„Wir befinden uns am Beginn einer Corona-Epidemie in Deutschland“, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) gestern. „Die Infektionsketten sind teilweise – und das ist die neue Qualität – nicht nachzuvollziehen.” In den Apotheken häufen sich Anfragen zum neuen Coronavirus. Das sind die Fakten.
Laut Robert-Koch-Institut (RKI) wurden bisher in beinahe allen deutschen Bundesländern SARS-CoV-2-Infektionen bestätigt (Stand 06.03.2020). Die Inkubationszeit liegt bei schätzungsweise 14 Tagen.
Die Symptome gleichen denen eines grippalen Infektes. Die Betroffenen zeigen Krankheitszeichen wie Abgeschlagenheit, Husten, Halskratzen, Schnupfen oder Fieber. Bei einigen Patienten ist ein schwerer Verlauf mit Atemproblemen und Lungenentzündung möglich. „Die Grippe ist genauso gefährlich, wenn nicht sogar gefährlicher“, sagt Virologe Professor Hendrik Streeck von der Universität Bonn. Zum Vergleich: Die Grippewelle 2018 zählte weltweit 43 Millionen Infizierte und eine Million Tote.
Bei mehr als 80 Prozent der Infizierten sind leichte Krankheitsverläufe oder sogar gar keine Symptome zu verzeichnen. Vor allem ältere Menschen und Personen mit einer Immunschwäche können aber unter schweren Krankheitsverläufen leiden. Todesfälle sind bislang nur bei Älteren und Patienten mit Grunderkrankungen zu verzeichnen. Aktuell liegt laut RKI der Anteil der Todesfälle, bei denen die Erkrankung mittels Labortest bestätigt wurde bei etwa 2 Prozent. „Es ist aber wahrscheinlich, dass dieser Anteil tatsächlich geringer ist, weil sich die Daten auf Patienten beziehen, die im Krankenhaus behandelt wurden.“
Das A und O gegen das neue Coronavirus sind eine gute Händehygiene, Abstand zu Infizierten und das Einhalten der Husten- und Niesetikette.
Die genetische Struktur des neuen Coronavirus ist bereits bekannt. Australischen Wissenschaftlern ist es bereits gelungen, das Virus nachzubauen. Dies ermöglicht die Entwicklung eines spezifischen Arzneimittels gegen den Erreger. Bislang steht noch keine gegen das Virus selbst gerichtete Behandlungsoption zur Verfügung. Daher steht die Therapie der einzelnen Symptome im Vordergrund.
Bisher gibt es noch keinen Impfstoff. Chinesischen Medien zufolge sollen Ende April erste klinische Studien für einen Impfstoffkandidaten starten. Wann eine Vakzine zur Verfügung stehen wird, ist derzeit unklar.
Personen, die mit einem Infizierten Kontakt hatten, bei dem das Virus bestätigt wurde, sollen unverzüglich das zuständige Gesundheitsamt informieren – auch wenn die Personen keine Symptome zeigen.
Personen, die sich in einem vom RKI ausgewiesenen Risikogebiet aufgehalten haben und zurückkehren, sollen unnötige Kontakte meiden und zu Hause bleiben. Treten Schnupfen oder Husten auf, sollten Händehygiene und Niesetikette eingehalten und nach telefonsicher Voranmeldung ein Arzt aufgesucht werden.
„Eine Laboruntersuchung auf SARS-CoV-2 ist dann angezeigt, wenn es sich bei den Betroffenen um begründete COVID-19-Verdachtsfälle handelt“, schreibt das RKI. Dies ist der Fall, wenn unspezifische Allgemeinsymptome oder akute respiratorische Symptome jeder Schwere auftreten und innerhalb der letzten 14 Tage vor Krankheitsbeginn Kontakt zu einem bestätigten COVID-19-Fall bestand und/oder sich der Betroffene in den letzten 14 Tagen vor Krankheitsbeginn in einem Risikogebiet aufgehalten hat.
Gesunde brauchen keinen Atemschutzmasken. Ein Mundschutz ist vor allem für diejenigen wichtig, die eng mit Infizierten zusammenkommen, wie Ärzte in Kliniken. Zudem ist es sinnvoll, wenn Infizierte einen Mund-Nasen-Schutz tragen. Hierbei ist vom sogenannten Fremdschutz die Rede, denn es kann das Risiko einer Ansteckung durch Tröpfchen verringert werden. Dazu muss der Schutz aber enganliegend sitzen, bei Durchfeuchtung gewechselt werden und darf während des Tragens nicht verschoben werden.
Laut RKI gibt es keine hinreichenden Belege dafür, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes das Risiko einer Ansteckung für eine gesunde Person, die ihn trägt, verringert. „Nach Angaben der WHO kann das Tragen einer Maske in Situationen, in denen dies nicht empfohlen ist, ein falsches Sicherheitsgefühl erzeugen. Das kann dazu führen, dass zentrale Hygienemaßnamen wie eine gute Händehygiene vernachlässigt werden.“
Das neue Coronavirus zählt zu den behüllten Viren und kann mit einem Ethanol-basierten Desinfektionsmittel mit einem Ethanolgehalt ab 62 Prozent unschädlich gemacht werden. Außerdem sind Desinfektionsmittel auf Grundlage von Propanol geeignet. Diese sind mit dem Hinweis „begrenzt viruzid“ gekennzeichnet. Außerdem sollten die Hände gründlich mit Seife und heißem Wasser gewaschen werden.
Alle Fragen und Antworten zum Coronavirus findest du hier zum Download
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