Coenzym Q10 spielt eine entscheidende Rolle für den Stoffwechsel und wird vom Körper selbst gebildet. Das Problem: Bereits ab dem 30. Lebensjahr nimmt die körpereigene Q10-Synthese ab. Sollte Coenzym Q10 also supplementiert werden? Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) liefert aktuell die Antwort.
Coenzym Q10 findet sich vor allem in den Mitochondrien, den sogenannten Kraftwerken der Zellen. Die Substanz kommt als Ubichinol und Ubichinon und zeigt strukturelle Ähnlichkeiten zu den Vitaminen A, E und K. Fehlt das Chinon-Derivat, fehlt es auch an Energie für die Herzmuskelaktivität, die Muskelfunktion und die Gehirnfunktion. Q10 kann laut BfR vom Körper selbst in ausreichenden Mengen gebildet werden. Über die Nahrung können täglich drei bis fünf Milligramm aufgenommen werden. Öliger Fisch, Nüsse, Innereien, Hülsenfrüchte, Rosenkohl und Brokkoli zählen dabei zu den Q10-Lieferanten.
Eine Empfehlung in puncto Versorgung mit Q10 für spezielle Bevölkerungsgruppen gibt es bisher nicht. Der Grund: Die Datenlage zur gesundheitlichen Bewertung ist bisher unzureichend, weshalb noch immer Wissenslücken bestehen, heißt es vom BfR in den FAQ weiter. Fest steht: Gesundheitsbezogene Angaben zu Coenzym Q10 wie „steigert die Leistungsfähigkeit und verbessert die Gesundheit“ sowie zur „Stärkung der Abwehrkräfte“ sind der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zufolge nicht wissenschaftlich belegt und damit unzulässig.
Coenzym Q10: Supplementierung meist unnötig
Von einer generellen Nahrungsergänzung mit Coenzym Q10 raten die Expert:innen ab. Der Grund: Aus den beiden Aminosäuren Phenylalanin und Tyrosin – enthalten in Gemüse, Nüssen, Milchprodukten, Fleisch und Fisch – sowie aus Mevalonsäure – Bestandteil pflanzlicher Lebensmittel – können ausreichende Mengen an Coenzym Q10 gebildet werden. Hinzukommt, dass es derzeit keine Hinweise auf eine Unterversorgung mit Q10 in der Bevölkerung und damit einhergehende Mangelerscheinungen gebe. „Eine zusätzliche Zufuhr von Coenzym Q10 über Nahrungsergänzungsmittel ist daher nicht notwendig.“ Mehr noch: Eine übermäßige Zufuhr von Coenzym Q10 kann gesundheitliche Folgen haben.
Was droht bei Überdosierung?
„Insgesamt liegen für die Supplementierung von Coenzym Q10 bei gesunden Menschen bislang nur relativ wenige Daten vor“, heißt es. Das gelte besonders für die Auswirkungen bei Schwangeren und Stillenden sowie bei Kindern und Jugendlichen. Ob es in Kombination mit bestimmten Arzneimitteln, beispielsweise Gerinnungshemmern oder Blutdrucksenkern zu Wechselwirkungen kommen kann, sei ebenfalls noch unzureichend untersucht. Patient:innen sollten daher vor der Einnahme ärztlichen Rat einholen – insbesondere, wenn eine Tagesdosis von 100 mg Coenzym Q10 überschritten wird, für die vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit eine Allgemeinverfügung erteilt wurde.
Zudem haben laut den Expert:innen Studien gezeigt, dass es bei einer zusätzlichen Aufnahme von Coenzym Q10 von bis zu 300 mg pro Tag gelegentlich zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Sodbrennen, Magenbeschwerden und Durchfall kam. Auch von Hautausschlägen wurde vereinzelt berichtet. Was bei Supplementierungen in höheren Dosierungen droht, sei bisher nicht bekannt. Gesetzliche Höchstmengen gibt es in der EU bisher nicht.
„Bei normaler Funktion und abwechslungsreicher, ausgewogener Ernährung ist also eine ausreichende Versorgung mit Coenzym Q10 gewährleistet“, fasst das BfR zusammen und rät von einer Supplementierung ab.
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