Kaum ist man schwanger, erhält man von allen Seiten Tipps, gute Ratschläge und Meinungen, was man tun oder nicht tun soll – selbst wenn man nicht danach gefragt hat. Das Thema Ernährung oder besser Ernährungsverbote kommt so schnell auf den Tisch, da hat man noch nicht mal seine morgendliche Tasse Kaffee geleert. Aber die darf man ja in der Schwangerschaft eh nicht trinken. Oder doch?!
Koffein, Chinin
Keine Frage: Cola und andere Limonaden (ob nun mit Koffein oder ohne) sind nicht gesund. Mal ein Glas ist jedoch nicht verboten. Tatsächlich ist es so, dass eine sichere Dosis an Koffein während der Schwangerschaft ermittelt wurde. Diese liegt bei 200 mg täglich. Zum Vergleich: Ein Glas Cola (250 ml) enthält 25 mg Koffein, ein Becher Filterkaffee (200 ml) etwa 90 mg Koffein. Vom Konsum chininhaltiger Getränke (Tonic Water, Bitter Lemon) wird abgeraten. Bei starkem Konsum (ein Liter täglich) wurden Entzugserscheinungen beim Neugeborenen beobachtet, eine offiziell sichere Dosis als Empfehlung gibt es nicht.
Lakritz
Einmal bekam ich den Tipp, dass ich in der Schwangerschaft auf keinen Fall Lakritz essen dürfe, da mein Ungeborenes sonst einen Gendefekt entwickeln würde. Aha. Ich glaube ja nichts, was ich nicht selber gründlich überprüft habe und siehe da: Ein Fünkchen Wahrheit steckt doch meist in Alltagsweisheiten. Eine Langzeitstudie aus Finnland, die 2017 publiziert wurde, stellt einen Zusammenhang zwischen der kognitiven Leistungsfähigkeit der Kinder und dem Lakritzkonsum der Mütter während der Schwangerschaft her. Demnach wiesen die Kinder, bei denen die Mütter große Mengen Lakritz (mehr als 250 g pro Woche) gegessen hatten, einen geringeren IQ auf. Auch ihre Aufmerksamkeit war verringert. Verantwortlich dafür soll Glycyrrhizin sein, welches die Effekte des Stresshormons Cortisol verstärkt, was dem Fötus schaden kann. Obwohl von den Forschern kein Limit für einen sicheren Konsum benannt werden konnte, geht man davon aus, dass kleine Mengen Kinderlakritz (bitte kein Stark-Lakritz aus der Apotheke anbieten) dem Ungeborenen nicht schaden.
Rohmilchprodukte
In Rohmilch, sowie daraus gemachten Produkten können Listerien (nein, nicht das Mundwasser, sondern grampositive, stäbchenförmige Bakterien) enthalten sein, welche eine Listeriose verursachen können. Diese Infektion mit erkältungs- beziehungsweise grippeähnlichen Symptomen ist für einen Erwachsenen harmlos, jedoch können die Bakterien auch das Ungeborene infizieren und zu schweren Komplikationen führen. Da die Immunabwehr bei Schwangeren herabgesetzt ist, ist die Infektionsgefahr mit Listerien bei ihnen etwa um das 20-fache erhöht.
Das ist erlaubt:
- pasteurisierte (oder abgekochte Milch)
- Käse aus pasteurisierter Milch
- Schnittkäse (bitte die Rinde abschneiden)
- Hartkäse (wie Parmesan)
Das ist nicht erlaubt:
- unbehandelte Milch (Rohmilch)
- eingelegter Käse in offenen Gefäßen
- die Rinde vom Schnittkäse
- Weichkäse (wie Camembert und Brie)
Lust auf… Salami!
Komische Gelüste oder Heißhunger-Attacken hatte ich während der Schwangerschaft nicht wirklich. Nur immer mal wieder unglaubliche Lust auf Salami. Doch gerade in dieser, sowie weiteren Rohwurstwaren können ebenfalls Listerien, aber auch Toxoplasmose-Erreger enthalten sein. Ist eine Schwangere noch nicht gegen letztere immun (der Test ist keine Kassenleistung) und infiziert sich mit dem Erreger, kann es die Entwicklung des Gehirns des Fötus beeinträchtigen. Durch eine rechtzeitige Antibiotikatherapie kann dies verhindert werden, dennoch sollte während der Schwangerschaft auf das Mettbrötchen definitiv verzichtet werden.
