Es ist beschlossene Sache: Apotheker:innen werden ab Januar in die Impfkampagne eingebunden. Apotheker:innen, die bereits am Modellprojekt Grippeschutzimpfung teilnehmen und die nötigen Voraussetzungen erfüllen, benötigen keine gesonderte Schulung – diese Entscheidung befürwortet der Großteil der Apotheker:innen und PTA (78 Prozent). Doch wollen die Kolleg:innen eigentlich gegen Corona impfen und sollte die Corona-Impfung in Apotheken auch PTA übertragen werden dürfen? aposcope hat die Antworten.
Im Rahmen von Modellprojekten können sich Bürger:innen in Apotheken gegen Grippe impfen lassen. Unter den befragten Apotheker:innen und PTA sind knapp 16 Prozent an den Projekten beteiligt. Auffällig ist, dass Inhaber:innen, deren Apotheke nicht am Modellprojekt Grippeimpfung teilnimmt, eher Corona-Impfungen anbieten würden, nämlich knapp über die Hälfte (51 Prozent), nur drei von zehn Chef:innen würden hingegen gegen Grippe impfen.
Das Impfen gegen Grippe und Corona sollen die Apotheker:innen übernehmen – dem stimmen 88 Prozent der Befragten zu. Nur zwei von zehn Apotheker:innen und PTA sind der Meinung, dass Pharmazieingenieur:innen gegen Corona impfen sollten. Und PTA, sollten sie die Spritze setzen dürfen? Ja, sagen knapp 43 Prozent der Befragten – hierbei herrscht Einigkeit zwischen den befragten PTA (42,4 Prozent) und Apotheker:innen (42,7 Prozent).
Aber wollen die Kolleg:innen überhaupt gegen Corona impfen? Jede/r zweite Apotheker:in ist bereit, die Impfung durchzuführen, bei den PTA ist die Bereitschaft nur bei vier von zehn Kolleg:innen da.
Stand jetzt sollen Bürger:innen, die das 18. Lebensjahr vollendet haben, zeitlich befristet vom 1. Januar bis 31. Dezember 2022 in Apotheken gegen Corona geimpft werden. Ist das realistisch? aposcope liefert die Antwort. Die befragten Kolleg:innen benötigen eine Vorlaufzeit von drei Wochen (Median). Pro Tag wären bei einem Personalbedarf von zwei Kolleg:innen bis zu 24 Impfungen möglich.
So weit so gut. Hier kommt das Problem: Dem Großteil der Apothekenleiter:innen (60 Prozent) fehlen die personellen Kapazitäten, um Corona-Impfungen in der Apotheke durchzuführen. Vier von zehn Kolleg:innen geben an, zwei Personen für die Immunisierungen abstellen zu können. Der Personalmangel in den Vor-Ort-Apotheken ist aber nur einer der Gründe, die gegen die Corona-Impfung in Apotheken sprechen, hinzu kommen unter anderem das Fehlen der nötigen Räumlichkeiten sowie Zeitmangel und die Wut der Ärzt:innen. Auf der anderen Seite sind sich die Kolleg:innen einig, dass mit ihnen die Impfkampagne Fahrt aufnehmen könnte, das Ansehen der Apotheken vor Ort gesteigert werde und es nicht an Kompetenz mangele.
Dass die Leistung entlohnt werden muss, ist klar. Die befragten Apotheker:innen und PTA sind im Durchschnitt für eine Vergütung in Höhe von 31 Euro je Impfung – zum Vergleich: Ärzt:innen erhalten 28 Euro je Impfung an den Werktagen von Montag bis Freitag, am Wochenende sowie an Feiertagen, Heiligabend und Silvester sind es 36 Euro.
Allerdings gibt es eine traurige Wahrheit: „Corona-Impfungen in der Apotheke kommen zu spät, um die vierte Welle zu brechen“, sagen 85 Prozent der Befragten. Außerdem sind 63 Prozent der Kolleg:innen der Meinung, dass es angesichts der aktuellen Impfstoffknappheit verschwendete Zeit ist, über Corona-Impfungen in Apotheken zu diskutieren.
Zur Methodik: An der aposcope-Befragung „Impfungen in der Vor-Ort-Apotheke“ nahmen am 1. Dezember 2021 insgesamt 308 Apotheker:innen und PTA teil.
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