Niedrig dosiertes Dexamethason kann die Sterblichkeit von hospitalisierten Covid-19-Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf senken. Das zeigen die Ergebnisse der britischen Recovery-Studie, die die Universität Oxford veröffentlicht hat.
Seit März läuft die klinische Studie „Randomised Evaluation of Covid-19 thREapY“ (Recovery), deren Ziel es ist, verschiedene Behandlungsoptionen zu untersuchen. Insgesamt haben mehr als 11.500 Patienten an 175 Kliniken des staatlichen Gesundheitswesens an der klinischen Studie teilgenommen, die in sechs Unterstudien aufgeteilt ist. Untersucht werden die Behandlung mit der HIV-Kombi Lopinavir/Ritonavir, Dexamthason, Hydroxychloroquin (Studie bereits beendet), dem Makrolid-Antibiotikum Azithromycin, dem Antikörper Tocilizumab, der dem Zytokinsturm entgegenwirken soll, und rekonvaleszentem Plasma.
Dexamethason bei Covid-19
Insgesamt wurden 2.104 Patienten über einen Zeitraum von zehn Tagen einmal täglich mit 6 mg Dexamethason – oral oder intravenös – behandelt. 4.321 Teilnehmer erhielten Placebo plus üblicher Versorgung. In der Placebo-Gruppe war die 28-Tage-Mortalität hoch – 41 Prozent bei beatmeten Patienten, 25 Prozent bei Patienten mit einer nicht-invasiven Sauerstoffbehandlung und 13 Prozent bei Patienten, die keine Atemintervention benötigten.
Dexamethason reduzierte die Todesfälle bei beatmeten Patienten um ein Drittel (35 Prozent) und um ein Fünftel (20 Prozent) bei Patienten, die nur Sauerstoff erhielten. Bei Patienten, die keine Atemunterstützung benötigten, gab es keinen Nutzen.
„Dexamethason ist das erste Medikament, für das gezeigt werden konnte, dass es die Überlebenschancen bei Covid-19 verbessert. […] Der Überlebensvorteil ist bei Patienten mit schwerem Krankheitsverlauf, die eine Sauerstoffbehandlung benötigen, eindeutig und groß, sodass Dexamethason bei diesen Patienten nun zur Standardbehandlung werden sollte. Dexamethason ist preiswert, im Handel erhältlich und kann sofort eingesetzt werden, um weltweit Leben zu retten“, sagt Professor Peter Horby von der Universität Oxford.
Hydroxychloroquin
Vor einigen Tagen wurden die Negativergebnisse zu Hydroxychloroquin veröffentlicht. Ende März hatte die FDA Chloroquin und Hydroxychloroquin eine Notzulassung zur Behandlung einer Infektion mit SARS-CoV-2 erteilt. Die Hoffnungsträger kamen zur Behandlung hospitalisierter Patienten zum Einsatz, wenn eine klinische Studie nicht möglich war. Inzwischen hat die Behörde die Notfallgenehmigung widerrufen. Der Grund: Schwere kardiale Zwischenfälle und andere potentielle schwerwiegende Nebenwirkungen wiegen die potentiellen Vorteile von Chloroquin und Hydroxychloroquin für die zugelassene Anwendung nicht mehr auf. Das Nutzen-Risiko-Verhältnis ist negativ.
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