In Sachen Vitamin D ist Vorsicht geboten, denn neben einem Mangel kann auch die Einnahme hochdosierter Supplemente Folgen für die Gesundheit haben. Geht es um den Vitamin D-Bedarf, sollte jedoch eine individuelle Ermittlung erfolgen. Denn Faktoren wie Übergewicht und Co. können dabei offenbar einen entscheidenden Einfluss haben.
Die Hauptversorgung mit Vitamin D erfolgt bekanntlich über die durch Sonnenlicht – genau UVB-Strahlung – angekurbelte körpereigene Produktion. Von einer guten Vitamin D-Versorgung ist die Rede, wenn die Serumkonzentration an 25-Hydroxyvitamin D mindestens 50 Nanomol pro Liter (nmol/l) Serum beträgt. Kann dies nicht über die Eigenproduktion sowie die Aufnahme mit der Nahrung gedeckt werden, gibt die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) als Referenzwert für eine angemessene Vitamin-D-Zufuhr 20 mg/Tag an. „Die Einnahme eines Vitamin-D-Präparats in Höhe des Referenzwertes trägt dann zur gezielten Vitamin-D-Versorgung bei“, heißt es.
Der Referenzwert gilt dabei ab einem Alter von einem Jahr für alle Altersgruppen sowie Schwangere und Stillende. Doch nun zweifeln Forschende diese „One-fits-all-Lösung“ an. Denn wie Daten zeigen, haben einige Menschen einen höheren Vitamin D-Bedarf als andere. Eine Rolle können demnach beispielsweise Übergewicht und Cholesterin spielen.
Achtung: Laut DGE haben Babys im ersten Lebensjahr sowie ältere, chronisch kranke und pflegebedürftige Personen ein erhöhtes Risiko für eine Unterversorgung, sodass ihnen die Einnahme eines Vitamin D-Präparates in Höhe des Referenzwertes empfohlen wird.
Erhöhter Vitamin D-Bedarf wegen Übergewicht und Cholesterinspiegel?
Forschende vom Trinity College Dublin (Irland) haben untersucht, ob und inwiefern die individuelle Vitamin D-Produktion und damit auch der Bedarf durch bestimmte Faktoren, darunter Übergewicht, beeinflusst wird. Analysiert wurden dafür die Daten von rund 440.000 Menschen aus dem Vereinigten Königreich. Dabei zeigte sich: Merkmale wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index und Cholesterinspiegel können sich erheblich auf die körpereigene Reaktion auf UVB-Strahlung auswirken, sodass die Vitamin D-Produktion individuell abweichen kann – selbst bei gleicher Exposition. Mit steigendem BMI und/oder Cholesterinspiegel steigt beispielsweise der Vitamin D-Bedarf, weil die Produktion des Sonnenvitamins geringer ausfällt als bei Personen mit normalem Gewicht und Cholesterinspiegel. Wurde Vitamin D supplementiert, benötigten die betroffenen Personen zudem eine höhere Dosis.
Die genauen Hintergründe sind bisher noch nicht bekannt und müssen laut den Forschenden weiter untersucht werden. Doch die Ergebnisse würden in jedem Fall deutlich machen, wie wichtig es sei, beim Vitamin D-Bedarf von einer „One-fits-all-Lösung“ hin zu personalisierten Empfehlungen zu kommen.
„Wir hoffen, dass diese Arbeit die erheblichen Unterschiede im Vitamin D-Spiegel zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen hervorheben und dazu beitragen kann, das seit langem bestehende Gesundheitsproblem der Bevölkerung, nämlich Vitamin D-Mangel, anzugehen“, so die Autor:innen in einer Pressemitteilung.
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