Die Corona-Warn-App soll dabei helfen, die Ausbreitung der Pandemie einzudämmen und Infektionsketten schneller zu durchbrechen. Doch nur etwa jede*r vierte Bürger*in benutzt die App auch regelmäßig, zeigt eine Studie. Expert*innen aus Wissenschaft und Politik fordern daher Anpassungen wie mehr Aufklärung und weniger Datenschutz für die Corona-Warn-App.
Als die Corona-Warn-App im Sommer in die App-Stores kam, war der Hype groß. Immerhin wurde monatelang daran gearbeitet. Millionen Menschen haben sich die Anwendung bereits auf ihr Smartphone geladen. Sie gibt Auskunft darüber, ob ein*e Nutzer*in womöglich Kontakt zu einer infizierten Person hatte. Dazu werden die Bewegungen aller Nutzer*innen per Tracing verfolgt, jedoch nicht gespeichert. Denn die App unterliegt hohen Datenschutzanforderungen und basiert auf Freiwilligkeit. Soweit die Theorie.
In der Praxis zeigten sich zuletzt jedoch einige Schwierigkeiten rund um die Corona-Warn-App. So ist diese nur für Personen zugänglich, die ein (neueres) Smartphone besitzen und dieses auch möglichst ständig bei sich tragen. Hinzu kommen Probleme in Sachen Datenübermittlung, beispielsweise von Testergebnissen. Eine neue Umfrage zeigt zudem, dass der Zuspruch für die App zwar insgesamt relativ groß ist, die tatsächliche Nutzung jedoch eher zu wünschen übriglässt. Daher fordern verschiedene Expert*innen nun mehr Aufklärung und weniger Datenschutz bei der Corona-App.
Bessere Aufklärung über Funktion der App
Wissenschaftler*innen der Goethe-Universität Frankfurt haben in einer repräsentativen Umfrage insgesamt mehr als 1.000 Menschen zur Corona-Warn-App befragt. Demnach zeigt sich rund die Hälfte der Teilnehmer*innen (55 Prozent) grundsätzlich dazu bereit, die App herunterzuladen. Tatsächlich umgesetzt hat dies jedoch nur knapp ein Viertel von ihnen (23 Prozent). Wenig überraschend liegt die Bereitschaft zur Nutzung der App bei Menschen der Risikogruppe (80 Prozent) am höchsten.
Einer der Hauptgründe, warum die App trotz einer grundsätzlich positiven Einstellung dazu nicht genutzt wird, ist den Umfrageergebnissen zufolge Unwissen. So sind viele potenzielle Nutzer*innen nicht über die Funktionsweise informiert oder haben diesbezüglich Bedenken. Dazu gehören unter anderem die Angst vor einer Datenweitergabe, einer Kontaktverfolgung per GPS, einem hohen Verbrauch von Datenvolumen und einer Kontrolle der Einhaltung von Kontaktbeschränkungs- oder Quarantäneregeln. „Es gibt viel Halbwissen über die App“, schlussfolgert Valerie Carl, die als Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Studie beteiligt war.
Zugleich kamen die Wissenschaftler*innen jedoch auch zu dem Ergebnis, dass ein fundierteres Wissen über die App die Nutzungsbereitschaft erhöhen würde. So wurden den App-Skeptiker*innen aus der Umfrage verschiedene Informationsvideos zur Funktion vorgeführt, woraufhin etwa ein Drittel von ihnen eine deutlich positivere Einstellung zur Corona-App bekam.
Das Fazit der Wissenschaftler*innen: „Die Ergebnisse unserer Studie legen es nahe, dass eine weitere Informationskampagne der Bundesregierung die Bereitschaft für die Warn-App erhöhen könnte. Dabei sollte auch gezielt auf die Missverständnisse und Falschannahmen eingegangen werden, die viele davon abhält, die App zu nutzen.“
Mehr Aufklärung, weniger Datenschutz = Erfolg für Corona-Warn-App?
Auch der Aspekt des Datenschutzes sorgt vermehrt für Kritik. So wird neben mehr Aufklärung auch weniger Datenschutz bei der Corona-Warn-App gefordert. Denn aktuell zeigt die App zwar grundsätzlich an, ob eine Risikobegegnung mit einer infizierten Person stattgefunden hat, jedoch nicht, wann und wo dies erfolgte. Das Nachvollziehen und Durchbrechen von Infektionsketten werde dadurch erschwert, meinen verschiedene Vertreter*innen aus der Politik. Sie fordern daher eine zumindest kurzfristige Aufweichung des Datenschutzes, um Menschen besser zu schützen.
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