Von Krämpfen und quälenden Pupsen: In der ersten Zeit nach der Geburt ist die Welt meist noch in Ordnung. Innerhalb der ersten vier Lebenswochen droht die Stimmung allerdings zu kippen. Denn dann zeigt sich, ob der Familienzuwachs nur ganz normale Blähungen hat, oder ob er zu den 30 Prozent der Neugeborenen gehört, die unter Koliken leiden und die kommenden drei Monate von Schmerzen, Krämpfen und Schreiattacken geprägt sind, weil Dreimonatskoliken den Alltag bestimmen.
Dass Babys hin und wieder unter Blähungen leiden, ist ganz normal. Allerdings können in den ersten drei Lebensmonaten die sogenannten Dreimonatskoliken auftreten. Die Babys leiden unter einem harten, aufgeblähten Bauch, ziehen die Beine an, ballen die Fäuste, überstrecken den Körper und weinen bei hellrotem Köpfchen. Ein Beruhigen des Kindes scheint schier unmöglich. Halten, Streicheln und Zureden bleiben ohne Erfolg. Eltern und Kind werden während der Säuglingskoliken auf eine harte Probe gestellt.
Die Koliken treten meist in den ersten 14 Lebenswochen auf und verschwinden in der Regel nach etwa drei Monaten wieder. Die Beschwerden treten meist am frühen Abend oder nach einer Mahlzeit auf. Von einer Dreimonatskolik ist die Rede, wenn die Kleinen mindestens eine Woche mindestens drei Stunden täglich an drei Tagen pro Woche Schreiattacken haben.
Über die Ursache der Koliken wird viel vermutet. So sollen das Verschlucken von Luft während der Mahlzeiten, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder auch Hektik in der Umgebung des Kindes verantwortlich sein. Aber auch die Darmflora der Kleinen kann eine entscheidende Rolle spielen. Denn die Verdauung kann nur problemlos funktionieren, wenn auch die Darmflora intakt ist. Unter Umständen können Kaiserschnittbabys häufiger unter Verdauungsproblemen und Dreimonatskoliken leiden.
Kaiserschnitt: Fehlbesiedlung als Ursache für Dreimonatskoliken?
Der Trend geht weiterhin zum Kaiserschnitt. Dabei kann die Schnittgeburt für das Baby Nachteile haben. So leiden die Neugeborenen zum einen vermehrt unter Atemproblemen, weil das Fruchtwasser nicht wie bei der Vaginalgeburt aus der Lunge gepresst wird. Zum anderen kommt das Baby mit den falschen Keimen in Kontakt.
Kommt das Baby auf natürlichem Wege zur Welt und passiert den Geburtskanal, kommt es zum ersten Mal mit Keimen in Kontakt. Die Körperoberfläche wird mit den Keimen der Darm- und Vaginalflora der Mutter wie E. coli, Bififobakterien und Laktobazillen besiedelt, die für die Darmflora des Neugeborenen eine wichtige Rolle spielen.
Kaiserschnittbabys hingegen kommen zuerst mit der Hautflora der Mutter und den Umgebungskeimen im OP-Saal in Kontakt. Somit findet eine andere Erstbesiedlung des kindlichen Darms statt und es treten häufiger Koliken auf. Die initiale Besiedlung des Darms der Babys nimmt einen Einfluss auf die weitere Entwicklung der Darmflora.
Kaiserschnittbabys sollten also zum Aufbau der Darmflora erst mit E. coli und dann mit Probiotika versorgt werden. So können die Beschwerden und die Dreimonatskoliken gelindert werden.
Was hilft noch bei Koliken und Blähungen?
Ein Patentrezept gegen die Dreimonatskoliken gibt es nicht. Jedes Kind reagiert anders. Eines steht fest, die Eltern müssen mitunter Nerven aus Stahl haben.
- Wärme für die Entspannung: Kirschkernkissen oder ein warmes Bad können dazu beitragen, den Bauch zu entspannen.
- Massagen: Hat der Nabel sich stabilisiert, können Bauchmassagen durchgeführt werden. Dazu wird sanft im Uhrzeigersinn um den Bauchnabel gestreichelt. Hier können Kümmelöl oder Windsalbe eine zusätzliche Unterstützung sein.
- Fliegergriff: Das Baby wird bäuchlings mit dem Kopf in Richtung Ellenbeuge auf den Unterarm gelegt und mit der Hand ein Oberschenkel gegriffen. Der leichte Druck auf den Magen-Darm-Trakt kann Krämpfe lösen.
- Bäuerchen und pupsen: Die Luft im Bauch zahlt keine Miete und muss raus. Durch langsames Hochschieben der Beine Richtung Oberkörper können die Winde leichter abgehen.
- Baby vor Reizüberflutung schützen
- Baby beim Stillen richtig anlegen: Der Mund sollte die Bristwarze fest umschließen. So wird weniger Luft geschluckt.
- Tees und Co.: Entschäumer, Tees mit Fenchel und Kümmel oder auch Kümmelzäpfchen sind die Helfer aus der Apotheke.
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