Zugegeben, besonders schön hatte ich mir die Geburt meines Sohnes nie vorgestellt. Die Zeit danach hingegen schon. Dass mich ein herkömmlicher Dammriss zweiten Grades in dieser besonderen Zeit so beschäftigen würde, hätte ich nicht gedacht. Hier ein paar Tipps, wie Geburtsverletzungen an der Scheide gut heilen und die Beschwerden gelindert werden können.
Was ist ein Dammriss?
Ein Dammriss ist eine häufige Geburtsverletzung. Dabei wird durch die übermäßige Dehnung in der Austreibungsphase der Bereich zwischen Scheide und After so belastet, dass das Gewebe reißt. Verletzungen können aber auch an den Schamlippen oder der Klitoris entstehen.
Eingeteilt wird der Dammriss in die vier Schweregrade:
- Grades: reine oberflächliche Hautverletzung des Dammes
- Grades: neben der Haut ist auch oberflächlich die Muskulatur des Dammes betroffen
- Grades: tiefergehende Verletzung des Dammes, bei der auch der Schließmuskel betroffen und teilweise oder vollständig gerissen sein kann
- Grades: bei der schwersten Form ist zusätzlich zu den Verletzungen des dritten Grades noch die Rektumvorderwand betroffen.
Ohne Frage, im besten Falle möchte man einen Dammriss bei der Geburt verhindern. Eine wissenschaftlich gesicherte Methode gibt es bislang leider nicht dafür. Zudem hängen viele Faktoren auch von der Geburt selbst ab. Zum Beispiel können ein großer Kopf des Kindes, eine sehr schnelle Geburt, eine ungünstige Lage des Babys, Vernarbungen von vorangegangenen Geburten und ein besonders festes oder schlaffes Dammgewebe einen Dammriss begünstigen.
Den Körper auf die anstehende Geburt vorbereiten kann man trotzdem. Empfohlen werden kann:
- die Damm-Massage mit speziellem Öl
- Beckenbodentraining, um gezielt entspannen zu können
- Himbeerblättertee in den letzten acht Wochen der Schwangerschaft
- spezielles Trainingsgerät zum Dehnen des Dammes
- Sitzbäder mit Heublumen oder Lindenblüten ab sechs Wochen vor der Geburt
Wenn nun trotz aller Vorbereitungen (ich habe tatsächlich nichts von den oben genannten Möglichkeiten gemacht) der Damm unter der Geburt reißt, kann man einiges machen, um die Wunden zu pflegen und komplikationsfrei abheilen zu lassen.
Das Zauberwort heißt „Wochenbett“
Es hat schon einen Grund, warum die Zeit nach der Geburt „Wochenbett“ und nicht „Wochenstuhl“ oder „Wochenküche“ heißt. Am besten kann eine Geburtsverletzung wie ein Dammriss heilen, wenn der Wundbereich geschont wird. Dafür sollte die frischgebackene Mama viel liegen und so wenig wie möglich sitzen, stehen und gehen. Ich war im Krankenhaus übrigens unglaublich dankbar, als meine Schwiegermutter mir einen Sitz-Ring mitbrachte. Dieser erleichterte das Sitzen enorm. Doch ich wurde kurz darauf von einer lieben Krankenschwester eines Besseren belehrt: Durch die Verwendung von Sitzringen erhöht sich der Druck auf den Beckenboden. Dies kann der Wunde schaden. Ein weiches Kissen zum Sitzen ist also die bessere Wahl.
Lass’ laufen
Besonders in den ersten Tagen nach der Geburt kann der Urin beim Wasserlassen an der Naht brennen. Warmes Wasser aus einem Gefäß beim Toilettengang über den Intimbereich laufen zu lassen, verdünnt den Urin und hilft dabei, das Brennen zu minimieren. Anschließend heißt es: Trockentupfen, nicht wischen!
Das gute alte Sitzbad
Für eine bessere Heilung der Geburtsverletzung können einmal täglich Sitzbäder für maximal 15 Minuten gemacht werden.
Wichtig: Bei zu häufiger oder langer Anwendung kann die Wunde aufweichen!
Als Zusätze eignen sich beispielsweise Zubereitungen aus Kamille, Ringelblume, Frauenmantelkraut, Eichenrinde und Hamamelisrinde. Auch synthetische Gerbstoffe (Tannolact®) für die Sitzbäder sind einfach und angenehm in der Anwendung.
Heißer Tipp: Kühlen
Von meiner Hebamme bekam ich damals einen Tipp, der meine Beschwerden unglaublich gut für eine Weile gelindert hat: Eine Vorlage mit Olivenöl beträufeln und einfrieren. Anschließend auf die Geburtsverletzung legen. Der Kühleffekt schafft eine sofortige Erleichterung, hält allerdings nur kurz an. Auch hier ist es wichtig, dass nicht zu oft und lange gekühlt wird, um die Wundheilung nicht zu beeinträchtigen. Trotzdem eine wahre Wohltat. Wirklich empfehlenswert bei einem Dammriss sind zudem Multi-Gyn®-Kompressen, die mit einem bio-aktiven Gel imprägniert sind. Sie verbessern den Gewebezustand und haben ebenfalls einen angenehmen Kühleffekt.
Dammriss: Schmerzen nicht aushalten
Bei stärkeren Schmerzen an der Wundnaht kann ein Schmerzmittel Abhilfe schaffen. Paracetamol und Ibuprofen sind Schmerzmittel der Wahl in der Stillzeit. Sicherheitshalber sollte jedoch vorher ein Arzt oder eine Hebamme auf die Wunde schauen, um Komplikationen auszuschließen.
Ich war nach der Entbindung sehr ungeduldig, da ich der Meinung war, dass nach ein bis zwei Wochen doch alle Beschwerden weg sein müssten. Zudem habe ich mich sicher auch zu wenig in der ersten Zeit geschont. Daher kann ich jeder werdenden Mama nur raten, den Begriff des „Wochenbettes“ wirklich wörtlich zu nehmen. Wochensofa geht natürlich auch.
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