Coronavirus gefährlicher als gedacht?
Vor vier Wochen wurde in Deutschland der erste Coronavirusfall bestätigt. Das Risiko wird täglich neu bewertet. „Wir haben es mit einer schweren Krankheitsform zu tun“, so Professor Dr. Lothar H. Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI).
Das neue Conoavirus lasse sich sehr leicht übertragen, so Wieler. „Die Ausbreitungsgeschwindigkeit dieses Virus ist hoch.“ Darum müsse alles versucht werden, um die Verbreitung einzudämmen. Hinzu komme der Aspekt der Krankheitsschwere – wie viele der Infizierten werden krank und in welcher Intensität. Mehr als 80 Prozent der Menschen, die infiziert sind, zeigen nur milde Symptome, so Wieler. „Das ist eine gute Nachricht.“ Nach aktuellen Zahlen würden jedoch rund 15 Prozent schwer erkranken. Das sei viel. Man müsse zudem davon ausgehen, dass etwa 1 bis 2 Prozent der Infizierten sterben. „Das ist eine schwere Krankheitsform“, so Wieler.
Einen Impfstoff werde es laut Wieler in diesem Jahr nicht geben. Außerdem gibt es kein zugelassenes Therapeutikum, aber es gebe erste Hinweise, welche Arzneimittel gegen das Virus wirksam sind. „Wir müssen jetzt vor allem Zeit gewinnen. Mit jedem Tag oder jeder Woche mit der wir die Ausbreitung verlangsamen können, steigt die Chance, dass ein Therapeutikum zur Verfügung steht.“
Übertragen werde das Virus durch Tröpfcheninfektion. „Wir wissen nicht, wie sich das Virus ausbreitet. Deswegen bekämpfen wir es so stringent wie möglich.“ Bei Raumtemperatur könne das Virus circa vier Tage überleben. Daher sei der Einsatz von Desinfektionsmitteln im Umfeld des Patienten angezeigt, es gebe aber keinen Grund, flächendeckend öffentliche Flächen wie Handgeländer zu behandeln. Wieler appelliert zudem, Händehygiene und Husten-Nies-Etikette einzuhalten. „Auf keinen Fall ist es angemessen, sich unangemeldet in das Wartezimmer zu setzen und womöglich weitere Menschen anzustecken.“ Bis das Testergebnis vorliege, sollten die Betroffenen zu Hause bleiben. Der Worst Case sei eine Pandemie, die über Deutschland hinweg rolle. Allerdings gebe es keinen Anlass für „italienische Verhältnisse“.
„Die Lage ist ernst“, so Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU). Die Länderbehörden müssten bei der Corona-Bekämpfung mitziehen: „Wir können uns keine Zuständigkeitsdiskussionen leisten. Dafür hätte die Bevölkerung kein Verständnis.“ Laut Infektionsschutzgesetz sind die Länder und Kommunen für die Anordnung und Durchführung der meisten Schutzmaßnahmen zuständig.
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