Diabetes-Schutz: Ibuprofen beeinflusst Glukosestoffwechsel
Das nicht steroidale Antirheumatikum (NSAR) Ibuprofen gehört zu den Mitteln der Wahl in der Selbstmedikation. Doch der Wirkstoff soll nicht nur der Schmerzlinderung dienen, sondern könnte auch als Diabetes-Schutz fungieren. Denn: Ibuprofen beeinflusst den Glukosestoffwechsel, zeigt eine Studie.
Ibuprofen hemmt die Cyclooxygenasen (COX)-1 und 2 und somit die Prostaglandinbildung. Der Wirkstoff kommt bei leichten bis mäßig starken Schmerzen zum Einsatz. Dosiert wird in Abhängigkeit von Alter und Körpergewicht. Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren und Erwachsene nehmen als Einzeldosis 200 bis 400 mg, die Tageshöchstdosis liegt bei 1.200 mg Ibuprofen.
Dass das NSAR neben seiner schmerzlindernden Wirkung auch einen entzündungshemmenden Effekt besitzt, ist bekannt. Gleiches gilt für mögliche Nebenwirkungen wie Leberschäden, die unter der Einnahme drohen. Hinzukommt, dass der Wirkstoff die roten Blutkörperchen verändern und so den Sauerstofftransport im Blut beeinflussen kann.
Auf der anderen Seite haben Forschende nun einen weiteren positiven Effekt entdeckt. Demnach kann sich Ibuprofen auf den Zuckerstoffwechsel auswirken – das NSAR könnte somit als Schutz vor Diabetes und anderen Stoffwechselerkrankungen dienen, so die These.
Ibuprofen hemmt Süß-Rezeptoren
Forschende der Rutgers University in den USA haben analysiert welchen Einfluss die Wirkstoffe Naproxen und Ibuprofen auf den Zuckerstoffwechsel im Körper haben können. Untersucht wurden sowohl menschliche Zellen, genau Nierenzellen, als auch die Anwendung an realen, freiwilligen Testpersonen. Dabei zeigte sich: Die Geschmackswahrnehmung „süß“ wurde unter den Wirkstoffen verringert. So konnten beispielsweise Teilnehmende nach einer Ibuprofen-haltigen Mundspülung in Standarddosierungen Süßes weniger intensiv schmecken, während dieser Effekt bei anderen Geschmäckern wie „salzig“ oder „bitter“ jedoch nicht auftrat.
Auch im Zelltest wurde deutlich: Die Süßsignalisierung fiel unter der Behandlung mit 400 mg oder 600 mg Ibuprofen geringer aus. „Unsere Ergebnisse zeigen, dass die NSAR Ibuprofen und Naproxen die Wahrnehmung von süßem Geschmack beim Menschen dosisabhängig hemmen, und zwar sowohl für die kalorischen als auch die nicht-nutritiven Süßstoffe Saccharose, Fructose und Sucralose“, so die Forschenden.
Langzeiteinnahme von Ibuprofen: Geringeres Diabetesrisiko?
Der Grund: „Ibuprofen moduliert nicht nur Entzündungen, sondern hemmt auch den Süß-Rezeptor, der in vielen Organen für den Zuckerstoffwechsel wichtig ist.“ Ebenso wie Naproxen hat Ibuprofen demnach einen hemmenden Effekt auf den Süßgeschmackrezeptor TAS1R2–TAS1R3, der einerseits den Geschmack von Zucker vermittelt und andererseits zur Regulierung des Glukosestoffwechsels im gesamten Körper beiträgt.
Wird der Rezeptor aktiviert, wird auch die Glukoseaufnahme im Darm erhöht, die Freisetzung von Glucagon-ähnlichem Peptid-1 (GLP-1) steigt und die Insulinfreisetzung aus der Bauchspeicheldrüse wird stimuliert. Bei einer Hemmung von TAS1R2–TAS1R3 bleiben diese Effekte folglich aus oder werden vermindert. Mehr noch: Auch ein Einfluss von Ibuprofen auf die Kohlenhydrataufnahme und den Kohlenhydratstoffwechsel ist anzunehmen.
„Ibuprofen hemmt den menschlichen Süßgeschmack und die Glukoseerkennung und stellt damit einen zusätzlichen Mechanismus zur Reduzierung des Risikos von Stoffwechselerkrankungen dar“, so das Fazit der Studie. Denn: Die langfristige Einnahme von Ibuprofen ist mit einer erhaltenen Stoffwechselfunktion verbunden, wodurch die Gefahr für Diabetes, Alzheimer und Co. sinkt. Zur Bestätigung der Ergebnisse brauche es jedoch noch weitere Studien.
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