Digoxin bei Brustkrebs: Schutz vor Metastasen?
Mehr als jede zehnte Frau erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Dann ist eine schnelle und wirksame Behandlung gefragt, denn damit steigen die Heilungschancen. Um das Risiko von Metastasen zu verringern, bringen Forschende nun Digoxin bei Brustkrebs ins Spiel.
Brustkrebs gehört zu den häufigsten Krebserkrankungen. Knapp 75.000 Frauen erkranken allein hierzulande pro Jahr neu daran. Auch wenn Brustkrebs oftmals gut behandelt werden kann, – sofern er frühzeitig erkannt wird –, handelt es sich um eine schnell metastasierende Krebsart, wodurch die Überlebenschancen sinken. Doch wie eine Studie nun zeigt, soll Digoxin bei Brustkrebs als Schutz vor Metastasenbildung dienen. Der Grund: Der Wirkstoff kann Klümpchen von zirkulierenden Brustkrebszellen im Blut auflösen und so die Gefahr von Metastasen verringern.
Wirkstoffcheck
Digoxin zählt zu den Digitalisglykosiden. Das mittellangwirkende Herzglykosid wird aus dem wolligen Fingerhut (Digitalis lanata) gewonnen und besitzt kardiale Effekte, genau positiv inotrope, negativ chronotrope, negativ dromotrope und positiv bathmotrope Eigenschaften. Digoxin hemmt die Adenosintriphosphatase und somit den aktiven Transport von Natrium- und Kaliumionen, wodurch es zu einem vermehrten Einstrom von Calciumionen kommt. Der Wirkstoff kann bei der Behandlung von Herzmuskelschwäche und bestimmten Formen von Herzrhythmusstörungen eingesetzt werden, findet heutzutage jedoch kaum noch Anwendung.
Brustkrebs: Digoxin verringert Risiko für Metastasen
Forschende der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich und verschiedener Schweizer Krankenhäuser haben untersucht, wie sich die Anwendung von Digoxin bei Brustkrebspatient:innen auswirken kann. Genau ging es um die Frage, ob der Wirkstoff einen Einfluss auf die Bildung von Metastasen haben kann. Dafür haben sie eine kleine klinische Studie mit betroffenen Frauen gestartet, die eine Woche lang mit einer niedrigen Dosis des Herzglykosids behandelt wurden.
Dabei zeigte sich: Der Wirkstoff führte dazu, dass sich weniger vom Haupttumor ins Blut abgegebene Zellen in Clustern zusammenfanden. Derartige Cluster können sich in anderen Organen einnisten und zu Metastasen wachsen. Durch die Verabreichung von Digoxin bei Patientinnen mit Brustkrebs wurde die Anzahl der Zellen in entsprechenden Clustern deutlich verringert, und zwar im Schnitt um mehr als zwei. „Angesichts der typischen Clustergrößen von nur einer Handvoll Zellen bedeutet dies eine deutliche Reduktion des Metastasenrisikos.“ Denn: Sind die Cluster nur klein, gelingt es meist nicht, daraus Metastasen hervorzubringen.
Digoxin als unterstützende Therapieoption?
Der Grund für den positiven Effekt von Digoxin auf das Metastasenrisiko bei Brustkrebs ist laut den Forschenden der Einfluss auf die Na+/K+-ATPasen. Weil der Wirkstoff die Ionenpumpen blockiert und den Ionenaustausch unterdrückt, nehmen die Krebszellen verstärkt Calcium von der Außenseite der Zellmembran auf, wodurch der Clusterzusammenhalt geschwächt wird, heißt es in einer Mitteilung.
„Damit könnte der Wirkstoff andere Krebsmittel ergänzen, die den Primärtumor bekämpfen“, so das Fazit. Denn die Forschenden wenden ein, dass Digoxin allein bei Brustkrebs den bestehenden Tumor nicht beseitigen kann. Hinzukommt, dass Metastasen bei Brustkrebspatientinnen auch noch Jahre nach der Erstdiagnose auftreten können, wie der Krebsinformationsdienst klarstellt, sodass eine Langzeittherapie notwendig sein könnte.
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