Vor wenigen Monaten sorgte die „Hot Chip Challenge“ auch hierzulande für Wirbel. Die scharfe Mutprobe ging über TikTok viral und hatte zahlreiche Notarzteinsätze zur Folge. Grund genug für eine Warnung durch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR). Doch auch abseits der Challenge kann zu viel Capsaicin Gesundheitsgefahren bergen, warnen die Expert:innen nun in einer aktualisierten Stellungnahme.
„Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat Berichte über ernsthafte gesundheitliche Beeinträchtigungen nach oraler Aufnahme hoher Capsaicinoid-Dosen zum Anlass genommen, eine umfassende Sichtung und Bewertung der seit dem Jahr 2011 veröffentlichten Literatur vorzunehmen“, heißt es in einem Statement. Auch der Bericht über zahlreiche Vergiftungsfälle, vor allem bei Kindern, habe zu einer Aktualisierung der Stellungnahme geführt.
Dabei kommen die Expert:innen zu dem Schluss, dass auch der Verzehr von sehr scharf gewürzten Speisen zu einer Capsaicinoid-Aufnahme führen kann, die mitunter schwere Folgen für die Gesundheit haben kann. Dazu gehören unter anderem Magenschleimhautschädigungen. Als Symptome zeigen sich beispielsweise
- brennendes Gefühl im (oberen) Magen-Darm-Trakt,
- Sodbrennen und Reflux,
- Übelkeit und Erbrechen sowie
- Schmerzen im Bauch- und Brustraum.
Auch Kreislaufprobleme, kalter Schweiß, Blutdruckveränderungen und Schwindel sind möglich.
Übrigens: Capsainicinoide wie Capsaicin werden von diversen Paprika-Arten gebildet, um die Pflanzen vor Fraßfeinden zu schützen. Denn die Alkaloide sorgen für den charakteristischen scharf brennenden Geschmack der Früchte.
Capsaicin: Wie kommt es zu Gesundheitsgefahren?
Auf Basis der aktuellen Erkenntnisse werden die Gesundheitsgefahren durch Capsaicin auf die die lokale Wirkung im Gastrointestinaltrakt zurückgeführt. Demnach kommt es zu einer Schmerzauslösung, einer lokal auftretenden neurogenen Entzündung sowie einer über den Schmerzrezeptor TRPV1 vermittelten Aktivierung des Immunsystems.
Ab welcher Dosis genau die Gesundheitsgefahren unter Capsaicin auftreten können, lässt sich den Expert:innen zufolge nicht eindeutig benennen, weil die Datenlage bisher noch zu lückenhaft sei. So werde in Studien mitunter bereits ab einer Aufnahme von 0,5 bis 1 mg an Capsaicinoiden von leichten Symptomen berichtet, während bei Mengen von 170 mg ausgeprägte gesundheitliche Beeinträchtigungen zu erwarten seien. „Im dazwischenliegenden Dosisbereich können gesundheitlich unerwünschte Wirkungen auftreten.“
Entscheidend sei jedoch auch die Art der Aufnahme. Denn anders als beim schnellen Verzehr wie bei der scharfen Mutprobe könne die über einen längeren Zeitraum verteilte Aufnahme eines scharfen Gerichts moderatere Reaktionen hervorrufen.
Keine abschließende Bewertung möglich
Festgelegte Höchstgrenzen für die Aufnahme von Capsaicinoide in Lebensmitteln gibt es in Deutschland und der EU bisher nicht, ebenso wenig Schätzwerte. Capsaicin gehört jedoch zu den Stoffen, die laut EU-Verordnung 1334/2008 Lebensmitteln nicht zugesetzt werden dürfen.
Die Gesundheitsgefahren durch Capsaicin beziehungsweise durch die orale Aufnahme von Capsaicinoiden können aufgrund der Vielzahl an unterschiedlichen Einflussfaktoren und der lückenhaften Datenlage noch nicht abschließend bewertet werden, fassen die Expert:innen zusammen.
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