Auf die Dosis kommt es an. Bei der Einnahme von Arzneimitteln wird in der Regel zwischen Kindern und Jugendlichen sowie Erwachsenen unterschieden. Dabei kann die Wirkung einiger Medikamente auch zwischen Männern und Frauen abweichen. Doch für eine Dosierung nach Geschlecht fehlt es an Aufklärung, und zwar auch in Apotheken.
Dass sich Frauen und Männer nicht nur anhand von äußerlichen Merkmalen unterscheiden, ist längst bekannt. So können sich die Unterschiede beim Körperbau auch gesundheitlich bemerkbar machen, beispielsweise beim Verlauf von Krankheiten. Kein Wunder, dass Faktoren wie der unterschiedliche Muskel-, Fett- und Wasseranteil sowie der Hormonhaushalt auch bei der Medikation berücksichtigt werden sollten. Schon allein die Abweichungen beim Gewicht lassen eine Dosierung nach Geschlecht sinnvoll erscheinen. Denn erhält beispielsweise eine 1,60 Meter große, 55 Kilo schwere Frau dieselbe Dosis wie ein 1,90 Meter großer, 110 Kilo schwerer Mann, können Abweichungen bei der Wirkung die Folge sein. Das Problem: Bisher spielt dies bei Dosierangaben kaum eine Rolle.
Gender data gap: In der Medizin wird vor allem der männliche Körper als genereller Maßstab genutzt, beispielsweise bei Studien zu Arzneimittelwirkungen und Co. – Frauen bleiben dagegen häufig unberücksichtigt. Die Folge: Es entstehen geschlechtsbedingte Datenlücken, die sogenannte Gender data gap.
Die Krankenkasse BKK VBU hat eine Umfrage zum Thema Geschlechtsspezifische Medizin unter mehr als 1.000 Personen durchgeführt. Das Ergebnis: In Bezug auf eine unterschiedliche Dosierung nach Geschlecht gibt es Nachholbedarf, auch was die Beratung angeht. „Medikamente wirken unterschiedlich bei Männern und Frauen – doch darüber aufgeklärt werden Patientinnen und Patienten häufig weder in der Arztpraxis noch in der Apotheke“, heißt es von der Kasse. Knapp acht von zehn Befragten antworten auf die Frage „Hat Ihr Arzt oder Apotheker Sie schon einmal darauf aufmerksam gemacht, dass die Nebenwirkungen eines Medikaments bei Männern und Frauen unterschiedlich sein können?“ mit Nein.
Dabei ist es mehr als jedem/jeder Zweiten wichtig, dass bei der Gesundheitsversorgung auf das Geschlecht geachtet wird. Kein Wunder, dass sich drei Viertel der Befragten Angaben zur Dosierung nach Geschlecht auf den Beipackzetteln von Arzneimitteln wünschen.
„Bis heute gilt das männliche Geschlecht als die Norm in der Medizinforschung. Es ist an der Zeit, endlich den Blick in der medizinischen Versorgung auf die biologischen Unterschiede zwischen Mann und Frau zu lenken, so dass beide Geschlechter davon profitieren“, fordert BKK-Vorständin Andrea Galle.
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