Mehrere Hundert Millionen Menschen leiden weltweit an Depressionen – so lauten zumindest Schätzungen. Denn die Dunkelziffer dürfte hoch sein, da die Symptome vielseitig sind und die Erkrankung oft nicht diagnostiziert wird. Forscher*innen haben nun eine neue Form der Diagnose einer Depression untersucht – mithilfe der Pupillen.
In Deutschland sind rund fünf Millionen Menschen von einer Depression betroffen. Als Anzeichen dafür gelten unter anderem eine generell negative Grundstimmung, der Verlust von Freude und Interesse, Antriebslosigkeit, ein geringes Selbstwertgefühl, Schlaflosigkeit sowie Konzentrationsprobleme. Die Erkrankung kann sich jedoch auch in vielfältigen anderen Symptomen bemerkbar machen, was eine Diagnose und folglich die richtige Behandlung erschwert. Letztere ist jedoch bei depressiven Erkrankungen enorm wichtig, um beispielsweise eventuellen Suizidabsichten vorzubeugen. Wissenschaftler*innen des Max-Plack-Instituts für Psychiatrie in München (MPI) haben nun untersucht, inwiefern die Pupillen Hinweise zur Diagnose Depression liefern können.
Studie prüft Bedeutung der Pupillen zur Diagnose Depression
Als Basis diente dabei eines der Hauptsymptome der Depression: der Verlust von Interesse und Freude. Vor allem das Gefühl der Freude, beispielsweise über eine erfolgreiche Aufgabe oder ein besonderes Geschenk, spiegelt sich in unseren Augen wider – die Pupillen weiten sich. Patient*innen, die an einer Depression leiden, empfinden jedoch keine oder kaum Freude. Inwiefern sich dies in ihren Augen zeigt und ob somit die Pupillen zur Diagnose Depression herangezogen werden können, haben die Forscher*innen untersucht. Dafür führten sie ein Experiment mit schwer depressiven Patient*innen durch. Während sich diese sich in einem Magnetresonanztomographen befanden, wurden sie in Form eines Spiels um kleine Geldsummen drei verschiedenen Stimuli ausgesetzt: der Aussicht auf Belohnung, einem neutralen Reiz und einem Kontroll-Stimulus, für den keine Reaktion erwartet wurde. Über sogenannte Eye Tracker wurden dann die Blickbewegungen der Patient*innen gemessen.
Dabei zeigte sich, dass sich die Pupillen von depressiven Patient*innen beim Erfolgserlebnis „Gewinn“ deutlich weniger weiteten als bei gesunden Personen aus der Kontrollgruppe. Als weitere Beobachtung kam hinzu: Je schwerer die Erkrankung war, desto weniger weiteten sich die Pupillen. Die Studienautor*innen schlussfolgern daraus, dass das Nervensystem bei Betroffenen durch einen Belohnungseffekt nicht so stark aktiviert wird und vermuten dahinter „ein physiologisches System, das die oft berichtete Antriebsstörung bei Patient*innen teilweise erklären kann“, wie Studienleiter Prof. Dr. Victor Spoormaker erklärt.
Neben der Beobachtung der Pupillen braucht es zur Diagnose Depression grundsätzlich weitere Anhaltspunkte. Die Studienerkenntnisse beziehungsweise biologisch messbare Faktoren generell seien den Autor*innen zufolge jedoch wichtig, um eine noch zielgerichtetere Behandlung zu ermöglichen.
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