blutzuckerwert durch Eisenmangel erhöht
Konkret geht es um den Blutzucker-Langzeitwert HbA1c von Diabetiker:innen. Dieser fällt bei einem Eisenmangel höher aus, als es eigentlich der Fall ist. Der Grund liegt in einer Störung der roten Blutkörperchen (Erythrozyten), wie Wissenschaftler:innen in einer Studie mit Daten aus den Jahren 1990 bis 2014 belegen konnten.
Der Hba1c-Wert wird alle drei Monate ermittelt und zeigt an, wie viel Zucker sich an das Hämoglobin – den Blutfarbstoff in den Erythrozyten – angelagert hat. Er ist unabhängig von kurzfristigen Schwankungen und dient dazu, den Blutzuckerspiegel langfristig im Blick zu behalten. Erkrankungen wie ein Eisenmangel können jedoch die Lebenszeit roter Blutkörperchen verlängern, wodurch sich der Hba1c-Wert erhöht und sich somit im Vergleich zu den letzten Messungen der einzelnen Blutzuckerwerte Ungereimtheiten ergeben können. Demnach bestätigten Studienergebnisse, dass das Vorhandensein von Eisenmangel mit oder ohne Anämie zu einem Anstieg der HbA1c-Werte im Vergleich zu Kontrollen führte, ohne dass gleichzeitig die Glukoseindizes anstiegen.
Um eine tatsächliche Erhöhung des Blutzuckerspiegels auszuschließen, sollten betroffene Diabetes-Patient:innen in diesem Fall auf eine Störung der Erythrozyten hin untersucht werden. Insbesondere Frauen im gebärfähigen Alter können dabei von verfälschten Langzeit-Blutzuckerwerten durch einen Eisenmangel betroffen sein. Stichwort Menstruation.
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