Eine Blasenentzündung ist nicht nur unangenehm und schmerzhaft, sondern tritt häufig immer wieder auf. Um die Beschwerden zu lindern, kommt D-Mannose ins Spiel. Das Auftreten von Rezidiven kann diese aber kaum verhindern.
Escherichia coli (E. coli) gehört zu den häufigsten Auslösern einer unkomplizierten akuten Blasenentzündung (Cystitis). Zur Behandlung empfiehlt die entsprechende S3-Leitlinie unter anderem D-Mannose. So heißt es dort: „Bei häufig rezidivierender Zystitis der Frau kann Mannose empfohlen werden.“ Der natürliche Zucker soll die E. coli-Bakterien ummanteln und verhindern, dass sich diese an der Blasenschleimhaut anheften können. D-Mannose selbst wird nicht resorbiert und über den Urin mit den eingeschlossenen Bakterien ausgeschieden. Doch offenbar kann D-Mannose Rezidiven bei Cystitis kaum vorbeugen, wie neue Daten zeigen.
D-Mannose nicht effektiver als Placebo
Forschende der University of Oxford wollten herausfinden, wie sich D-Mannose bei Frauen mit rezidivierender Cystitis auswirkt. Konkret ging es um die Frage, ob durch die tägliche Anwendung erneute Infektionen zuverlässig verhindert werden können. Untersucht wurden dafür knapp 600 Frauen, die in den vorangegangenen zwölf Monaten mindestens drei Harnwegsinfekte hatten oder in den letzten sechs Monaten mindestens wegen zwei Infekten ärztlich behandelt werden mussten. Jeweils rund die Hälfte der Teilnehmerinnen erhielt sechs Monate lang entweder 2 g D-Mannose in Pulverform pro Tag oder ein Placebo.
Dabei zeigte sich hinsichtlich des Auftretens erneuter Infekte kein signifikanter Unterschied zwischen Placebo und der täglichen Gabe von 2 g D-Mannose. In beiden Gruppen musste sich etwa jede Zweite wegen einer erneuten Blasenentzündung ärztlich behandeln lassen. Auch hinsichtlich Symptomdauer, der Dauer zwischen zwei Infektionen sowie dem Antibiotikaverbrauch wurden keine relevanten Abweichungen festgestellt. „In dieser randomisierten klinischen Studie verringerte die tägliche Einnahme von D-Mannose nicht den Anteil der Frauen mit wiederkehrenden Harnwegsinfektionen in der Primärversorgung, bei denen anschließend ein klinisch vermuteter Harnwegsinfekt auftrat“, fassen die Forschenden zusammen. „D-Mannose sollte somit nicht zur Prophylaxe bei dieser Patientengruppe empfohlen werden“, lautet daher das Fazit der Studie.
Frühere Empfehlungen zugunsten von D-Mannose bei Cystitis beziehungsweise zur Vorbeugung weiterer Infektionen würden damit zuverlässig widerlegt, heißt es von Expert:innen in einem begleitenden Kommentar zur Studie. Nun brauche es neue Untersuchungen zu alternativen Behandlungsoptionen.
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