Corona ist nicht vorbei. Im Gegenteil: Mit BA.5 breitet sich aktuell bereits die nächste Virusvariante aus. Spätestens nach dem Sommer könnten die Neuinfektionen also wieder deutlich steigen, mahnt der Gesundheitsminister. Vom Corona-ExpertInnenrat der Bundesregierung kommen nun aktuelle Empfehlungen für die Vorbereitung auf den Pandemie-Herbst.
„Das Gesundheitswesen und weitere Sektoren des öffentlichen Lebens sowie die Bevölkerung müssen sich darauf einstellen und vorbereiten, dass SARS-CoV-2 und andere Atemwegsinfektionen (z.B. Influenza, RSV) im Herbst und Winter 2022/23 saisonal bedingt zunehmen werden“, mahnt der Corona-ExperInnenrat in seiner aktuellen Stellungnahme – und fordert eine entsprechende Vorbereitung. Denn eines ist klar: Eine Entwicklung wie im letzten Jahr darf sich nicht wiederholen. Das Problem: Es gibt nach wie vor eine gravierende Immunitätslücke.
„Wir wollen kein dramatisches Bild zeichnen“, so die Expert:innen. Eine entsprechende Vorbereitung sei jedoch wichtig, und zwar auf verschiedene Szenarien – von der günstigsten Entwicklung mit kaum einschneidenden Maßnahmen bis zum ungünstigsten Verlauf mit einer neuen Virusmutation, die zu schwereren Erkrankungen führt. Denn das Virus entwickele sich ständig weiter und damit auch das Infektionsgeschehen.
Vorbereitung auf den Pandemie-Herbst: Was empfehlen die Expert:innen?
Um eine mögliche neue Infektionswelle in den Griff zu bekommen, sind eine vorausschauende Vorbereitung und kurze Reaktionszeiten auf aktuelle Entwicklungen das A und O. Außerdem brauche es laut den Expert:innen eine „solide rechtliche Grundlage für Infektionsschutzmaßnahmen, die eine dem Infektionsgeschehen angepasste schnelle Reaktion ermöglicht“. Notwendige Schutzmaßnahmen sollen dann zentral zwischen Bund und Ländern koordiniert werden. Wichtig ist jedoch auch, die Bürger:innen anschließend darüber zu informieren, und zwar transparent, einheitlich und vor allem schnell sowie mit leicht zugänglichen, vertrauenswürdigen Informationen.
Testen flexibel herunter- oder hochfahren
Auch die Teststrategie soll laut der Empfehlung angepasst werden, und zwar in Abhängigkeit vom Infektionsgeschehen. Zwar sollten freiwillige kostenlose Tests generell möglich bleiben. Allerdings könnte das Testen lediglich auf „symptomatische Fälle, begründete Verdachtsfälle sowie die Testung zum Schutz von Risikogruppen“ beschränkt werden – sofern die Infektionslage stabil bleibt. Zugleich müsse die Testinfrastruktur jedoch für den Ernstfall, also bei steigenden Neuinfektionen, schnell reaktivierbar und leistungsfähig sein. Dafür sollen auch die Qualitätskontrollen verbessert werden. „Denkbar wäre eine Integration in die Infrastruktur der Impfzentren“, heißt es in der Stellungnahme. Denn auch Impfzentren sollen im Bedarfsfall möglichst schnell wieder einsatzbereit sein, um die Impf- und Boosterquote zu erhöhen.
Wie es mit den kostenlosen Bürgertests laut Bundesgesundheitsministerium weitergehen soll, erfährst du hier.
Arbeitsschutz bleibt weiter wichtig
Auch wenn mit dem Auslaufen der Corona-Arbeitsschutzverordnung unter anderem Schluss mit 3G am Arbeitsplatz ist, können Arbeitgebende an Maßnahmen wie einer Maskenpflicht oder Zugangsbeschränkungen für Kund:innen festhalten. Der ExpertInnenrat hat in puncto Arbeitsschutz eine klare Forderung: „Weiterentwicklung der Konzepte zum Infektionsschutz am Arbeitsplatz, inklusive Ausformulierung der Hygienemaßnahmen und Home-Office Plicht, falls diese wieder notwendig werden sollten“, heißt es.
Frühere Behandlung, PTA in Kinderkliniken?
Besonderes Augenmerk legen die Expert:innen auch auf die Therapie von Infizierten, vor allem bei vulnerablen Gruppen. Patient:innen sollen demnach schneller Zugang zu antiviralen Medikamenten wie Paxlovid, Lagevrio und/oder monoklonalen Antikörpern erhalten. Außerdem soll es Verbesserungen bei der nationalen Reserve für Gesundheitsschutz, beispielsweise für Schutzausrüstung und lebenswichtige Medikamente, geben.
Wichtig: Ziel ist es, insbesondere das Gesundheitswesen vor Überlastung zu schützen. Um beispielsweise das Personal in Kinderkliniken im Ernstfall zu unterstützen, bringen die Expert:innen auch PTA ins Spiel.
Weitere Maßnahmen
Daneben empfehlen die Expert:innen noch weitere Maßnahmen zur Vorbereitung auf den Pandemie-Herbst. Dazu gehören:
- Festlegung des Umgangs mit einer neuen VOC insbesondere im Einreisekontext
- kontinuierliche Datenanalyse, unter anderem zur Bewertung der Teststrategie, des Impfverhaltens, der Akzeptanz von Schutzmaßnahmen
- Weiterentwicklung von Hygienekonzepten in Kranken-, Pflege- und Betreuungseinrichtungen sowie Schulen und Kitas
- Förderung der Therapieentwicklung zu Long-Covid
- Sicherung der sozialen Teilhabe durch Schul- und Kitabesuch
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