Vor mehr als zwei Monaten hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die globale Studie Solidarity mit vier Arzneimitteln und Kombinationen gestartet. Ziel ist es, die Sicherheit und Wirksamkeit der Hoffnungsträger in der Behandlung von Covid-19 zu untersuchen. Das Studienprogramm umfasst die Substanzen Remdesivir, Interferon-beta-1a, Hydroxychloroquin und die Kombi Lopinavir/Ritonavir. Doch die WHO setzt nun die klinischen Tests mit Hydroxychloroquin und Chloroquin aus. Daten zeigen, dass Patienten, die mit den Malariamitteln behandelt wurden, ein erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse hatten. Unter einer Behandlung mit beiden Arzneistoffen verstarben mehr Patienten als in den Kontrollgruppen.
In der vergangenen Woche wurden im Fachmagazin „The Lancet“ die Ergebnisse einer Beobachtungsstudie zu Hydroxychloroquin und Chloroquin zur Behandlung von Covid-19 veröffentlicht. Die Daten umfassen insgesamt 96.032 bestätigte Covid-Patienten (Durchschnittsalter 54 Jahre) in 671 Krankenhäusern auf sechs Kontinenten.
14.888 Patienten wurden mit Chloroquin oder Hydroxychloroquin beziehungsweise einer Kombination mit Azithromycin behandelt – 1.868 erhielten Chloroquin, 3.783 erhielten Chloroquin plus Makrolid, 3.016 erhielten Hydroxychloroquin und 6.221 erhielten Hydroxychloroquin mit einem Makrolid. 81.144 Patienten waren in der Kontrollgruppe. 10.698 Patienten starben im Krankenhaus. Das Mortalitätsrisiko unter den Malariawirkstoffen als Mono- oder Kombitherapie war höher als in der Kontrollgruppe.
Im Ergebnis zeigt sich außerdem für Chloroquin und Hydroxychloroquin ein erhöhtes Risiko einer ventrikulären Arrhythmie. In der Kombination mit dem Antibiotikum war dieses noch höher. Lag dieses Risiko in der Kontrollgruppe bei 0,3 Prozent, waren es für Chloroquin 4,3 Prozent, für Hydroxychloroquin 6,1 Prozent und für die Kombi Hydroxychloroquin/Azithromycin 8,1 Prozent. Unter Chloroquin plus Makrolid lag das Risiko bei 6,5 Prozent.
„Diese Ergebnisse legen nahe, dass diese Therapieschemata nicht außerhalb klinischer Studien angewendet werden sollten und eine dringende Bestätigung durch randomisierte klinische Studien erforderlich ist“, so die WHO. Der Studienarm zu Hydroxychloroquin wird ausgesetzt und die Studiendaten ausgewertet. Auf die anderen Arme der Solidarity-Studie hat dies keinen Einfluss. „Diese Bedenken beziehen sich auf die Verwendung von Hydroxychloroquin und Chloroquin bei Covid-19“, so die WHO.
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