Patienten mit Grunderkrankungen zählen zur Risikogruppe für eine SARS-CoV-2-Infektion. Dachte man bislang, vor allem Patienten mit Lungenerkrankungen wie Asthma oder COPD seien besonders gefährdet, sind es jetzt Patienten mit kardiovaskulären oder zerebrovaskulären Erkrankungen.
In Deutschland wurden inzwischen 1.139 Menschen (Stand 9. März 2020) positiv auf das neuartige Coronavirus getestet. Besonders schwer scheint die Erkrankung Herzpatienten zu treffen, wie ein Bulletin des American College of Cardiology (ACC) zeigt. Demnach haben 40 Prozent der hospitalisierten SARS-CoV-2-Patienten eine kardiovaskuläre oder zerebrovaskuläre Vorerkrankung.
Ein Fallbericht über 138 hospitalisierte Covid-19-Patienten zeigt, dass knapp 17 Prozent eine Arrhythmie und knapp sieben Prozent akute Herzschädigungen erlitten. Die Betroffenen zeigen eine beginnende Herzinsuffizienz, Myokardinfarkt oder Myokarditis. Die kardialen Komplikationen im Falle einer Infektion mit dem neuartigen Coronavirus stimmen laut Wissenschaftlern und derzeitigem Kenntnisstand in etwa mit denen von SARS und MERS überein.
Empfehlungen der ACC für Herzpatienten
- Pneumokokken- und Grippeschutzimpfung stellen einen wesentlichen Schutz für Herzpatienten dar. So könne das Risiko für Superinfektionen verringert werden.
- Herzpatienten in Risikogebieten sollten über das potentielle Risiko aufgeklärt und zusätzliche angemessene Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden.
- Fieber tritt bei älteren Covid-19-Patienten nur selten auf, daher sollten Symptome wie Kurzatmigkeit oder Husten stärker in den Fokus rücken.
- Oberste Priorität hat die Eindämmung der Virusverbreitung. Patienten sollten sich vor einer Tröpfcheninfektion schützen – eine gute Handhygiene, das Einhalten von ein bis zwei Metern Abstand sowie der Husten-Niesetikette sind wichtig.
- Da der Fokus aktuell auf den Symptomen der Coronavirusinfektion liegt, könnten die klassichen Symptome eines Herzinfarktes übersehen werden.
ACE-Hemmer
Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Coronavirus und ACE-Hemmern? Einer Publikation in „Nature Reviews Cardiology“ zufolge wird vermutet, dass SARS-CoV-2 die Wirtszellen über Angiotensin Converting Enzyme2 (ACE)-Rezeptoren infiziert. Die Folge können in erster Linie Lungenentzündungen, aber auch Schädigungen des Myokards und des Herz-Kreislauf-Systems sein. Vermutlich haben Patienten mit kardiovaskulären Grunderkrankungen (CVD) ein erhöhtes Sterberisiko. Daher sollte auf den kardiovaskulären Schutz im Falle einer Infektion besondere Aufmerksamkeit gelegt werden.
Das Angiotensin Converting Enzyme (ACE) ist maßgeblich für die Bildung von Angiotensin II aus Angiotensin I verantwortlich. Außerdem wird das Enzym für den Abbau von Bradykinin benötigt. ACE2 ist eine membrangebundene Aminopeptidase, die eine wichtige Rolle für das Herz-Kreislauf- und auch für das Immunsystem spielt. „ACE2 wurde als funktioneller Rezeptor für Coronaviren – einschließlich SARS-CoV und SARS-CoV-2 – identifiziert“, so die Wissenschaftler.
ACE2 ist in der Lunge und auch am Herzen hoch exprimiert. SARS-CoV-2 dringt hauptsächlich in die Alveolarepithelzellen ein, was zu Atemwegsbeschwerden führt. CVD-Patienten zeigen schwerere Symptome im Vergleich zu Gesunden mit erhöhter ACE2-Sekretion. „Die ACE2-Konzentration kann durch die Verwendung von Hemmstoffen des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems erhöht werden.“ Ob am Coronavirus erkrankte Bluthochdruckpatienten, die mit einem ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptorblocker behandelt werden, auf ein anderes Arzneimittel umsteigen sollten, ist nach wie vor umstritten und unklar, da noch weitere Nachweise erforderlich sind.
Das Myokard könnte aber auch durch einen Zytokinsturm verletzt werden. Dieser würde durch ein Ungleichgewicht der Reaktion der Typ-1- und Typ-2-Helferzellen ausgelöst. Außerdem könne eine respiratorische Dysfunktion infolge einer SARS-Cov-2-Infektion das Myokard schädigen. Herzpatienten sollten ihre Medikation nicht einfach absetzen.
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