Ob Jeans, Handys oder Handtaschen: Für viele Markenprodukte gibt es inzwischen eine Fake-Alternative. Doch auch Medikamente fallen Produktpirat:innen zum Opfer – in der Corona-Pandemie mehr denn je. Neben falschen Impfpässen müssen Apotheken und Verbraucher:innen also auch wachsam vor gefälschten Arzneimitteln und Medizinprodukten wie Masken, Tests und Schutzausrüstung sein. Das zeigt ein neuer Bericht der Europäischen Agentur für geistiges Eigentum.
Demnach hat die Verbreitung von nachgeahmten Waren und Raubkopien während der COVID-19-Pandemie deutlich zugenommen. So konnten beispielsweise in einer länderübergreifenden Aktion zwischen März und September 2020 mehr als 25 Millionen Tonnen gefälschte Arzneimittel im Wert von rund 73 Millionen Euro beschlagnahmt werden, darunter Mittel gegen Krebs, Potenzmittel, Pseudoephedrin, Dopingsubstanzen, Analgetika, Antiöstrogene, Virostatika, Hypnotika, Antihistaminika und Anxiolytika. Mehr noch: „Die Operation machte auch deutlich, wie die aufkommende Pharmakriminalität mit der COVID-19-Pandemie zusammenhängt“ heißt es. Denn es wurden außerdem etwa 33 Millionen Medizinprodukte, acht Tonnen Rohstoffe, Chemikalien und antivirale Mittel sowie 70.000 Liter Desinfektionsmittel konfisziert.
Neben gefälschten Arzneimitteln fielen auch Corona-Schnelltests, Masken und Co. Produktpirat:innen zum Opfer und wurden illegal verkauft – sowohl online als auch offline. „Die COVID-19-Pandemie hat neue Möglichkeiten für Kriminelle geschaffen, die versuchen, die hohe Nachfrage nach bestimmten Waren und die durch die Ausbreitung des Virus entstandene Unsicherheit auszunutzen.“ Hauptplattform für den Verkauf sind offenbar Online-Apotheken beziehungsweise Online-Shops, die sich fälschlicherweise als Online-Apotheken ausgeben.
Selbst Impfstoffe waren und sind vor Kriminellen nicht sicher. Denn die Behörden stießen auf zahlreiche gefälschte Corona-Impfstoffe, die durch wiederbefüllte Originalfläschchen in Verkehr gebracht wurden. Für die Expert:innen ein No-Go, denn dies gefährdet die Gesundheit. „Einige gefälschte Arzneimittel enthalten weniger oder gar keine Wirkstoffe im Vergleich zu echten Produkten. In einigen anderen Fällen enthalten gefälschte Arzneimittel stärkere Inhaltsstoffe oder höhere Konzentrationen, die extreme Folgen für die menschliche Gesundheit haben können“, warnen die Expert:innen. Auch fehlerhafte Schutzausrüstung kann zur Gefahr werden, weil sie die entsprechenden Sicherheitsstandards nicht erfüllt, das Infektionsrisiko in die Höhe treibt und mitunter sogar Giftstoffe enthält.
Das könnte dich auch interessieren
Mehr aus dieser Kategorie
Antibiotika für Kinder: Besser nicht zu früh?
Dass Antibiotika mit Bedacht verordnet werden sollten – Stichwort Resistenzen –, ist bekannt. Das gilt besonders, wenn diese bei Kindern …
Erhöht Milch das Risiko für Herzkrankheiten?
Milch- und Milchprodukte haben bei vielen Menschen einen festen Platz auf dem Ernährungsplan. Doch zu viel davon kann gefährlich werden, …
SVA tagt: OTC-Switch für Sildenafil und Co.?
Am 21. Januar 2025 tagt der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht (SVA) zum ersten Mal im neuen Jahr. Auf der Agenda steht …