Risiko durch lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen: Kardiologen warnen vor einem vorzeitigen Einsatz der Kombinationstherapie aus dem Malariamittel Chloroquin und dem Antibiotikum Azithromycin. US-Präsident Donald Trump hatte die Kombi jüngst als Durchbruch in der Covid-19-Behandlung bezeichnet.
Die Deutsche Herzstiftung und Herzspezialisten warnen jedoch vor einem voreiligen Einsatz, der Nutzen sei bis heute nicht bewiesen. Außerdem bestehe für die Patienten ein Risiko durch lebensgefährliche Herzrhythmusstörungen. Die Kombi Chloroquin-Azithromycin müsse den Kardiologen zufolge vor ihrem Einsatz in klinischen Studien erprobt werden. „Nur dann, wenn die Wirksamkeit die Nebenwirkungshäufigkeit bei Weitem überwiegt – was durchaus sein könnte –, ist ein klinischer Einsatz einer solchen Therapie gerechtfertigt.“
Problem Long-QT-Syndrom
Die Arzneimittel können in seltenen Fällen bösartige Herzrhythmusstörungen (Kammerflimmern), zum Teil mit tödlichem Ausgang verursachen. Für Patienten mit vorbestehender Herzerkrankung sei das Risiko größer. Der Grund: Das Long-QT-Syndrom ist für Chloroquin und Azithromycin ähnlich. Beide Arzneistoffe können das QT-Intervall verlängern, was eine elektrische Instabilität des Herzens zur Folge haben kann. Man müsse davon ausgehen, dass sich diese gefährlichen Nebenwirkungen beider Medikamente addieren: „Chloroquin verlängert in höheren Dosen die QT-Zeit deutlich. Gibt man dann Azithromycin dazu, das selbst die QT-Zeit meist nur mäßig verlängert, kann sich die QT-Zeit noch einmal verlängern“, sagt der Heidelberger Herzspezialist Professor Dr. med. Klaus von Olshausen. Trumps Empfehlung sei „unvertretbar und fahrlässig.“
Hoffnungsträger Chloroquin
Kritik gegen Trumps Äußerung kommt nicht nur von den Kardiologen, sondern auch vom Direktor des nationalen Instituts für Allergien und Infektionskrankheiten der USA, Professor Dr. Anthony Fauci. Es gebe bislang nur vereinzelte Berichte über die Wirksamkeit von Chloroquin, aber keine ernsthaften klinischen Studien. Alle bisherigen Erfahrungen zur Covid-19-Therapie beziehen sich auf die Monotherapie mit Chloroquin. Für die Kombi liegen praktisch keine belastbaren klinischen Daten vor. Die Ergebnisse der Chloroquin-Behandlung wecken große Hoffnung: „Bei dieser Therapie ist – trotz der relativ hohen Dosierung – das Risiko tödlicher Herzrhythmusstörungen deutlich geringer als bei einer Kombinationstherapie“, so Kardiologe und Pharmakologe Professor Dr. Thomas Meinertz vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung. „Es ist zu erwarten, dass hier mögliche günstige Wirkungen die negativen Auswirkungen auf den Herzrhythmus überwiegen.“ Chloroquin wird zweimal täglich zu je 500 mg verabreicht, die Dosierung erfordere eine Überwachung des EKGs beziehungsweise des Herzrhythmus.
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