Das ist erlaubt:
- durchgebratenes und gekochtes Fleisch
- bei der Herstellung oder Verarbeitung erhitzte Wurst (hier geht dann auch Salami, wenn diese nachträglich erhitzt wurde)
Das ist nicht erlaubt:
- rohes oder nur halbdurchgegartes Fleisch und Mett
- Rohwurst (Salami, Schinken)
Fisch
Neben der Listeriose-Gefahr, bei der es sich ähnlich wie beim Fleisch verhält, kommen bestimmte Fischarten hinzu, die oftmals mit Schwermetallen und Quecksilber belastet sind. Fischvarianten, die erlaubt sind, sollten ruhig zweimal wöchentlich auf den Tisch kommen.
Das ist erlaubt:
- gebratener, gebackener und gekochter Fisch
- Fisch in Konserven
Das ist nicht erlaubt:
- roher Fisch (Sushi, Sashimi)
- geräucherter Fisch
- Raubfische (wie Thunfisch, Merlin, Schwertfisch)
- Muscheln
Rohe Eier
Es wird empfohlen, auf Produkte mit rohen Eiern wegen der Salmonellen-Gefahr zu verzichten. Anders als bei der Gefahr der Toxoplasmose oder Listeriose, geht eine vermeintliche Salmonelleninfektion nicht auf den Fötus über.
Das ist erlaubt:
- handelsübliche Mayonnaise aus dem Glas oder der Tube (die Eier sind pasteurisiert)
- hartgekochte, durchgegarte Eier
Das ist nicht erlaubt:
- selbstgemachte Mayonnaise
- Nachspeisen mit rohen Eiern (wie Tiramisu, Mousse au Chocolat, Softeis)
- nicht durchgegarte Eier
Was benötigt man denn nun mehr?
Für Schwangere gelten neben den oben aufgezählten „Verboten“ sonst im Allgemeinen die gleichen Regeln für eine gesunde Ernährung, wie bei Nicht-Schwangeren. Ein paar Ausnahmen gibt es allerdings, denn in der Tat ist der Bedarf an bestimmten Nährstoffen während der Schwangerschaft erhöht. Die aktuellen Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) sind wie folgt:
Folat beziehungsweise Folsäure ist essentiell für Zellteilungs- und Wachstumsprozesse. Mit einer täglichen Einnahme von 400 μg synthetischer Folsäure ab vier Wochen vor Eintritt der Schwangerschaft wird Neuralrohrdefekten effektiv vorgebeugt. Die Einnahme sollte während des ersten Trimenons fortgeführt werden. Wird die Ergänzung erst kurz vor oder nach der Empfängnis begonnen, werden 800 µg Folsäure am Tag empfohlen.
Der Jodbedarf steigt während der Schwangerschaft, daher sollten täglich 100 bis 150 μg Jod eingenommen werden. Wichtig: Bei einer Schilddrüsenerkrankung sollte zuvor Rücksprache mit dem Arzt gehalten werden.
Von einer pauschalen Zufuhr von Eisen in der Schwangerschaft wird abgeraten, denn es gibt Hinweise, dass sowohl ein Eisenmangel, als auch eine erhöhte Zufuhr von Eisen zu einer Frühgeburt führen kann. Da während der Schwangerschaftsvorsorge beim Gynäkologen regelmäßig Blut abgenommen und auch der Eisenwert im Blut geprüft wird, sollte eine Supplementation nur nach Rücksprache mit dem Arzt erfolgen.
Doxahexaensäure (DHA) spielt eine Rolle bei der Entwicklung des Gehirns und des Sehvermögens des Fötus und ist vor allem in fettreichem Meeresfisch vorhanden. Die Studienlage zu einer DHA-Supplementation ist sehr unterschiedlich. Die empfohlene Menge der deutschsprachigen Fachgesellschaften für Ernährung (DACH) beträgt 200 mg DHA täglich und wird denjenigen empfohlen, die nur selten Fisch auf ihrem Speiseplan haben.
Ich habe in der Apotheke ein für mich passendes Produkt herausgesucht, welches neben Folsäure, Jod und DHA noch weitere B-Vitamine, sowie Zink, Vitamin C, D und E enthielt. Dies war mir wichtig, da ich in der Zeit durch die verringerte Immunaktivität wirklich infektanfällig war. Aber dazu nächstes Mal mehr!
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